Der Übergang in den Ruhestand - Wege, Einflussfaktoren und

5. Faktoren der Ruhestandsentscheidung Der Übergang in den Ruhestand
Erwerbsart
Empirische Ergebnisse bezüglich der Variable „berufliche Stellung“ deuten gemäss Carnazzi
darauf hin, dass Selbstständige und Angestellte mit Vorgesetztenfunktion länger im Erwerbsleben
bleiben als die übrigen Personengruppen. Dies kann damit begründet werden,
dass die berufliche Stellung und das Ausbildungsniveau einen Indikator für Arbeitsmotivation
und -zufriedenheit, Verantwortung und Selbstbestimmung darstellt und somit auf eine
Verlängerung des Erwerbslebens hinwirken kann. Der Befund bestätigt sich in ihrer eigenen
Untersuchung.
Bei Baldenweg-Bölle hat die berufliche Qualifikation nur in einem von drei Datensätzen einen
signifikanten Einfluss auf das Rücktrittsverhalten. Hier zeigt sich die Tendenz, dass Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer, die unqualifizierte Tätigkeiten ausüben, früher in den
Ruhestand treten als Personen mit qualifizierteren Aufgaben. Zwischen den einzelnen Personalkategorien
„auf Abruf“, „Kader“ und „Direktion“ lässt sich bei ihr kein signifikanter
Unterschied bezüglich des Zeitpunkts des Altersrücktritts feststellen.
Aus den deskriptiven Auswertungen von Vuille lässt sich erkennen, dass sich Selbstständigerwerbende
selten für einen vorgezogenen Ruhestand entscheiden. Die tiefe Quote des vorzeitigen
Ruhestandes von Selbstständigen erklärt Vuille durch die häufig fehlende zweite
Säule wie auch den stärker ausgeprägten Unternehmergeist oder die grössere Verbundenheit
mit dem Beruf. Ausserdem gehe die selbstständige Erwerbstätigkeit mit einer gewissen Flexibilität
der Arbeitszeit einher, was auch eine schrittweise Verringerung der Tätigkeit möglich
mache.
Berufliche Stellung
Anders als dies die Untersuchungen von Carnazzi oder Baldenweg-Bölle zeigen, findet Vuille
bei „Arbeitnehmern mit Vorgesetztenfunktion“ eine wesentlich höhere Quote des vorzeitigen
Ruhestandes als bei „Arbeitnehmern ohne Vorgesetztenfunktion“. Er erklärt die
Unterschiede in erster Linie durch das Lohngefälle: Das hohe Gehalt von Führungskräften
impliziert eine bessere berufliche Vorsorge und erleichtert damit den Entscheid für eine
vorgezogene Pensionierung. Als weitere Erklärungsfaktoren sieht Vuille den raschen Anstieg
der Anforderungen, die Bestrebungen gewisser Unternehmen, ihre Führungsspitze zu
verjüngen oder auch der mit Kaderpositionen verbundene Stress.
Beschäftigungsgrad und Arbeitszeitregelung
Laut Carnazzi analysieren nur wenige Untersuchungen den Einfluss der Variable „Beschäftigungsgrad“
auf die Ruhestandsentscheidung. Regelmässig beschäftigte Teilzeit- und Vollzeitangestellte
scheiden danach früher aus dem Erwerbsleben aus als unregelmässig Beschäftigte.
Es ist zum Beispiel denkbar, dass sich regelmässig Beschäftigte beim Übergang
in den Ruhestand in einer besseren finanziellen Lage befinden als unregelmässig Beschäftigte,
weil sie auf Grund einer regelmässigen Erwerbstätigkeit einen höheren Rentenanspruch
haben. In ihrer eigenen Analyse findet auch Carnazzi einen signifikant positiven Einfluss
der Variable „Vollzeitbeschäftigung“ auf die Wahrscheinlichkeit eines Austritts aus
dem Erwerbsleben. Dieses Ergebnis bestätigen bestehende Untersuchungen: Vollzeitbeschäftigte
scheiden auf Grund einer höheren Zeitpräferenz oder einer besseren finanziellen
Lage früher aus dem Erwerbsleben aus als unregelmässig Beschäftigte. Weiter zeigt sich in
der Analyse, dass Erwerbspersonen mit „flexibler Arbeitszeitregelung“ eine höhere Wahrscheinlichkeit
haben, das Erwerbsleben zu verlassen. Eine mögliche Erklärung könnte darin
liegen, dass diese Variable neben gleitender Arbeitszeit auch Schichtarbeit beinhaltet. Geht
man davon aus, dass Schichtarbeit, wie sie im zweiten Sektor oft zu finden ist, besonders
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