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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Wissen vorhanden. 131 Damit soll nicht eine wesenhafte Identität der Kreatur mit Gott behauptet<br />

werden; denn die Aussage, die Geschöpfe befänden sich im göttlichen Wissen, kommt nicht der<br />

Aussage gleich, sie befänden sich in Gottes Wesen. 132<br />

Alexander von Hales wiederum war der Ansicht, die Geschöpfe würden sich auf zwei<br />

Arten in Gott befinden: praesentialiter, im göttlichen Wissen, aber auch potentialiter, im Hinblick<br />

auf ihre Ursachen. 133 Und diese Kausalperspektive entstehe wieder auf drei unterschiedliche<br />

Weisen: <strong>Die</strong> Geschöpfe befinden sich in Gott im Hinblick auf ihre Ursachen secundum rationem vel<br />

ideam; sie sind schon im Schöpfer <strong>als</strong> in ihrer Wirkursache vorhanden, und ebenso <strong>als</strong> in ihrer<br />

Zweckursache. 134 <strong>Die</strong>se Deutung wird von Bonaventura übernommen, wenn er behauptet, der<br />

Johannes-Text könne nicht besagen wollen, daß die Dinge in Gott ratione essentiae vel personae<br />

da seien, sondern nur, aus der ursächlichen Sicht (ut in causa). 135 Das Sein, <strong>als</strong> metaphysisches<br />

Konstitutivum <strong>des</strong> göttlichen Wesens, ist dann die <strong>onto</strong>logische Quelle, aus der sich die Gründe der<br />

kreatürlichen Erzeugung ad extra herleiten. Daher gebe es drei Arten, in denen ein Sein -ein<br />

Seien<strong>des</strong>- zu einem anderen werden kann: aufgrund einer aktuellen Existenz, aufgrund einer<br />

Ähnlichkeit und aufgrund der Kausalität. Im ersten Sinn stoßen wir ganz deutlich auf die Art, in der<br />

sich das Sein der die Welt bevölkernden Seiende entwickelt; im zweiten Sinn befinden sich die<br />

Geschöpfe in Gott <strong>als</strong> in ihrer ersten Ursache. <strong>Die</strong>ses Verhältnis Schöpfer-Geschöpf gestaltet sich<br />

dreifach: Je<strong>des</strong> geschaffene Seiende sei in Gott <strong>als</strong> in seiner exemplarischen Ursache ratione<br />

notitiae da; in ihm <strong>als</strong> in seiner bewirkenden Ursache ratione potentiae; und in ihm <strong>als</strong> in seiner<br />

Zweckursache ratione voluntatis. 136<br />

131 Pedro Lombardo, Sent., I, d. 35, c. 9: “Ecce hic habes, quod haec visibilia, antequam fierent, in Dei scientia<br />

erant. Ex hoc igitur sensu omnia dicuntur esse in Deo , et omne quod factum est dicitur esse vita in ipso: non<br />

ideo, quod creatura sit Creator, vel quod ista temporalia essentialiter sint in Deo, sed quia in ejus scientia<br />

semper sunt, quae vita est”.<br />

132<br />

ibid.: d. 36, c. 1: “...nec tamen omnia, quae sunt in ejus praescientia vel cognitione, in ejus essentia esse<br />

dici debent. Si enim hoc diceretur, intelligerentur esse ejusdem cum Deo essentiae. In Deo enim dicitur esse<br />

per essentiam, quod est divina essentia, quod est Deus. Habet ergo Deus apud se in praescientia sua quae non<br />

habet in sui natura”. Vgl. Zachary Hayes, The general doctrine of creation in the thirtheen century, München<br />

(1964) S. 20-33.<br />

133 Summa, I, Inq. 1, Tr. 2, q. 3, 48.<br />

134<br />

Vgl. Quaes. Disp. II, q. 46.<br />

135<br />

I Sent., d. 36, a. 1, q. 2 (I, 622 b): “Cum ergo quaeritur, utrum res sint in Deo ratione essentiae, vel<br />

personae; dicendum, quod proprie loquendo nec sic nec sic, sed sunt in Deo ut in causa, et sic ratione<br />

appropriatorum, quae sunt essentialia considerata in personis”.<br />

136 ibid., d. 36, a. 2, q. 1, concl. (I, 623 b): “... quod ad rationem dicendi vitam concurrit necessario, quod res<br />

sint in Deo quantum ad potentiam, notitiam et voluntatem producendi”.<br />

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