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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Prinzip <strong>des</strong> Wirkens oder der Mitteilung eines Wesens nahekommt. Eine Möglichkeit liegt darin,<br />

sich dem von ihm zitierten Johannes Damascenus anzuschließen, der die im Kapitel über das<br />

Wesenskonstitutivum der Gottheit von uns entwickelte intellektualistische Linie befolgen würde<br />

und sich zugunsten <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> (qui est) <strong>als</strong> ersten wie hauptsächlichen Namens Gottes entscheidet.<br />

Für Pseudo-Dionysius dagegen wäre dieser Name das Gute (das bonum). 169 Bonaventura löst das<br />

Problem, indem er behauptet, daß Gottes erster Name im absoluten Sinne (secundum<br />

absolutionem) das Sein ist, qui est. 170 Bis hierher gilt das Augenmerk dem Wesen, doch neben<br />

dieser Sicht gibt es auch die Betrachtung, die sich nicht auf das metaphysische Konstitutivum <strong>des</strong><br />

Wesens richtet, sondern auf das der Natur, die dabei <strong>als</strong> principium a quo jeder Wirkung im Sein<br />

aufgefaßt wird.<br />

<strong>Die</strong> Natur ist <strong>als</strong>o Wirkprinzip <strong>des</strong> Wesens, doch das Wesen bezeichnet in Gott eine Fülle<br />

wirksamen Lebens. Welches ist nun der letzte Grund der Mitteilbarkeit dieser göttlichen Natur?<br />

Weshalb umfaßt das mutmaßlich statische Wesen, das Gott ist, ein Prinzip dynamischer Wirkung<br />

und Mitteilung? In Gott können wir nämlich zweierlei Wirkungsarten unterscheiden: einmal die, die<br />

nur aktuelle Tätigkeit im absoluten Sinne enthalten, wie das Verstehen und das Lieben, zum<br />

anderen die, welche zudem Hingabe oder Mitteilung umfassen. <strong>Die</strong>se Mitteilung ist wieder<br />

zweifach: Mitteilung ad intra, in den trinitarischen Hervorgängen, und Mitteilung ad extra, in der<br />

Schöpfung. Es geht <strong>als</strong>o darum, bei der göttlichen Natur zwischen deren Betrachtung <strong>als</strong> Prinzip<br />

absoluter Wirkungen einerseits, sowie derjenigen <strong>als</strong> Prinzip der Hingabe oder Mitteilung<br />

andererseits zu unterscheiden.<br />

In Hinsicht auf den ersten Teil <strong>des</strong> Problems, d.h. wie die göttliche Natur ein Prinzip der<br />

absoluten Tätigkeiten ist, nimmt Bonaventura keine Unterscheidung zwischen formalem<br />

Konstitutivum Wesen und formalem Konstitutivum Natur vor. Der Grund dafür liegt darin, daß das<br />

Sein stets <strong>als</strong> Quelle aller in Gott absoluten Vollkommenheiten angesehen wird. Im Bereich <strong>des</strong><br />

Wesenhaften und Absoluten stellt Bonaventura das Sein <strong>als</strong> einen Mittelpunkt dar, aus dem sich alle<br />

formalen Vollkommenheiten ableiten, die <strong>des</strong>sen Reichtum ausmachen. Deswegen auch erhalten<br />

168 Brevil., I, 8 (216 b): “Ad exemplar autem spectat idea, verbum, ars et ratio: idea, secundum actum<br />

praevidendi; verbum, secundum actum proponendi; ars, secundum actum prosequendi; ratio, secundum actum<br />

perficiendi, quia superaddit intentionem finis”.<br />

169 In Sent., I, d. 22, q. 3, in corp. (I, 395 b): “Si loquamur de nominibus, quae Deus sibi imposuit, cum ipse se<br />

proprie intelligat, huiusmodi nomina sunt propria; et talia dicuntur bonum et qui est. Unde Dionysius videtur<br />

velle, quod illud nomen bonum solum sit proprium et principale; Damascenus vero, quod illud nomen qui est<br />

solum est proprium et principale”.<br />

170 ibid.,: “... et unus attendit in nomine perfectionem, alter absolutionem, uterque tamen proprietatem”.<br />

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