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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Das Wesen <strong>des</strong>sen, das über allem übrigen steht, ist aufgrund der Unmöglichkeit, sich mehr<br />

<strong>als</strong> eines <strong>als</strong> Gott zu denken, mit Notwendigkeit einheitlich; 203 und wenn es mehrere gäbe, so<br />

würden sie einander übertreffen; falls aber eines das andere übertrifft und beide Gott sind, so ist<br />

keines Gott -in dem Sinn eines größeren Wesens <strong>als</strong> alle übrigen Dinge. Wenn es <strong>als</strong>o zwei Götter<br />

gäbe, dann müßte einer von ihnen dem anderen unterlegen sein und somit eine von dem anderen<br />

unterschiedene Natur haben. Deshalb, so schließt Bonaventura, gibt es Gott entweder nicht, oder er<br />

ist, wenn es ihn gibt, nur einer. 204<br />

In der Weise ist die Wesenseinheit in Gott die vollkommenste. Sie ist die unbedingte<br />

Einheit, die so besteht, daß in ihr nie eine Neigung zur Vielfalt vorkommen darf, weder durch eine<br />

Selbstteilung, noch durch Hinzufügung. <strong>Die</strong>se Vollkommenheit an ihm ist so geschlossen, daß sie<br />

völlig einend wirkt. Gerade diese einende Vollkommenheit würde die drei göttlichen Personen<br />

vereinen und zusammenhalten, ohne sie <strong>des</strong>wegen miteinander zu vermengen. Somit ist Gott<br />

schöpferisch „ut unus et trinus“, oder noch besser „ut unus in quantum est trinus“.<br />

Ein zweites Argument, das er von Boethius und Augustinus übernimmt, 205 stützt sich auf<br />

die Gewißheit, die das Zeugnis der Einheit in jedem geschaffenen Wesen liefert. Denn jede Kreatur<br />

ist von ihrem Wesen her einheitlich. <strong>Die</strong>se Einheit nihmmt die Sinne wahr und erkennt der<br />

Verstand, und sie wird auch nicht durch die Verschiedenheit der Dinge beeinträchtigt, sondern<br />

gerade weil diese Verschiedenheit in einer endlichen Universalität enthalten ist, kann die Vernunft<br />

sie erfassen und auf ein erstes und einziges Prinzip zurückführen, ohne das man eine reductio ad<br />

infinitum vornehmen müßte. 206 <strong>Die</strong> Dinge bestehen nur, insofern sie jeweils „eines“ sind, und das<br />

203 De myst. Trin., q. 2, a. 1: Utrum divinum esse sit summe unum: Man beachte dabei die Beeinflussung durch<br />

Anselms <strong>onto</strong>logisches Argument: “Omnium enim mens ratione utentium supponit, Deum esse, quo maius et<br />

melius nihil excogitari possit, ac per hoc excellentissimum natura et potestate, sapientia et bonitate, influentia<br />

et causalitate. Si enim in aliquo horum pateretur defectum, iam non esset summus, ac per hoc non esset Deus.<br />

Supponantur ergo ista sex sicut vera et certissima”. (V, 59 a).<br />

204 I Sent., d. 2, a. unic., q. 1, 3 (I, 51 b): “Sublimius est quod omnibus superfertur, quam quod non; ergo si<br />

omnibus superferri non potest competere nisi uni, impossibile est, Deum esse nisi unum, immo etiam nec<br />

intelligere. Nam si plures intelliguntur, ponitur ex hoc, quod idem ipse superferatur alli, et e converso; ergo si<br />

uterque est Deus, neuter est Deus; aut ergo Deus non est, aut si est, unus est”; ibid., q. 2, a 1 (I, 54 a-b): “Ergo<br />

omnia sunt infra ipsum: ergo omnia alia ab ipso et ad ipsum. Si ergo sunt duo dii, unus est infra alterum, et e<br />

converso; unus est ab alio secundum naturam diversam, et e converso; unus ad alterum, et e converso; sed quod<br />

est infra aliud in natura et ab alio et ad aliud, non est Deus”.<br />

205 Vgl. bei Boethius De consolatione, III, 2, sowie De unitate et uno; bei Augustin De moribus manich., II 6, 8.<br />

206 De myst. Trin., q. 2, a. 1, concl. (V, 61 b): “Nec huic testimonio obviat rerum diversitas. Omnis enim<br />

rerum diversitas intra unam universitatem est comprehensa [...] Hoc autem non esset, nisi illa pluralitas<br />

reduceretur ad alliquid, in quo esset status; ac per hoc necessarium est, omnia reducit ad unum finem ultimum<br />

et unum principium primum, alioquin esset abire ad infinitum”.<br />

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