Der Übergang in den Ruhestand - Wege, Einflussfaktoren und
Der Übergang in den Ruhestand - Wege, Einflussfaktoren und
Der Übergang in den Ruhestand - Wege, Einflussfaktoren und
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
5. Faktoren der <strong>Ruhestand</strong>sentscheidung <strong>Der</strong> <strong>Übergang</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Ruhestand</strong><br />
f<strong>in</strong>det sich klar der Primärsektor, e<strong>in</strong> Ergebnis, das vor allem auf <strong>den</strong> ausseror<strong>den</strong>tlich hohen<br />
Anteil an Selbstständigerwerben<strong>den</strong> zurückzuführen ist.<br />
5.1.4.3 Ökonomische <strong>und</strong> <strong>in</strong>stitutionelle Faktoren<br />
Im Rahmen ökonomischer <strong>und</strong> <strong>in</strong>stitutioneller E<strong>in</strong>flussfaktoren wur<strong>den</strong> folgende Variablen<br />
untersucht:<br />
Arbeitse<strong>in</strong>kommen<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der Literaturübersicht bei Bal<strong>den</strong>weg-Bölle <strong>und</strong> bei Carnazzi sche<strong>in</strong>t das Lohnniveau<br />
als wichtigste ökonomische Kennzahl e<strong>in</strong>e grosse Bedeutung für die Wahl des <strong>Ruhestand</strong>salters<br />
zu haben. Bezüglich der Richtung dieses E<strong>in</strong>flusses s<strong>in</strong>d sich die verschie<strong>den</strong>en<br />
Studien nahezu e<strong>in</strong>ig, dass e<strong>in</strong> hohes Erwerbse<strong>in</strong>kommen e<strong>in</strong>e Verlängerung des Erwerbslebens<br />
begünstigt. <strong>Der</strong> Substitutionseffekt, das heisst die Tatsache, dass e<strong>in</strong>e frühere Pensionierung<br />
um so „teurer“ kommt, je höher der entgangene Lohn ist, der mit dem früheren<br />
Ausstieg aus dem Erwerbsleben verbun<strong>den</strong> ist, sche<strong>in</strong>t demnach stärker zu se<strong>in</strong> als der E<strong>in</strong>kommenseffekt,<br />
das heisst der Umstand, dass sich Personen mit höherem E<strong>in</strong>kommen mehr<br />
Freizeit leisten können als Individuen mit ger<strong>in</strong>gerem E<strong>in</strong>kommen.<br />
Die Forschungsergebnisse von Bal<strong>den</strong>weg-Bölle auf der Basis von Pensionskassendaten<br />
bestätigen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss der Lohnhöhe. Im Gegensatz zu <strong>den</strong> meisten Untersuchungen, <strong>in</strong>sbesondere<br />
aus dem angelsächsischen Raum, f<strong>in</strong>det sie jedoch e<strong>in</strong>en hochsignifikanten E<strong>in</strong>fluss:<br />
Personen mit höherem Lohn wählen – bei gleichen übrigen Charakteristika – e<strong>in</strong> früheres<br />
Rentenalter als Arbeitnehmer der unteren Lohnklassen. Das Überwiegen des E<strong>in</strong>kommenseffekts<br />
über <strong>den</strong> Substitutionseffekt <strong>in</strong> der Schweiz erklärt sie mit der vergleichsweise<br />
ger<strong>in</strong>gen Bedeutung der Leistungskomponente <strong>in</strong> der schweizerischen Entlöhnungspraxis<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em üblicherweise flachen Lohnprofil am Ende der Erwerbskarriere. Zudem<br />
begünstigten <strong>in</strong> der Schweiz <strong>in</strong>stitutionelle Besonderheiten der AHV <strong>und</strong> der beruflichen<br />
Vorsorge e<strong>in</strong> frühes Ausschei<strong>den</strong> von Personen mit hohem E<strong>in</strong>kommen aus dem Erwerbsleben.<br />
Vermögen<br />
Gemäss Bal<strong>den</strong>weg-Bölle <strong>und</strong> Carnazzi ist <strong>in</strong> <strong>den</strong> bestehen<strong>den</strong> Studien der E<strong>in</strong>fluss der Variable<br />
„Vermögen“ auf die Wahl des Rücktrittszeitpunktes umstritten. Intuitiv kann davon<br />
ausgegangen wer<strong>den</strong>, dass e<strong>in</strong> hohes Vermögen e<strong>in</strong>en früheren <strong>Übergang</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Ruhestand</strong><br />
ermöglicht. Nur wenige Studien zeigen jedoch <strong>den</strong> erwarteten Zusammenhang e<strong>in</strong>er mit höherem<br />
Vermögen e<strong>in</strong>hergehen<strong>den</strong> zunehmen<strong>den</strong> Frühpensionierungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit. In<br />
anderen Studien f<strong>in</strong><strong>den</strong> die Forscher nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen beziehungsweise ke<strong>in</strong>en statistisch<br />
signifikanten E<strong>in</strong>fluss des Vermögens auf die Rücktrittswahrsche<strong>in</strong>lichkeit. Oft wer<strong>den</strong> die<br />
Ergebnisse mit der schlechten Qualität der verwendeten Vermögensdaten begründet. Probleme<br />
ergeben sich <strong>in</strong> der unterschiedlichen Def<strong>in</strong>ition der Variable (F<strong>in</strong>anz-, Immobilien,<br />
Rentenvermögen usw.). Bei vielen Studien bleibt <strong>den</strong>n die Vermögenslage der Individuen<br />
auf Gr<strong>und</strong> fehlender Daten vollständig unberücksichtigt.<br />
In der Untersuchung von Carnazzi ergibt sich für die Variable „Vermögen“ (hier als Vermögense<strong>in</strong>kommen<br />
„ja/ne<strong>in</strong>“, ohne Angabe der Höhe) e<strong>in</strong> stark negativer E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es vorzeitigen Austritts aus dem Erwerbsleben. Ist Vermögense<strong>in</strong>kommen<br />
vorhan<strong>den</strong>, ist die Chance e<strong>in</strong>es früheren Austritts deutlich kle<strong>in</strong>er, als wenn<br />
dies nicht vorhan<strong>den</strong> ist. Die Hypothese, nach welcher e<strong>in</strong> hohes Vermögen e<strong>in</strong>en früheren<br />
<strong>Übergang</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Ruhestand</strong> nach sich zieht, wird demnach nicht gestützt. Allerd<strong>in</strong>gs be-<br />
104