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Der Übergang in den Ruhestand - Wege, Einflussfaktoren und

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4. Austrittspfade <strong>Der</strong> <strong>Übergang</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Ruhestand</strong><br />

4.6.8 Krankheit <strong>und</strong> Invalidität<br />

Herr D. ist 70-jährig <strong>und</strong> wohnt seit dem Tod se<strong>in</strong>er Frau vor zehn Jahren alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Wohnung <strong>in</strong> der Westschweiz. Die zwei erwachsenen K<strong>in</strong>der leben schon seit längerem<br />

nicht mehr zu Hause. Herr D. studierte Mathematik <strong>und</strong> war danach Assistent an der Uni,<br />

bevor er e<strong>in</strong>ige Jahre als Lehrer arbeitete. Anfang der Siebzigerjahre wurde er Rektor e<strong>in</strong>er<br />

sehr grossen Schule.<br />

Als Anfang der Achtzigerjahre grosse Schulreformen durchgeführt wur<strong>den</strong>, wurde Herr D.<br />

beruflich sehr gefordert. Während mehrerer Jahre arbeitete er mehr als 100 Prozent <strong>und</strong><br />

machte kaum noch Ferien. Dazu kam später die Krankheit se<strong>in</strong>er Frau. Nach ihrem Tod<br />

fühlte er sich sehr müde. Kurz vor <strong>den</strong> ärztlichen Abklärungen erlitt Herr D. e<strong>in</strong>en Schlaganfall,<br />

zwei Jahre vor der Pensionierung. Es folgte e<strong>in</strong>e monatelange Rehabilitation. Das<br />

rechte Auge ist seither bl<strong>in</strong>d, er ist verlangsamt <strong>und</strong> leidet unter Gedächtnisproblemen. E<strong>in</strong>e<br />

Rückkehr <strong>in</strong>s Arbeitsleben stand auf Gr<strong>und</strong> des Ges<strong>und</strong>heitszustandes <strong>und</strong> der kurzen Zeit<br />

bis zur Pensionierung nicht zur Diskussion. Bis zum Erreichen des AHV-Alters 1997 bekam<br />

Herr D. e<strong>in</strong>e IV-Rente. Heute lebt er von der AHV <strong>und</strong> der Pensionskasse. Er kennt ke<strong>in</strong>e<br />

f<strong>in</strong>anziellen Probleme.<br />

An die Pensionierung oder die Zeit danach dachte Herr D. bis zu se<strong>in</strong>er Krankheit nie. „Pour<br />

moi, la retraite, c’est la maladie et c’est réapprendre à vivre et à me débrouiller.“ Er hofft,<br />

dank der Unterstützung durch e<strong>in</strong>e Putzfrau <strong>und</strong> dem Mahlzeitendienst noch lange <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Wohnung bleiben zu können <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>ere Reisen unternehmen zu können. Herr D. hilft<br />

noch bei der Organisation von Reisen <strong>und</strong> Schüleraustauschprogrammen se<strong>in</strong>er Heimatgeme<strong>in</strong>de<br />

<strong>in</strong> Partnergeme<strong>in</strong><strong>den</strong> <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> Frankreich. Weiter hütet er die H<strong>und</strong>e von<br />

Freun<strong>den</strong> während deren Ferienabwesenheit.<br />

4.6.9 Arbeitslosigkeit<br />

Herr K. ist heute 66 Jahre alt <strong>und</strong> wohnt zusammen mit se<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt im Mittelland.<br />

Das Ehepaar K. hat e<strong>in</strong>e erwachsene Tochter <strong>und</strong> zwei Enkelk<strong>in</strong>der. Herr K. hatte e<strong>in</strong>e<br />

kaufmännische Lehre gemacht <strong>und</strong> hat danach verschie<strong>den</strong>e Stellen besetzt. Mit 30 Jahren<br />

nahm er e<strong>in</strong>e Beschäftigung bei e<strong>in</strong>er ausländischen Stahlfirma auf. Dort war Herr K. im<br />

E<strong>in</strong>kauf bis zu se<strong>in</strong>em 62. Altersjahr tätig. Als sich die wirtschaftliche Situation der Firma<br />

immer mehr verschlechterte, wurde die Abteilung von Herrn K. aufgelöst. Nach der Reorganisation<br />

wurde die Stelle von Herrn K. nicht mehr neu besetzt. Auf se<strong>in</strong>en Vorschlag h<strong>in</strong><br />

konnte Herr K. weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tag pro Woche bei der Firma arbeiten. Mehr konnte sich die<br />

Firma leider nicht leisten, me<strong>in</strong>te Herr K. In der Folge erhielt er Unterstützung durch die<br />

Arbeitslosenversicherung. Trotz unzähligen Bewerbungen fand Herr K. ke<strong>in</strong>e neue Stelle.<br />

Dadurch dass Herr K. noch e<strong>in</strong>en Tag pro Woche bei se<strong>in</strong>er ehemaligen Firma arbeitete,<br />

hatte sich se<strong>in</strong> Anrecht auf Taggelder der Arbeitslosenversicherung verlängert. Nach Ablauf<br />

der ersten Rahmenfrist erhielt Herr K. nochmals e<strong>in</strong>e neue Rahmenfrist eröffnet. Durch erneute<br />

Umstrukturierungen <strong>in</strong> der Firma verlor Herr K. <strong>in</strong> der Zwischenzeit auch se<strong>in</strong>e Teilzeitstelle.<br />

Immer noch zeigten die Bemühungen um e<strong>in</strong>e neue Stelle ke<strong>in</strong>en Erfolg. E<strong>in</strong> halbes Jahr vor<br />

se<strong>in</strong>er or<strong>den</strong>tlichen Pensionierung g<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>e zweite Rahmenfrist zu Ende <strong>und</strong> Herr K. wurde<br />

ausgesteuert. Da das Ehepaar K. nicht auf Ersparnisse aus früheren Jahren zurückgreifen<br />

konnte, blieb Herr K. nichts anders als der Gang zum Sozialamt. Dadurch konnten ausstehende<br />

Rechnungen sowie die Wohnungsmiete vorerst beglichen wer<strong>den</strong>. Da das Ehepaar K.<br />

nicht über se<strong>in</strong>e Verhältnisse gelebt hatte, gab es zum Glück ke<strong>in</strong>e grösseren Schul<strong>den</strong>. In<br />

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