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ECOVIN - Institut für Produktion und Industrielles ...

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K. Butzmann: K<strong>und</strong>enorientierte <strong>und</strong> strukturierte Produktentwicklung 157<br />

durch die K<strong>und</strong>enintegration in Entwicklungsprozesse gegenüber einer Entwicklung „im Alleingang“.<br />

Viele Unternehmen be<strong>für</strong>chten, wichtige K<strong>und</strong>en zu verärgern oder Nachbesserungsforderungen<br />

zu verursachen, wenn den K<strong>und</strong>en noch unausgereifte Produkte mit eventuellen Verbesserungspotenzialen<br />

<strong>und</strong> Konstruktionsmängeln („Kinderkrankheiten“) zur Erprobung überlassen<br />

werden. Hier sollten – ebenso wie zu Fragen der Geheimhaltung <strong>und</strong> zu schutzrechtlichen<br />

Ansprüchen der K<strong>und</strong>en – vertragliche Regelungen getroffen sowie die Möglichkeiten einer<br />

Versicherung von Risiken geprüft werden. Anzumerken ist, dass Unternehmen, die in hohem<br />

Maße K<strong>und</strong>en aktiv in die Produktentwicklung einbeziehen, die Risiken der K<strong>und</strong>enintegration<br />

weitaus geringer einschätzen als solche Unternehmen, die sich der K<strong>und</strong>eneinbeziehung<br />

gegenüber eher zurückhaltend äußern. (Karle–Komes, 1997, S. 146).<br />

Eine erfolgreiche K<strong>und</strong>eneinbindung in Entwicklungsprozesse setzt seitens des innovierenden<br />

Unternehmens den Gebrauch von speziellen Anreizmechanismen <strong>für</strong> die K<strong>und</strong>en voraus. So<br />

sollten finanzielle <strong>und</strong>/oder immaterielle Anreize geschaffen werden, die den K<strong>und</strong>en dazu<br />

veranlassen, Produktideen zu generieren <strong>und</strong> diese sowie auch Problemlösungsanregungen an<br />

den Hersteller heranzutragen. Eine genaue K<strong>und</strong>enanalyse <strong>und</strong> ein enger K<strong>und</strong>enkontakt ermöglichen<br />

es dem Hersteller, von den Wettbewerbern unentdeckt an innovative K<strong>und</strong>en heranzutreten<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls das Innovationspotenzial dieser K<strong>und</strong>en aufzudecken. Diese<br />

K<strong>und</strong>en tragen so – zum Teil ohne dass es ihnen bewusst ist – im Rahmen eigenständiger<br />

Produktmodifikations- oder -verbesserungsbemühungen zur Innovation bei.<br />

In der Unternehmenspraxis ist häufig zu beobachten, dass sich FuE-Tätigkeiten nicht auf die<br />

Bedürfnisse oder Probleme der K<strong>und</strong>en richten <strong>und</strong> dass keine Konzentration auf die Entwicklung<br />

eines Basisproduktes stattfindet, das mit entsprechenden Produktanpassungen ein<br />

breites Marktsegment bedienen könnte. Es wird vielmehr versucht, die erarbeiteten Innovationsideen<br />

in ihrer Vielzahl möglichst komplex weiterzuentwickeln. Darüber hinaus wird auf<br />

Ideen <strong>und</strong> Eigenentwicklungen von K<strong>und</strong>en nicht ausreichend zurückgegriffen. Hersteller<br />

verlassen sich oftmals lieber auf die eigenen, ursprünglich generierten Ideen ihres FuE-<br />

Personals, um zunächst Optimierungsvorschläge zu sammeln <strong>und</strong> dann einen möglichst großen<br />

Teil davon zu realisieren. Dies führt sehr schnell zu einem „Overengineering“ <strong>und</strong> einer<br />

zu großen Kompliziertheit <strong>und</strong> Techniklastigkeit von Produktkonzepten <strong>und</strong> damit zu nicht<br />

marktgerechten Lösungen.<br />

5.3 TECHNIKEN KUNDENORIENTIERTER PRODUKTENTWICKLUNG<br />

5.3.1 PFLICHTEN- UND LASTENHEFTE<br />

Anliegen <strong>und</strong> Inhalt der Pflichtenhefte <strong>und</strong> Lastenhefte <strong>für</strong> Innovationsprojekte ist die Vorgabe<br />

klarer <strong>und</strong> verbindlicher Ziele <strong>für</strong> die einzelnen Entwicklungsprozesse. Die Begriffe<br />

Pflichtenheft <strong>und</strong> Lastenheft werden in der Literatur <strong>und</strong> in der betrieblichen Praxis nicht immer<br />

klar voneinander abgegrenzt. Allgemein lassen sich die Begriffe folgendermaßen beschreiben:<br />

• Das Lastenheft ist ein Dokument, in dem alle Anforderungen an das Projektergebnis aus<br />

K<strong>und</strong>ensicht einschließlich aller Randbedingungen (insbesondere die Anforderungen der<br />

<strong>Produktion</strong>) beschrieben sind. Es wird dargestellt, was <strong>und</strong> wo<strong>für</strong> zu lösen ist. Darüber<br />

hinaus sollten die wirtschaftlichen Rahmendaten <strong>und</strong> eine grobe Terminvorgabe enthalten<br />

sein. Das Lastenheft basiert entweder auf den Erkenntnissen der Marktforschung oder, im<br />

Fall von Auftragsentwicklungen, auf den Forderungen eines konkreten K<strong>und</strong>en. Das Lastenheft<br />

soll produktionsunangepasste Entwicklungen <strong>und</strong> Konstruktionen vermeiden, in-

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