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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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ließen. 276 Hier erscheint neuerlich Augustin <strong>als</strong> historische Quelle, und gewiß läßt Bonaventura an<br />

nicht <strong>als</strong> Formen betrachtet, die sich verstan<strong>des</strong>mäßig aus den einzelnen Substanzen herauslösen<br />

dieser Stelle auch den Einfluß <strong>des</strong> Aristoteles zu, da er die rationes seminales von den rationes<br />

causales im eigentlichen Sinne unterscheidet. Denn jede Ursache wird in ihrer Wirkung von einer<br />

ratio causalis gelenkt. <strong>Die</strong> Ursache definiert sich demnach <strong>als</strong> ein Prinzip der Erzeugung; und<br />

dieses Prinzip ist entweder innerlich oder äußerlich, je nachdem ob das Agens ungeschaffen oder<br />

geschaffen ist. Der ungeschaffene Grund kommt dem „Exemplar“ oder der Idealform in Gott<br />

gleich, während die geschaffene ratio causalis die natürliche Form <strong>des</strong> Geschöpfes bildet. Das<br />

innerliche Prinzip der Erzeugung ist bei jeglichem Geschöpf sein Samen. <strong>Die</strong> ratio seminalis ist<br />

daher die Vorlage bzw. die anleitende Norm sein, die das Geschöpf in seinem natürlichen Wirken<br />

lenkt; der Samen ist <strong>des</strong>halb das Prinzip ex quo im natürlichen Wirken <strong>des</strong> Geschöpfes.<br />

Insofern die natürliche Form <strong>des</strong> Geschöpfes das Prinzip a quo seines Wirkens ist, läßt sich<br />

die ratio seminalis ebenso ratio naturalis nennen, und die anleitende Regel ab aliquo für das<br />

besondere Werden je<strong>des</strong> Wesens. Deswegen besteht zwischen der einen und der anderen auch kein<br />

realer Unterschied, es sei denn, die ratio seminalis ist kein Universaler, d.h. eine universelle Form in<br />

aktiver Potentialität für eine Vielzahl besonderer Formen. Es handelt sich <strong>als</strong>o um zwei Arten,<br />

dieselbe aktive Potentialität zu begreifen, die den natürlichen Ursprung in der Erzeugung einer<br />

beliebigen Wirkung darstellt.<br />

Bei dieser Erzeugung lassen sich, Bonaventura zufolge, drei verschiedene<br />

Verfahrensweisen angeben: (a) die unmittelbare Erzeugung einer natürlichen Wirkung, die von den<br />

rationes causales in Gott und ohne Zutun irgendeiner Veranlagung gelenkt wird. <strong>Die</strong>se Erzeugung<br />

entspringt Gottes Willen und seiner exemplarischen oder idealen Form; im Geschöpf selbst aber<br />

geht sie aus einer seiner natürlichen Form innerlichen Potenz hervor; (b) die durch das geschaffene<br />

Seiende ausgeführte und von einer naheliegenden sowie hinreichenden Potenz vermittelte<br />

Erzeugung. <strong>Die</strong>ses zweite Verfahren wird von einer ratio seminalis im eigentlichen Sinne <strong>des</strong><br />

Ausdrucks gesteuert, etwa wenn ein Mensch einen anderen Menschen zeugt; (c) die Erzeugung <strong>des</strong><br />

geschaffenen Seienden, die nicht mehr von einer naheliegenden, sondern einer ferneren und<br />

unzureichenden Potenz vermittelt wird. In dem Sinne heißt es, daß eine ratio seminalis in<br />

princ. Kap. I; zum Unterschied von Stoff und Handlung vgl. Aristoteles, De generat. et corrupt., II, text. 53, Kap.<br />

9).<br />

276 Vgl. II Sent., d. XVIII, a. 1, q. 3, concl. Vgl. S. Conover of Brooklyn, St. Bonaventure’s Theory of the<br />

„rationes seminales“, in: Round Table Franciscan Research, 12 (1947) S. 169-176.<br />

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