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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Entsprechung und Ergänzung in Form einer aufsteigenden Bewegung, die von den Wissenschaften<br />

zur Theologie und von der Theologie zur Schrift verläuft.<br />

Dritter Teil<br />

Kapitel V: Vestigia Dei: Das Sein der Geschöpfe<br />

Schon bei der eigentlichen Systematisierung der verschiedenen Elemente, die sein<br />

umfassen<strong>des</strong> Weltverständnis ausmachen, wird ersichtlich, wie Bonaventura ganz unterschiedliche<br />

Deutungen vereinigt. Denn über den zentralen Beitrag der christlichen Offenbarung sowie die<br />

reichliche Verwendung der Schriften Augustins und der franziskanischen Tradition <strong>als</strong><br />

grundlegenden Autoritäten hinaus vertieft er sich im Fortgang seiner Denkarbeit in die Lehren von<br />

Philosophen wie Platon, Aristoteles, Boethius, Pseudo-Dionysius, Avicenna, Averroes und<br />

anderen, so daß er begrifflich eine Sicht von der Welt und den sie bildenden Wesen entwirft, die im<br />

Verhältnis zu seinen eigenen <strong>theologische</strong>n Grundlagen denkbar harmonisch erscheint, aber auch<br />

bei Stellung und Lösung der Themen gemäß den in ihren historischen Umständen übliche<br />

philosophische Formulierungen fruchtbar ist.<br />

Daher wird der Ausdruck Spur (vestigium) von Bonaventura auf die körperlichen wie<br />

geistigen Geschöpfe verwendet, insofern diese Gott <strong>als</strong> bewirkende, formale und finale Ursache<br />

darstellen. In diesem Sinn führen uns die Spuren zur Erkenntnis der angemessenen Attribute, und<br />

durch diese läßt sich folglich das trinitarische Mysterium erahnen. Bonaventura spricht hier von<br />

einer Betrachtung Gottes durch die Spuren und in den Spuren, und er meint damit den allmählichen<br />

Aufstieg der Seele zu Gott über die stofflichen Geschöpfe. Auf diese Weise bedeutet ein Bedenken<br />

Gottes durch seine Spuren eben <strong>des</strong>sen Betrachtung mittels der sinnlich wahrnehmbaren<br />

Geschöpfe, in denen die transzendentalen Vollkommenheiten aufleuchten: das Eine, das Wahre, das<br />

Gute, das Schöne etc., insofern diese <strong>als</strong> Attribute der transzendenten Gottheit gelten dürfen.<br />

Andererseits meint ein Bedenken Gottes in seinen Spuren <strong>des</strong>sen Betrachtung nicht mehr in der für<br />

uns äußerlichen Welt, wo Gott verborgen ist, sondern in der Welt, die in ihrer intentionalen<br />

Ähnlichkeit durch die Pforten der Sinne Eingang in uns gefunden hat. 254 Auf diese Weise bildet das<br />

gesamte Universum eine Art Sprache, ein Buch, wo in jedem Zeichen etwas lesbar wird, das uns<br />

254 Vgl. Itin., I y II, passim.<br />

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