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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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allgemein auf ein doppeltes Vorgehen: einerseits die Argumentation, nach der die Affirmation<br />

Gottes nicht richtig geschehen kann, wenn von seinem Wesen nicht die Attribute prädiziert werden;<br />

und andererseits eine Feststellung, durch die das Zeugnis offenbar wird, daß sich aus diesen<br />

Attributen die geschaffene Wirklichkeit herleitet. Ebensowenig, wie es eine strenge Deduktion der<br />

Attribute gibt, kann auch von einer systematischen Darstellung ihrer Wirklichkeit bzw. ihrer<br />

Strukturierung im Verständnis sowohl <strong>des</strong> Glaubens wie der Wirklichkeit insgesamt die Rede sein.<br />

Wir erhalten daher stets einen Ausgangspunkt, der sich vorzugsweise eher im Rahmen einer<br />

Affirmation, einer doktrinalen Einordnung hält <strong>als</strong> in einer Erörterung oder Beweisführung.<br />

Genau dieser Mangel an Systematisierung bei Bonaventura -der vielleicht ein deutlicher<br />

Hinweis auf den augustinischen Einfluß ist- macht es in unserer Arbeit schwer, die einzelnen<br />

Themen in Anlehnung an einen einzigen Text oder Textabschnitt zu entwickeln, wo der Autor seine<br />

Darstellung zu einem Thema besonderen Interesses von Anfang bis Ende durchführt, wie das im<br />

Werk <strong>des</strong> Thomas von Aquin geschieht, um nur ein Beispiel zu nennen, das Bonaventura nahe<br />

kommt. Jedenfalls wäre eine Beschränkung darauf nicht nur unserer eigenen Absicht, diese Themen<br />

zu systematisieren, unangemessen, sondern auch dem Autor selbst, zumal für ihn eine<br />

Darstellungsweise kennzeichnend ist, die Parallelen, Ergänzungen, Folgesätze und<br />

Neuformulierungen im Verlauf der übrigen Schriften aufweist. Daran liegt es, daß wir uns mehr <strong>als</strong><br />

nur einmal gezwungen sehen werden, Bonaventuras doktrinales Denken nicht nur durch einen<br />

einzigen Text hindurch zu verfolgen, sondern in Vergleich und Zusammenführung von über viele<br />

Stellen verstreuten Vorstellungen, seien diese nun bei ihrer Entstehung durch einen kürzeren oder<br />

längeren Zeitabschnitt voneinander getrennt gewesen. Allein so ist es möglich, das Verständnis der<br />

behandelten Themen zu erleichtern, und wenn auf dem Weg der Explizierung eine geeignete<br />

Sammlung von Zitaten hinzugezogen wird, die -zuweilen sogar fast ungeordnet- aus Bonaventura-<br />

Texten mit ganz unterschiedlicher Thematik stammen, läßt sich in ihnen eine tiefreichende<br />

Verknüpfung von Ideen, Argumenten, Stilen, Implikationen, Traditionen u.a. erahnen.<br />

Nach Bonaventuras Auffassung ist ein wahrhafter Metaphysiker derjenige, der mittels<br />

spiritueller Erleuchtung die geschaffene Wirklichkeit dadurch herleitet, daß er sie aufgrund von<br />

Emanation, Exemplarität und finaler Vollkommenheit in der Rückkehr aller Dinge zu ihrem ersten<br />

<strong>onto</strong>logischen Prinzip denkt, d.h. zu dem höchsten: Gott. 3 <strong>Die</strong>se Rückwendung zum Ursprung<br />

2 Vgl. De myst. Trin., q. 1, a. 2, fund. 14; In Sent., III, d. 24, dub 3; In Hexaem, X, 7-10.<br />

3 In Hexaem., I, 17 (V, 332 b): “Hoc est medium metaphysicum, et haec est tota nostra metaphysica: de<br />

emanatione, de exemplaritate, de consumatione, scilicet illuminari per radios spirituales et reducit ad<br />

summum. Et sic eris verus metaphysicus”.<br />

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