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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Milzbrand-Erregern munitionierte Artilleriegranaten o<strong>der</strong><br />

Bomben eingesetzt werden. Zum Abwurf über dem feindlichen<br />

Hinterland eigneten sich mit Pestbakterien beladene Bomben.<br />

Anschließend unterbreitete Fischman Vorschläge zur<br />

Organisation <strong>der</strong> Biowaffenaktivitäten. Drei verschiedene<br />

Einrichtungen sollten dafür zuständig sein: Für offensive Vorbereitungen<br />

<strong>das</strong> Militärchemische Amt; für Prophylaxe <strong>und</strong><br />

Desinfektion <strong>das</strong> bakteriologische Labor des Instituts für<br />

chemischen Schutz sowie <strong>das</strong> Volkskommissariat für Ges<strong>und</strong>heitswesen.<br />

Zum Schutz vor Angriffen mit Biowaffen sollten<br />

Gasmasken <strong>und</strong> Schutzbekleidung bereitgestellt <strong>und</strong> Methoden<br />

zur Dekontamination <strong>und</strong> Immunisierung ausgearbeitet<br />

werden.<br />

Abschließend schlug Fischman vor, mit dem Ges<strong>und</strong>heitsministerium<br />

zu vereinbaren, <strong>das</strong>s dessen bakteriologische<br />

Institute in <strong>das</strong> Programm einbezogen werden. Immerhin<br />

gehörten zum Verantwortungsbereich dieses Volkskommissariats<br />

35 Institute, die sich mit den verschiedensten<br />

Aspekten <strong>der</strong> medizinischen Mikrobiologie beschäftigten.<br />

Außerdem empfahl er „verlässliche, qualifizierte Parteimitglie<strong>der</strong>“<br />

in ein Expertengremium zur Leitung <strong>und</strong> Koordination<br />

<strong>der</strong> weiteren Biowaffenaktivitäten zu berufen. Das<br />

war allerdings eine kontraproduktive Idee, die zu deutlichen<br />

Abstrichen <strong>der</strong> Kompetenz dieses Koordinierungsrates führte:<br />

Von den führenden sowjetischen Bakteriologen beteiligte<br />

sich zunächst nur ein einziger, Professor Semen I. Slatogorow,<br />

an den Biowaffenaktivitäten. Der aber starb 1931.<br />

Fischmans bemerkenswertes Engagement für <strong>das</strong> sowjetische<br />

Biowaffenprogramm blieb dem deutschen Nachrichtendienst,<br />

<strong>der</strong> „Abwehr“, offenbar völlig verborgen. Sein Name wird<br />

in diesem Zusammenhang in keinem <strong>der</strong> im Militärarchiv<br />

des B<strong>und</strong>esarchivs aufbewahrten einschlägigen deutschen<br />

Dokumente genannt, die sich mit ausländischen Biowaffenaktivitäten<br />

beschäftigen. Das ist erstaunlich, denn Fischman<br />

war in verantwortlicher Position in die deutsch-sowjetische<br />

Militärkooperation während <strong>der</strong> zwanziger Jahre einbezogen<br />

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