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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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<strong>Die</strong> zitierte erste Quaestio (De certitudine, qua existentia Dei cognoscitur, et de fide,<br />

qua eiusdem Trinitas creditur) erhält ihre besondere Bedeutung auch <strong>des</strong>halb, weil sie sich in den<br />

Rahmen der in Bonaventuras Denken zentralen Vorstellung einfügt, nach der in jedem Geschöpf<br />

auf jeweils verschiedenen hierarchischen Stufen die einzelnen transzendentalen Attribute<br />

offenkundig werden bzw. aufleuchten. Bonaventura schlägt den oben genannten zweiten Weg ein,<br />

um Gottes Dasein zu belegen, wenn er sich auf die Evidenz stützt, daß je<strong>des</strong> Geschöpf an sich<br />

selbst eine unbezweifelbare Wahrheit verkündet. Denn das Sein der Dinge ist uns auf einzigartig<br />

klare Weise offenkundig, und wenn wir mit Bonaventura noch einen Schritt weiter gehen, so sehen<br />

wir, daß diese Wahrheit <strong>des</strong> Geschöpfes nicht in ihm selbst <strong>als</strong> empfindsamem Wesen liegen kann,<br />

sondern nur in der Art eines Reflexes der Wahrheit, die es in Gott ist. Der bonaventurianische<br />

Urbild-Abbild-Gedanke entwickelt dann, wie wir weiter unten sehen werden, in erschöpfender<br />

Form diese zweifache Wahrheit <strong>des</strong> Geschöpfes: einerseits <strong>des</strong>sen kontingentes Sein; andererseits<br />

<strong>des</strong>sen Sein in der ewigen Idee, die Gott von allen Dingen hat, wenn er sie aus der Ewigkeit im<br />

ungeschaffenen Logos zum Ausdruck bringt. Bonaventura entwickelt nun gerade diese Idee vom<br />

Sein <strong>des</strong> Geschöpfes <strong>als</strong> eine empfindsame (welthafte) Verkündung <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> <strong>des</strong> (transzendenten)<br />

Gottes und seiner Attribute bzw. göttlichen Zueignungen: transzendentale Einheit, Wahrheit, Güte<br />

und Schönheit.<br />

Wenn in der Entwicklung dieses Artikels der Quaestiones die Evidenz von Gottes Sein<br />

erörtert wird, so zeigt sich ebenso, daß Bonaventura -angesichts einer Hierarchie in der Darstellung<br />

der <strong>Transzendentalien</strong>- hier die traditionelle Position einnimmt und das Sein <strong>als</strong> erstes<br />

Transzendentale ansetzt, von dem aus alle übrigen <strong>Transzendentalien</strong> zu betrachten wären. Gottes<br />

Sein wird <strong>als</strong>o in Form einer ursprungshaften und einzigen Wirkursache <strong>als</strong> erstes Prinzip<br />

erscheinen, die Wahrheit wird das <strong>onto</strong>logische Prinzip der Seienden in Form einer Exemplar-<br />

Ursache bilden -hier würde zusammen mit der Wahrheit auch das pulchrum, die Schönheit, <strong>als</strong><br />

Transzendentale seinen Platz finden-, und schließlich wird das Gute das Ziel und der letzte Sinn der<br />

geschaffenen Wirklichkeit sein, weil es deren Zweckursache darstellt. Das zu entwickelnde Thema<br />

erscheint demnach in Form einer dreifachen transzendenten Kausalität.<br />

In seinem Kommentar zum Johannes-Evangelium hatte Petrus Lombardus gesagt, der Vers<br />

quod factum est, in ipso vita erat („was geworden ist, in ihm war das Leben“, Joh. 1, 4) müsse in<br />

Hinsicht auf Gottes Kenntnis gedeutet werden. In diesem Sinn war die sichtbare Gesamtheit der das<br />

Universum bildenden Geschöpfe bereits vor ihrer realen Existenz außerhalb Gottes in Gottes<br />

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