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Der Übergang in den Ruhestand - Wege, Einflussfaktoren und

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<strong>Der</strong> <strong>Übergang</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Ruhestand</strong> 5. Faktoren der <strong>Ruhestand</strong>sentscheidung<br />

merkt Carnazzi, dass ihre Vermögens-Variable die Vermögenslage der Befragten nur unzulänglich<br />

abbil<strong>den</strong> kann.<br />

Altersvorsorgesystem<br />

Gemäss der Literaturübersicht von Bal<strong>den</strong>weg-Bölle <strong>und</strong> Carnazzi haben die Altersvorsorgesysteme<br />

<strong>und</strong> die daraus resultieren<strong>den</strong> f<strong>in</strong>anziellen Anreize e<strong>in</strong>en statistisch signifikanten<br />

E<strong>in</strong>fluss auf das Rentenzugangsverhalten der Individuen. Ältere Arbeitnehmer reagieren bei<br />

der Wahl des Rentenalters sowohl auf die Leistungshöhe als auch auf die Veränderung des<br />

Rentenanspruchs, der sich aus e<strong>in</strong>em weiteren Jahr des Verbleibs im Erwerbsleben ergibt.<br />

E<strong>in</strong> höheres Rentenniveau zieht gemäss der Mehrzahl der Studien e<strong>in</strong> niedrigeres Rücktrittsalter<br />

nach sich. Ebenso wird e<strong>in</strong> um so niedrigeres Rücktrittsalter gewählt, je stärker der<br />

Gegenwartswert aller zukünftigen Renten- <strong>und</strong> Lohne<strong>in</strong>kommen bei e<strong>in</strong>em weiteren Jahr<br />

der Erwerbstätigkeit verkle<strong>in</strong>ert wird. Zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen die<br />

Studien bezüglich der Grössenordnung des E<strong>in</strong>flusses des Altersvorsorgesystems sowie bezüglich<br />

des relativen Gewichts der ersten respektive der zweiten Säule für <strong>den</strong> <strong>Ruhestand</strong>sentscheid.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs wird <strong>in</strong> Studien, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en der ersten Säule der Altersvorsorge e<strong>in</strong> sehr<br />

grosser E<strong>in</strong>fluss zukommt, die zweite Säule nur unbefriedigend behandelt. Diejenigen Studien,<br />

<strong>in</strong> die detaillierte Pensionskassenregelungen e<strong>in</strong>gehen, gelangen mehrheitlich zum Ergebnis,<br />

dass der E<strong>in</strong>fluss der zweiten Säule auf <strong>den</strong> <strong>Ruhestand</strong>sentscheid sehr gross ist <strong>und</strong><br />

<strong>den</strong>jenigen der ersten Säule übertrifft.<br />

Bei <strong>den</strong> Auswertungen von Daten von drei verschie<strong>den</strong>en Schweizer Pensionskassen hat<br />

sich bei Bal<strong>den</strong>weg-Bölle gezeigt, dass die von <strong>den</strong> Altersvorsorgesystemen ausgehen<strong>den</strong><br />

f<strong>in</strong>anziellen Anreize <strong>den</strong> Rücktrittszeitpunkt signifikant bee<strong>in</strong>flussen. Das Ausmass des von<br />

<strong>den</strong> Altersvorsorgesystemen ausgehen<strong>den</strong> f<strong>in</strong>anziellen E<strong>in</strong>flusses bezeichnet Bal<strong>den</strong>weg-<br />

Bölle jedoch „als spürbar, aber nicht als sehr gross. Soll der von <strong>den</strong> Individuen gewählte<br />

Zeitpunkt des Übertritts <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Ruhestand</strong> merklich bee<strong>in</strong>flusst wer<strong>den</strong>, s<strong>in</strong>d daher quantitativ<br />

bedeutende f<strong>in</strong>anzielle Anreize zu setzen“ (252). Bezüglich der Richtung des E<strong>in</strong>flusses<br />

auf die <strong>in</strong>dividuelle <strong>Ruhestand</strong>sentscheidung können die <strong>in</strong> ausländischen Studien gefun<strong>den</strong>en<br />

Erkenntnisse anhand der Schweizer Daten nicht bestätigt wer<strong>den</strong>. Die meisten amerikanischen<br />

Studien kommen zum Schluss, dass hohe Altersvorsorgeleistungen (wobei meistens<br />

nur Leistungen des staatlichen Altersvorsorgesystems berücksichtigt wer<strong>den</strong>) e<strong>in</strong>e frühe<br />

Pensionierung begünstigen. Im Gegensatz dazu sche<strong>in</strong>en gemäss der Untersuchung von<br />

Bal<strong>den</strong>weg-Bölle die Individuen um so länger im Erwerbsleben zu bleiben, je höher ihr<br />

Rentenanspruch ist. Dieses Resultat erklärt Bal<strong>den</strong>weg-Bölle mit der möglichen Korrelation<br />

des Rentenanspruchs mit e<strong>in</strong>er Eigenschaft wie „Firmentreue“, da der Anspruch auf e<strong>in</strong>e<br />

Pensionskassenrente stark von der Beitragsdauer bei der Kasse abhängt.<br />

Aus der Studie von Carnazzi geht hervor, dass die ökonomische Anreizwirkung der AHV <strong>in</strong><br />

der Schweiz das Verhalten älterer Arbeitnehmer bei der Wahl des Rücktrittszeitpunkts statistisch<br />

nicht signifikant bee<strong>in</strong>flussen. Carnazzi begründet das Ergebnis damit, dass im<br />

Rahmen der öffentlichen Altersvorsorge bis 1997 ke<strong>in</strong>e Möglichkeit des Rentenvorbezugs<br />

bestand <strong>und</strong> dass die mit der zehnten AHV-Revision e<strong>in</strong>geführte Flexibilisierung des Rentenalters<br />

für die betrachtete Stichprobe kaum Relevanz hat. Sie geht davon aus, dass eher<br />

Regelungen aus der beruflichen Vorsorge Anreize setzen, die das Verhalten älterer Arbeitnehmer<br />

bee<strong>in</strong>flussen. Dies konnte jedoch mit dem von ihr verwendeten Datensatz nicht<br />

analysiert wer<strong>den</strong>.<br />

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