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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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untersucht hätten. Oberstleutnant Robert P. McQuail, <strong>der</strong><br />

amerikanische Delegationsleiter, war entsetzt: Hatten die<br />

Japaner Pingfan womöglich nicht vollständig zerstört?<br />

Gespannt fragte er Smirnov: „Der Oberst sprach von ‚Ruinen<br />

von Pingfan’. Wurde es bombardiert o<strong>der</strong> als Ergebnis <strong>der</strong><br />

Kämpfe zerstört?“ Mit gespielter Unschuld antwortete<br />

Smirnov: „Pingfan wurde vollständig von den Japanern<br />

zerstört, die versuchten, alle Spuren auszulöschen. Auch alle<br />

Dokumente wurden vernichtet, <strong>und</strong> unsere Experten machten<br />

nicht einmal Fotos von den Ruinen, so vollständig war <strong>das</strong><br />

Zerstörungswerk“. Diese Angaben beruhigten McQuail <strong>und</strong><br />

wurden noch jahrzehntelang weltweit geglaubt.<br />

Vierzig Jahre später besuchte <strong>der</strong> deutsche Mediziner Till<br />

Bärnighausen die Stätte, als er seine Doktorarbeit über die<br />

japanischen Biowaffenaktivitäten schrieb. 73 Er fand, <strong>das</strong>s es<br />

sich durchaus noch lohnte, in Pingfan Fotos zu machen: Die<br />

Sowjets hatten ihre ehemaligen Verbündeten belogen.<br />

Inzwischen sind charakteristische Teile <strong>der</strong> Einrichtung<br />

rekonstruiert <strong>und</strong> zur Besichtigung freigegeben worden; es ist<br />

sogar beabsichtigt, bei <strong>der</strong> UNESCO seine Anerkennung als<br />

Bestandteil des Weltkulturerbes zu beantragen. 74<br />

Der vierte große Kriegsverbrecherprozess fand dann vom<br />

3. Mai 1946 bis zum 4. November 1948 in Tokio statt, wo<br />

Ishiis Kriegsverbrecherkarriere einst begonnen hatte. Die<br />

umfangreichen Biowaffenaktivitäten <strong>der</strong> Japaner kamen<br />

praktisch überhaupt nicht zur Sprache. Erst mehr als ein<br />

halbes Jahrh<strong>und</strong>ert später, Ende August 2002, bestätigte ein<br />

japanisches Gericht erstmalig, <strong>das</strong>s Japan im Zweiten<br />

Weltkrieg Biowaffen benutzt hatte <strong>und</strong> <strong>das</strong>s dabei viele<br />

Menschen umgekommen waren. Trotzdem sprach <strong>das</strong><br />

Tokioter Bezirksgericht — vor dem 180 chinesische Opfer<br />

beziehungsweise Hinterbliebene Entschädigungsansprüche<br />

<strong>und</strong> eine offizielle Entschuldigung eingeklagt hatten — die<br />

japanische Regierung von rechtlichen Verpflichtungen frei. 75<br />

175

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