Der Übergang in den Ruhestand - Wege, Einflussfaktoren und
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<strong>Der</strong> <strong>Übergang</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Ruhestand</strong> 5. Faktoren der <strong>Ruhestand</strong>sentscheidung<br />
Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />
Nach Bal<strong>den</strong>weg-Bölle <strong>und</strong> Carnazzi s<strong>in</strong>d sich die bestehen<strong>den</strong> Studien weitgehend e<strong>in</strong>ig,<br />
dass der Ges<strong>und</strong>heitszustand e<strong>in</strong>es Individuums e<strong>in</strong>e grosse Bedeutung für dessen <strong>Ruhestand</strong>sentscheidung<br />
hat. Personen mit schlechter Ges<strong>und</strong>heit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Erwerbsfähigkeit<br />
e<strong>in</strong>geschränkt <strong>und</strong> tendieren – bei sonst gleichen Charakteristika – zu e<strong>in</strong>em früheren Ausschei<strong>den</strong><br />
aus dem Erwerbsleben. Auf Gr<strong>und</strong> mangelnder Daten kann der E<strong>in</strong>fluss der Ges<strong>und</strong>heit<br />
oft nicht überprüft wer<strong>den</strong>.<br />
Beh<strong>in</strong>derung, Invalidität<br />
Carnazzi prüft <strong>in</strong> ihrer Untersuchung <strong>den</strong> E<strong>in</strong>fluss der Variable „Invalidität“ auf <strong>den</strong> <strong>Ruhestand</strong>sentscheid.<br />
Es wäre zu erwarten, dass e<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong>derung <strong>und</strong> folglich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung<br />
der Erwerbsfähigkeit zu e<strong>in</strong>er höheren Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des Ausschei<strong>den</strong>s aus dem<br />
Erwerbsleben führt. Überraschenderweise ergibt sich aber bei Carnazzi ke<strong>in</strong> signifikanter<br />
E<strong>in</strong>fluss.<br />
Privates Umfeld, Situation des/r Ehepartners/<strong>in</strong><br />
Es ist gr<strong>und</strong>sätzlich davon auszugehen, dass die Situation des (Ehe-)Partners/der Partner<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf <strong>den</strong> eigenen <strong>Ruhestand</strong>sentscheid hat. In diese Richtung zeigt e<strong>in</strong> Ergebnis<br />
aus der Untersuchung von Vuille, wonach für Frauen die Entscheidung für e<strong>in</strong>en frühzeitigen<br />
Altersrücktritt relativ stark von der Situation des (Ehe-)Partners/der Partner<strong>in</strong> abzuhängen<br />
sche<strong>in</strong>t. Frauen mit e<strong>in</strong>em nichterwerbstätigen Partner verzeichnen e<strong>in</strong>e dreimal so<br />
hohe Quote des vorzeitigen <strong>Ruhestand</strong>es wie Frauen, deren Partner noch e<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit<br />
nachgeht. Bei Männern ist der entsprechende Unterschied deutlich weniger gross.<br />
Unterschied Stadt/Land<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der Ergebnisse bei Bal<strong>den</strong>weg-Bölle unterschei<strong>den</strong> sich Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmer aus städtischen Gebieten <strong>in</strong> ihrem Rentenzugangsverhalten nicht deutlich von<br />
Erwerbstätigen <strong>in</strong> ländlichen Gebieten.<br />
5.1.4.2 Berufliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf <strong>den</strong> E<strong>in</strong>fluss der beruflichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zeigen die verfügbaren<br />
Untersuchungen folgende Resultate:<br />
Erwerbsstatus<br />
Die Variable „Erwerbsstatus“ gibt Aufschluss über die Beschäftigungssituation der betrachteten<br />
Person. Gemäss e<strong>in</strong>er deutschen Studie schei<strong>den</strong> Erwerbslose früher aus dem Erwerbsleben<br />
aus als Beschäftigte. Dieses Ergebnis bestätigt nach Carnazzi die Vermutung, dass ältere<br />
Arbeitnehmer, welche eher unter Langzeitarbeitslosigkeit lei<strong>den</strong> als Jüngere, <strong>in</strong> der Folge<br />
oft frühzeitig von der Erwerbslosigkeit <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Ruhestand</strong> übergehen. Zudem ist zu berücksichtigen,<br />
dass der vorzeitige Rücktritt älterer Erwerbsloser <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en Ländern,<br />
unter anderem <strong>in</strong> Deutschland, durch spezielle Programme gefördert wor<strong>den</strong> ist.<br />
In der von Carnazzi selbst durchgeführten Untersuchung erweist sich die Variable „erwerbslos“<br />
als hochsignifikant <strong>und</strong> positiv. Ist jemand erwerbslos, so ist die Chance e<strong>in</strong>es Austritt<br />
aus dem Erwerbsleben r<strong>und</strong> sieben Mal so hoch wie für e<strong>in</strong>e beschäftigte Person.<br />
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