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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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In seiner dynamischen Auffassung der Form folgt Bonaventura <strong>als</strong>o eher der <strong>onto</strong>logischen<br />

Linie <strong>des</strong> neuplatonischen Hylemorphismus und entfernt sich dabei von der aristotelischthomistischen<br />

Deutung, wie wir sehen konnten. Mit Aristoteles stimmt er allerdings darin überein,<br />

daß die Form das Prinzip darstelle, das einem Seienden die substantielle Vollkommenheit gestattet;<br />

doch teilt er <strong>des</strong>sen Ansicht nicht, daß die Form die Substanz so sehr bestimmt, daß diese damit<br />

endgültig gestaltet wird und keine weitere wesenhafte Vollkommenheit annehmen kann, wodurch<br />

diese ihre erste Form nicht ablegen könnte, um dann eine neue zu erhalten. Jedenfalls müßten die<br />

neuen Vollkommenheiten für die Substanz einfach akzidentell sein. 271<br />

Bonaventuras Auffassung von der substantiellen Form führt in diesem Sinne die sog. Frage<br />

der Vielheit substantieller Formen ein, insofern die Substanz für Bonaventura eine Veranlagung hat,<br />

manche Vollkommenheiten aus unterschiedlichen Substantialformen aufzunehmen, die höher<br />

anzusetzen sind und daher die niederen ersetzen können. Denn jede Form verleihe der Substanz<br />

eine konkrete und spezifische Vollkommenheit. Damit wird die eher statische Ansicht<br />

beiseitegelassen, die der Substanz mit der Annahme nur einer einzigen ihr Sein vervollkommnenden<br />

Form einen starren Charakter zuweist. 272<br />

In diesem Sinn erhält die Form in Bonaventuras Auffassung eine doppelte Zwecksetzung:<br />

Auf der ersten Stufe gestattet sie dem Stoff eine erste Bestimmtheit, d.h. <strong>des</strong>sen Konstituierung <strong>als</strong><br />

Körperhaftigkeit im allgemeinen; auf der zweiten Stufe macht die Form den Stoff zur Aufnahme<br />

weiterer Aktualisierungen fähig, d.h. neuer wesentlicher Vervollkommnungen, die aus weiteren<br />

Substantialformen hervorgehen. Jede niedere Form findet sich dabei in ihrem natürlichen Verlangen<br />

nach Aufnahme anderer, höherer Formen angeordnet. 273<br />

prudentiam philosophicam, quae in huius quaestionis inquisitione longo tempore ambulavit per devia. Fuerunt<br />

enim quidam antiqui philosophi, qui dixerunt, mundum factum esse a Deo et de sui essentia, quia non<br />

videbant, quomodo aliquid posset fieri ex nihilo; et solus Deus fuit in principio, et ideo dixerunt, quod fecit<br />

omnia de se ipso. Sed haec positio non solum fidelibus, sed etiam sequentibus philosophis apparuit<br />

improbabilis, quod Dei essentia omnino invariabilis et nobilissima fieret corporalium et variabiliam materia,<br />

quae de se est imperfecta, nisi perficiatur per formam”. Zu der Frage nach dem Ursprung der Welt in historischer<br />

Sicht vgl. man auch Gilsons Analyse zu dieser bonaventurischen distinctio in E. Gilson, La philosophie de Saint<br />

Bonaventure, París (1943) S. 151-164.<br />

271 Vgl. J. A. Merino, Historia de la filosofía franciscana, op.cit. S. 46 ff.<br />

272 II Sent., d. 17, a. 1, q. 2 ad 6 (II, 415 b – 416 a-b): “...quod compositum ex materia et forma est ens<br />

completum, et ita non venit ad constitutionem tertii; dicendum, quod hoc non est verum generaliter, sed tunc,<br />

quando materia terminat omnem appetitum formae, et forma omnem appetitum materiae; tunc non est<br />

appetitus ad aliquid extra, et ita nec possibilitas ad compositionem, quae praeexigit in componentibus<br />

appetitum et inclinationem. Licet autem anima rationalis compositionem habeat ex materia et forma,<br />

appetitum tamen habet ad perficiendam corporalem naturam; sicut corpus organicum ex materia et forma<br />

compositum est, et tamen habet appetitum ad suscipiendam animam”.<br />

273 II Sent., d. 17, a. 2, q. 3, concl. (II, 425 b): “Est et alia aequalitas a iustitia, et haec aequalitas attenditur in<br />

commensuratione miscibilium secundum proportionem debitam et secundum exigentiam formae<br />

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