1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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Wie können diese Proportionen an den Dingen der Seele nun dazu dienen, in ihnen,<br />
gleichsam in einem Spiegel (in speculis), Gott zu sehen? Bonaventura führt hier eine konkrete<br />
Anwendung der exemplaristischen Begriffsstruktur durch, die wir weiter oben gezeigt haben, <strong>als</strong><br />
von der ausgedrückten wie ausdrucksvollen Ähnlichkeit <strong>des</strong> Gotteswortes die Rede war, und er tut<br />
das auf zwei Weisen, die Abschnitt 7 und 8 im II. Kapitel ausmachen.<br />
Zunächst einmal, sobald gilt, daß die in das Organ schon eingeprägte Ähnlichkeit uns<br />
aufgrund dieser Einprägung auf das Prinzip hinführt, dem sie entstammt, d.h. auf die Erkenntnis <strong>des</strong><br />
Gegenstands, können wir dadurch auch, so Bonaventura, das Verhältnis von Koäqualität,<br />
Koäternität und Konsubstantialität unter den trinitarischen Personen verstehen. <strong>Die</strong> Parallele zu<br />
unserer Erkenntnis der Dinge wird von Bonaventura dazu verwendet, um uns von diesen zu Gott<br />
hinzuführen, sowohl <strong>als</strong> Wort, d.h. ewige Erzeugung (Ähnlichkeit) aus Gott, wie auch <strong>als</strong> in den<br />
Dingen gegenwärtigem -zumal das Objekt sein Abbild in jeglichem Medium erzeugt-, und<br />
schließlich <strong>als</strong> inkarniertem, weil der Logos sich, so wie die Spezies sich mit dem Körperorgan<br />
zusammentut, mit einem Individuum rationaler Natur vereint. <strong>Die</strong> Rückführung (reductio)<br />
geschieht <strong>als</strong>o sowohl auf der Ebene <strong>des</strong> Erkennens wie der <strong>des</strong> <strong>Seins</strong>, weil das Individuum „durch<br />
diese Vereinigung auf den Vater <strong>als</strong> auf sein Quellprinzip und –Objekt“ zurückgeführt werde. 470<br />
In zweiter Linie zeigt sich das von der Wirkung zur Ursache gehende Erklärungsschema<br />
jetzt in der Abhängigkeit der weltlichen Spezies -die <strong>als</strong> Schönheit, Annehmlichkeit und Heilsamkeit<br />
erfreut- von der transzendenten Ursprungsspezies, „wo höchste Proportion und Gleichmäßigkeit im<br />
Hinblick auf den Erzeuger besteht“. Wir erkennen Schönheit, Annehmlichkeit und Heilsamkeit der<br />
weltlichen Objekte, weil in der exemplarischen Ähnlichkeit, die allein Gott (<strong>als</strong> Logos) erzeugen<br />
470 Itin., II, 7 (V, 301 a): “Haec autem omnia sunt vestigia, in quibus speculari possumus Deum nostrum. Nam<br />
cum species apprehensa sit similitudo in medio genita et deinde ipsi organo impressa et per illam<br />
impressionem in suum principium, scilicet in obiectum cognoscendum, ducat; manifeste insinuat, quod illa lux<br />
aeterna genera ex se similitudinem seu splendorem coaequalem, consubstantialem et coaeternalem; et quod ille<br />
qui est ‘imago invisibilis Dei splendor gloriae et figura substantiae eius’, qui ubique est per primam sui<br />
generationem, sicut obiectum in toto medio suam generat similitudinem, per gratiam unionis unitur, sicut<br />
species corporali organo, individuo rationalis naturae, ut per illam unionem nos reduceret ad Patrem sicut ad<br />
fontale principium et obiectum”. Vgl. die bei Bonaventura so enge Entsprechung zwischen den Prinzipien <strong>des</strong><br />
<strong>Seins</strong> und <strong>des</strong> Erkennens: In Hexaem., I, 13 (V, 331 b): “...nec aliquo modo aliqua veritas sciri potest nisi per<br />
illam veritatem. Nam idem est principium essendi et cognoscendi. Si enim scibile in quantum secundum<br />
Philosophum aeternum est; necesse est, ut nihil sciatur nisi per veritatem inmutabilem, inconcussam,<br />
incoangustatam”; ibid., I, 14: “Istud est medium personarum necessario: quia, si persona est, quae producit et<br />
non producitur, et persona, quae producitur et non producit, necessario est media quae producitur et producit.<br />
Haec est ergo veritas sola mente perceptibilis”; vgl. ebenso: II Sent., d. 10, a. 1, q. 3.<br />
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