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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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andeuten, welche sich auf <strong>onto</strong>logische Realitäten beziehen, die Vernunft und Philosophie schon<br />

von jeher behandeln und die bereits fest eingeführt und abgegrenzt sind. In diesem Sinn hat<br />

Bonaventuras trinitarischer Symbolismus einzig zum Gegenstand, uns <strong>als</strong> Tiefstes und<br />

Wesentlichstes an sich das vorzuführen, worin die eigentliche <strong>onto</strong>logische Struktur <strong>des</strong> <strong>Seins</strong><br />

wurzelt. 300 Wenn er den Blick auf die Geschöpfe richtet, weiß der kontemplative Mensch nämlich<br />

von vornherein, daß er in ihnen nicht bloß leere Zeichen einer transzendenten und entfernten<br />

Wirklichkeit vorzufinden hat, sondern lebendige Ausdrucksgrößen, welche diese Wirklichkeit<br />

symbolisch enthalten und vorausnehmen. Und zu bemerken bleibt hier, daß dieser Symbolismus<br />

dadurch, daß er dem eigentlichen Kern <strong>des</strong> endlichen Seienden eingeprägt ist und damit gewiß<br />

deren metaphysische Struktur ausmacht, noch nicht impliziert, daß darum das natürliche Sein <strong>des</strong><br />

Seienden aufgehoben, sondern im Gegenteil dieses konkrete Sein bereichert und in den allgemeinen<br />

Kontext seiner ersten und letzten Bedeutung gestellt wird. 301<br />

In Itinerarium I, 11 wird Begriffstrias -pondus, numerus, mensura- erwähnt, deren<br />

Bedeutung darin liegt, konkreten Aspekte angeben, durch die der Verstand Gott über seine Spuren<br />

in der Welt zu erahnen vermag. <strong>Die</strong>se Dreiheit entfaltet sich wiederum in jeweils zwei Begriffen, die<br />

ihr gleichwertig sind: Für pondus stehen modus et substantia; für numerus: species et virtus; und<br />

für mensura: ordo et operatio. 302 Es bleibt zu vermerken, wie der junge Franziskaner Bonaventura,<br />

obwohl er die Traditionslinie einhält, die ihm diese Begriffe zuträgt, bereits seit seinen Anfängen <strong>als</strong><br />

examinierter Sententiarier zwei bedeutsame Zusätze vornimmt, die aus seiner Lektüre der Summa<br />

fratris Alexandri hervorgehen. 303<br />

300 Vgl. M. Costa Freitas, Fundamentaçao e valor <strong>onto</strong>logico…, op.cit., S. 293-296.<br />

301 In Hexaem., III, 8 (V, 344 b): “Repraesentantur per Verbum ita infima, sicut suprema. Unde licet Angelus<br />

magis participat cum Verbo in conditionis nobilibus, puta quoad imaginem Dei, quam vermiculus; in ratione<br />

tamen exemplaritatis non est nobilior ratio Angeli quam vermiculi; ita ratio vermiculi exprimit vel<br />

repraesentat vermiculum, ut ratio Angeli Angelum, nec secundum hoc nobilio Angelus vermiculo. Quaelibet<br />

autem creatura umbra est respectu Creatoris”. Vgl. ebenso E. R. Curtius, Europäische Literartur und<br />

lateinisches Mittelalter (1948): “Durch Anwendung der Zahlenkomposition erreichte der mittelalterliche<br />

Autor ein Doppeltes: ein formales Gerüst für den Aufbau aber auch eine symbolische Vertiefung”, S. 499.<br />

“Jeder Leser mittellateinische Texte weiss, daß wenige Bibelsprüche so oft angeführt und anspielend<br />

verwendet werden wie der Satz aus der Weisheit Salomonis 11, 21: omnia in mensura et numero et pondere<br />

disposuisti… Durch das Bibelwort war die Zahl <strong>als</strong> formbildender Faktor <strong>des</strong> göttlichen Schöpfungswerkes<br />

geheiligt”, op.cit., S. 495-496.<br />

302 Eine Gesamtübersicht zum Ursprung dieser Triade bietet der Aufsatz von L. Cornet, OFM, Pondus, numerus,<br />

mensura, in: Miscelánea in onore di J.G. Bougerol, Roma (1988) Bd. II, S. 297-310, wo darauf verwiesen wird,<br />

dass solche Triaden eine lange und ausgreifende Geschichte haben („ces tria<strong>des</strong> ont une longue et torrentueuse<br />

histoire“).<br />

303 I Sent., d. 3, p. 1, dub. 3 (I, 78 b - 79 a): “... res creata habet triplice considerari: aut in se, aut in<br />

comparatione ad alias creaturas, aut in comparatione ad causam primam. Et secundum hos omnes modos<br />

contingit reperire trinitatem dupliciter”.<br />

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