1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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Anfang der Metaphysik“ finden, womit L. Honnefelder die Neufassung <strong>des</strong> metaphysischen<br />
Denkens im 13. und 14. Jahrhundert charakterisiert. 81 Denn das Sein wird in analoger Weise<br />
sowohl von der Substanz wie vom Akzidens ausgesagt, wobei erstere den Primat der<br />
Vollkommenheit hat, während letzteres auf einer untergeordneten Ebene liegt. Andererseits sagt<br />
Aristoteles, das für das „Eine“ Bezeichnende sei, daß es sich nur über eine Negation definieren läßt,<br />
d.h. <strong>als</strong> das, was keine Teile hat bzw. „unteilbar“ ist. 82 Er übt auch heftige Kritik an Platons Idee<br />
<strong>des</strong> Guten und sagt dazu, es habe keinen Sinn, eine in einer Parallelwelt angesiedelte Idee zu<br />
postulieren, da das Gute an sich nämlich einfach in den Kategorien auffindbar sei. <strong>Die</strong>se Aussage<br />
spielte danach eine bedeutsame Rolle, zumal es <strong>als</strong> Indiz für eine mögliche Deutung <strong>des</strong> Guten <strong>als</strong><br />
transzendental angesehen wurde. 83<br />
<strong>Die</strong> Kategorien bringen <strong>als</strong>o unterschiedliche und besondere <strong>Seins</strong>weisen zum Ausdruck,<br />
weil die höchsten Gattungen dem Sein <strong>des</strong> Seienden bestimmen. Neben dieser Ansicht erscheint in<br />
einem Abschnitt der Civitas Dei eine Formulierung, in der Augustin den Begriff <strong>des</strong><br />
Transzendierens verwendet, um Platons Philosophie zu charakterisieren: „die größten Philosophen<br />
waren der Meinung, kein Körper sei Gott; und daher überschritten sie (transcenderunt) alle<br />
Körper, <strong>als</strong> sie Gott suchten. Sie sahen auch, daß alles Wandelbare nicht der höchste Gott, der<br />
Uranfang sei; und <strong>des</strong>halb überschritten sie jede Seele und die wandelbaren Geister“. 84 Was hier <strong>als</strong><br />
Überschreiten<strong>des</strong> bzw. <strong>als</strong> „jenseits davon befindlich“ postuliert wird, verweist insbesondere auf das<br />
Spirituelle oder das Göttliche, während der Raum <strong>des</strong> Überschrittenen der Bereich <strong>des</strong> Materiellen<br />
bzw. <strong>des</strong> eigentlich Menschlichen ist.<br />
80 Metaph., IV, 2, 1003 b 22-1004 a 1: “Si taque ens et unum idem ac una natura sunt, propterea quod se in<br />
vicem sequuntur, quemadmodum principium et causa, ...”<br />
81 Vgl. L. Honnefelder, Der zweite Anfang der Metaphysik. Voraussetsungen, Ansätze und Folgen der<br />
Wiederbegründung der Metaphysik im 13./14. Jahrhundert, in: J. P. Beckmann, u.a. (Hrgs.), Philosophie im<br />
Mittelalter, Entwicklungslinien und Paradigmen, Hamburg (1987) S. 165-186.<br />
82 Metaph., IX, 1, 1052 b 15: “...propter quod unum esse est indivisibile esse ipsum re vera ens, et<br />
inseparabile aut loco aut specie aut mente aut toto atque determinatio”.<br />
83<br />
Et. Nic., I, 4, 1096 a 19-29: “Itaque en numerorum quidem ideam constituebant. At bonum et in substantia<br />
dicitur, et in qualitate, et in eo quod ad aliquid refertur. Id autem quod per se est, et substantia, eo quod ad<br />
aliquid refertur prius est natura. Hoc enim arboris pullo, eique rei quae ei quod est accidit, simile est. Itaque<br />
nec possit in his esse idea aliqua communis. Praetera quoniam bonum totidem modis dicitur quod id quod est<br />
(nam et in substantia dicitur, ut deus et mens, et in qualitate, ut virtutes, et in quanto, ut medicritas, et in iis<br />
quae ad aliquid referuntur, ut utilitas, et in tempore, ut occasio, et in loco, ut domicilium seu diversorium et<br />
alia huius generis), perspicuum est commune aliquod et unum bonum universum esse non posse. Non enim in<br />
omnibus categoriis, sed in una sola diceretur”.<br />
84 De civitate Dei, VIII, 6: “Viderunt summi philosophi nullum corpus Deum esse; et ideo cuncta corpora<br />
transcenderunt, quaerentes Deum. Viderunt etiam quidquid mutabile est non esse summum Deum, omniumque<br />
principium; et ideo omnem animam, mutabilesque spiritus transcenderunt”. Vgl. N. Fischer, Transzendieren<br />
und Transzendenz in Augustins Confessiones, in: L. Honnefelder und W. Schüssler (Hrgs.), Transzendenz, Zu<br />
einem Grundwort der klassischen Metaphysik, Paderborn (1992) S. 115-136.<br />
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