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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Dinge bei ihr beginnen muß. Dem ist so, weil der Metaphysiker sich, wenn er das Wesen der Dinge<br />

betrachtet, von der Kontingenz <strong>des</strong> einzelnen Seienden zur Einsicht in deren universelle und<br />

notwendige Prinzipien erhebt. In diesen ungeschaffenen, ewigen Prinzipien erst finden die<br />

geschaffenen Dinge ihren <strong>Seins</strong>grund, sowohl in einem kausalen Sinn (erzeugen<strong>des</strong> Prinzip) <strong>als</strong><br />

auch hinsichtlich der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gattung und Spezies (causa exemplaris);<br />

und ebenso findet der Metaphysiker in diesen universalen Prinzipien die Zwecksetzung für je<strong>des</strong><br />

einzelne Wesen, das jeder geschaffenen Entität eigene „Wozu“ (<strong>als</strong> causa finalis), ob diese nun zur<br />

spirituellen Natur (Engel), zur materiellen Natur (Tier) oder zu der Verbindung beider<br />

<strong>Seins</strong>ordnungen, der materiellen wie der spirituellen (Mensch), gehört. 50<br />

Bis hierher scheint die Metaphysik für die Erklärung der Welt aus den sie schaffenden<br />

ersten Ursachen hinreichend zu sein. Welches ist <strong>als</strong>o das zwischen Metaphysik und Theologie<br />

bestehende Verhältnis; und weshalb die Abhängigkeit der einen von der anderen? <strong>Die</strong> Antwort<br />

darauf kann in zweifacher Hinsicht erteilt werden: Zunächst ist der „echte Metaphysiker“ derjenige,<br />

welcher das Sein der Dinge nicht nur in Verbindung mit deren erster bzw. deren letzter Ursache<br />

betrachtet - weil er damit nichts anderes tut, was auch der Physiker bzw. der Ethiker versucht-,<br />

sondern insbesondere wenn er die gesamte Wirklichkeit im Verhältnis zu ihrer Exemplarursache<br />

(dem logos) bedenkt. <strong>Die</strong>se Betrachtung vollzieht allein der Metaphysiker, und darin erweist er sich<br />

<strong>als</strong> Metaphysiker im wahrhaften Sinn. 51 Zweitens bleibt die Übereinstimmung, die je<strong>des</strong> einzelne<br />

dieser metaphysischen Prinzipien in Bonaventuras Denken mit dem Sein Gottes hat, insofern diese<br />

Prinzipien, <strong>als</strong> rationes ideales, sich in Gott befinden und Gott durch sie das Sein der geschaffenen<br />

Wesen hervorbringt. 52<br />

Ausgangspunkt für die metaphysische Erkenntnis <strong>des</strong> Wirklichen ist wiederum eine<br />

doppelte Erfassung <strong>des</strong> <strong>Seins</strong>: Denn es gibt eine Weise <strong>des</strong> <strong>Seins</strong>, die „Sein aus sich, gemäß und für<br />

50 In Hexaem., I, 13 (V, 331 b): “Metaphysicus autem, licet assurgat ex consideratione principiorum<br />

substantiae creatae et particularis ad universalem et increatam et ad illud esse, ut habet rationem principii,<br />

medii et finis”.<br />

51 ibid.: “Metaphysicus enim assurgit ad illud esse considerandum in ratione principii omnia originantis; et in<br />

hoc convenit cum physico, qui origines rerum considerat. Assurgit etiam ad considerandum illud esse in<br />

ratione ultimi finis; et in hoc convenit cum morali sive ethico, qui reducti omnia ad unum summum bonum ut<br />

ad finem ultimum, considerando felicitatem sive practicam sive speculativam. Seu ut considerat illud esse in<br />

rationi omnia exemplantis, cum nullo communicat et verus est metaphysicus”. Vgl. L. Mauro, San<br />

Bonaventura. La conoscenza in Christo. Introduzione -Traduzione – Commento, Vicenza (1987).<br />

52 De reduct., 4 (V, 321 a): “Metaphysica [consideratio est] circa cognitionem omnium entium, quae reducit ad<br />

unum primum principium, ex quo exierunt secundum rationes ideales, sive ad Deum in quantum principium,<br />

finis et exemplar; licet inter metaphysicos de huiusmodi rationibus nonnulla controversia”. Vgl. J.Th. Ernst,<br />

“<strong>Die</strong> Lehre der hochmittelalterlichen Theologen von der vollkommenen Erkenntnis Christi”, Freiburger<br />

<strong>theologische</strong> Studien, 89, Freiburg (1971).<br />

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