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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Einleitung<br />

Wendet man sich dem Denken <strong>des</strong> hl. Bonaventura zu, so wird man, zumal bei der Dichte<br />

dieses Denkens, stets einiges zu erwägen haben, was sowohl einen Ausgangspunkt wie auch ein im<br />

Verlauf der Betrachtung zu bewahren<strong>des</strong> Element darstellt. Zunächst einmal bleibt bei einer<br />

philosophischen Analyse zu vergegenwärtigen, daß Bonaventura zuallererst und hauptsächlich ein<br />

Theologe <strong>des</strong> 13. Jahrhunderts war und es demnach zu einem seiner intellektuellen Anliegen<br />

gehörte, was wir noch heute <strong>als</strong> Scholastik bezeichnen, insbesondere die Art <strong>des</strong> Erkennens, welche<br />

diese Ideenbewegung implizierte, und wie diese Erkenntnisweise die Einheit <strong>des</strong> christlichen<br />

Wissens beeinflussen sollte. <strong>Die</strong> eigentliche Aufgabe der Theologie <strong>als</strong> ein vom reinen Glauben<br />

unterschiedener Bereich liegt in dem Versuch, einsehbar zu machen, was schlicht geglaubt wird.<br />

Dafür gebraucht der Theologe die Vernunft, d.h. er bezieht in den Glauben die rationalen Elemente<br />

ein, die die Erfüllung seiner Aufgabe <strong>als</strong> Theologe ermöglichen sollen: "credibile, prout tamen<br />

credibile, transit in rationem intelligibilis, et hoc per additamentum rationis". 1<br />

Neben diesen Vorüberlegungen gilt es noch zu beachten, wie in Bonaventuras Denken<br />

Glaube und Vernunft sozusagen Hand in Hand gehen, solange der Gegenstand der Untersuchung<br />

zugleich glaubensmäßig wie auch rational verstehbar ist. Doch sobald sich dem Menschen ein<br />

Gegenstand darbietet, der den Bereich <strong>des</strong> für die Vernunft Zugänglichen überragt, tritt die<br />

Vernunft zurück und läßt den Glauben die Stelle der einzigen Grundlegung für die <strong>theologische</strong><br />

Spekulation einnehmen.<br />

Da die großen Themen der Theologie eindeutig Gott und der Mensch sind, beabsichtigt<br />

Bonaventura, den Weg der menschlichen Seele zu Gott <strong>als</strong> ihrem letzten Ziel in der Weise eines<br />

Systems zu begreifen und begreiflich zu machen. Sobald nun einer der Teile dieser Thematik den<br />

Glauben <strong>als</strong> seinen Ausgangspunkt in die Erörterung einbezieht, kann die Vernunft zwar dennoch<br />

das spekulative Vorhaben weiterhin begleiten, aber die durch dieses Medium erreichten<br />

Folgerungen werden für die Philosophie keine Bedeutung haben. Doch auch umgekehrt, wenn die<br />

natürliche Vernunft aus eigener Kraft über einen Einzelgegenstand der Untersuchung Aufschluß<br />

geben kann, wird dieser Gegenstand -selbst dort, wo er dem Menschen <strong>als</strong> etwas<br />

"Glaubensmäßiges" aufgeht- dann unter die formale Rubrik <strong>des</strong> „Intelligiblen“ eingeordnet und teilt<br />

1 I Sent., proem., q. 1, concl. (I, 7 b).<br />

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