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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Unterscheidung zum Bestimmungsverhältnis wieder auf, das je<strong>des</strong> Transzendentale in Hinsicht auf<br />

das Sein der geschaffenen Seienden auszeichnet. Hier handelt es sich nicht um eine Bestimmung,<br />

die das substantielle Sein <strong>des</strong> Seienden (secundum supposita) 105 abgrenzt, sondern es gäbe im<br />

Gegenteil unter den <strong>Transzendentalien</strong> eine materielle Identität, die es ermöglichte, alles über das<br />

Sein Gesagte auch vom Einen, vom Wahren bzw. vom Guten an sich sagen zu können, ohne daß<br />

aber eine Synonymie unter ihnen bestünde. <strong>Die</strong>s ist das klassische Verhältnis wechselseitiger<br />

Austauschbarkeit zwischen Sein und auf das Seiende verwendbaren Grundbestimmungen, das<br />

seinen Ursprung bei Aristoteles hat und, wie schon gesehen, von der Tradition vor Bonaventura<br />

wieder aufgegriffen wird. 106 In diesem Sinn umgrenzt die „Einheit“ das Seiende dadurch, daß sie es<br />

<strong>als</strong> „zählbar“ (connumerabile) bezeichnet, zumal das Eine an sich unteilbar ist; denn nach dem<br />

Grundsatz der Identität ist je<strong>des</strong> Ding eins und mit sich selbst identisch. <strong>Die</strong> „Wahrheit“ verdeutlicht<br />

am Seienden den Umstand, daß es ein erkennbarer Gegenstand (ein cognoscibile) ist, gerade weil<br />

sein eigentliches Wesen unteilbar ist und einer selben -einzigen- Spezies entspricht. Schließlich<br />

bedeutet die „Güte“ am Seienden <strong>des</strong>sen mitteilbaren Charakter (communicabile) wegen der<br />

Ungeteiltheit seiner eigenen Wirksamkeit oder Handlung. Wie erkennbar, setzt die „Wahrheit“ die<br />

„Einheit“ voraus, und die „Güte“ sowohl die „Wahrheit“ <strong>als</strong> auch die „Einheit“, was die schon<br />

erwähnte Eigenart dieser transzendentalen Bedingungen <strong>als</strong> wechselseitig austauschbar belegt. 107<br />

Bis hierher befolgt Bonaventura praktisch ohne Veränderungen die Vorgabe bzw. das<br />

Muster der Unteilbarkeit <strong>des</strong> Seienden nach der Behandlung <strong>des</strong> Themas in Philipp der Kanzlers<br />

Summa de bono. Der Unterschied erscheint in einer Frage nach dem Kontext, wo der Bezug auf<br />

eine der besagten transzendentalen Eigenschaften zur Sprache kommt, leider ohne deren<br />

systematische Entwicklung bzw. wenigstens nicht in der Weise, wie diese sich bei den früheren<br />

Autoren beobachten läßt. 108<br />

potissime magistri et patris nostri bonae memoriae fratris Alexandri, sic in consequentibus libris ab eorum<br />

vestigiis non recedam”.<br />

105 Brev., I, 6 (V, 215 a): “Hae [conditiones entis nobilissimae et generalissimae] sun unum, verum, bonum,<br />

quae non contrahunt ens secundum supposita, sed secundum rationem”.<br />

106 Vgl. I Sent.,d. 24, a. 1, q. 2, a. 1 (I, 423 a): “Ens et unum convertuntur, sicut vult Philosophus et<br />

Boethius”; II Sent., d. 37, a. 2, q. 3 (II, 874 a): “ Verum et ens convertuntur”; I Sent., d. 1, a. 1, q 2 (I, 32 a):<br />

“Ens et bonum convertuntur, sicut vult Dionysius”. Der Aristoteles-Text entspricht Met., IV, Kap. 2.<br />

107 Brev., I, 6 (V, 215 a): “Nam unum nominat ens ut connumerabile et hoc habet per indivisionem sui in se;<br />

verum secundum quod cognoscibile et hoc habet per indivisionem sui a propia specie; bonum secundum quod<br />

communicabile et hoc habet per indivisionem sui a propria operatione. Et quia haec triplex indivisio se habet<br />

secundum ordinem quantum ad rationem intelligendi, ita quod verum praesuponit unum et bonum praesuponit<br />

unum et verum [...]”.<br />

108 Man vgl. etwa die unterschiedlichen Kontexte in Sermo II: De regno Dei, 43 (V, 551b), wo die Argumentation<br />

sich gegen die Manichäer richtet: “Cum enim unitas sit indivisio, veritas indivisio entis et esse, bonitas addit<br />

adhuc super hoc, quia est indivisio entis et esse et agere”; In Sent., IV, d. 14, p. 2, a. 1, q. 1, concl. (IV, 332 a),<br />

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