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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Das ganze Ausmaß des irakischen Biowaffen-Programms<br />

wurde dann erst nach dem Zweiten Golfkrieg bekannt, nachdem<br />

vom Sicherheitsrat <strong>der</strong> Vereinten Nationen <strong>der</strong> Irak zur<br />

Aufdeckung seiner Rüstungsprogramme verpflichtet <strong>und</strong><br />

eine entsprechende Untersuchungskommission eingesetzt<br />

worden war, die United Nations Special Commission<br />

(UNSCOM). 173 Es ergab sich, <strong>das</strong>s mindestens sechs Institutionen<br />

an den Aktivitäten beteiligt ware.<br />

Nach jahrelangen Verzögerungen gab <strong>der</strong> Irak schließlich zu,<br />

unter an<strong>der</strong>em seien 19.000 Liter konzentriertes Botulinum-<br />

Toxin, 8500 Liter Milzbrandsporen-Konzentrat, 3400 Liter<br />

Gasbrand-Erreger, 300 kg Rizin, <strong>und</strong> 2200 Liter Aflatoxin<br />

produziert worden. 10.000 l Botulin, 6500 l Anthrax-Konzentrat<br />

<strong>und</strong> 1580 Aflatoxin wurden munitioniert, <strong>das</strong> heißt in<br />

Raketengefechtsköpfe, Granaten, Fliegerbomben <strong>und</strong> ferngesteuerte<br />

Fluggeräte eingefüllt. Die Kampfmittel konnten<br />

aber auch mit Hilfe von Sprühgeräten ausgebracht werden,<br />

sowohl mit entsprechend umgebauten — zuvor aus den USA<br />

eingeführten — Hubschraubern, als auch mit vierzig mobilen<br />

Aerosol-Generatoren, die <strong>der</strong> Irak im Frühjahr 1990 aus<br />

Italien bezogen hatte. 174 Nach Kalkulationen des Pentagon<br />

hätte <strong>der</strong> mit Botulinum-Toxin gefüllte Sprengkopf einer einzigen<br />

irakischen Scud-Rakete ein Gebiet von etwa 3700<br />

Quadratkilometern vergiften können.<br />

Nach dem Golfkrieg schätzte die US-Armee ein: Wenn <strong>der</strong><br />

Irak seine Biowaffen eingesetzt hätte, wären „enorme<br />

Verluste“ die Folge <strong>und</strong> <strong>das</strong> Sanitätswesen <strong>der</strong> Army wäre<br />

völlig überfor<strong>der</strong>t gewesen. 175 Warum diese Kampfmittel<br />

nicht eingesetzt worden waren, ist immer noch nicht sicher<br />

bekannt. Möglicherweise hatte Saddam Hussein nukleare<br />

Vergeltungsaktionen <strong>der</strong> Amerikaner befürchtet. Inzwischen<br />

wurde aber von <strong>der</strong> CIA ein Dokument freigegeben, wonach<br />

<strong>der</strong> Irak damals im Begriff war, einen für die Verbreitung von<br />

Biowaffen geeigneten SU-22-Bomber — vermutlich gegen<br />

Israel — einzusetzen. Der Plan sei aber nicht ausgeführt<br />

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