1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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entwickeln, der zufolge alle Geschöpfe das menschliche Denken auf die schaffende Dreieinigkeit <strong>als</strong><br />
Ursprung hinführen, weil der Verstand in ihnen die Spur bzw. den Reflex <strong>des</strong> dreifachen ständigen<br />
Wirkens erkennen kann, das sie in das Sein bringt und darin erhält. 198 <strong>Die</strong>ser Rückbezug bildet<br />
mithin ihr Sein und ihren letzten Grund, und er wird damit genau der Schlüssel sein, nach dem die<br />
in Bonaventuras <strong>theologische</strong> Auffassung von der natürlichen Welt eingefügte Ontologie zu lesen<br />
ist. Das Wesen der Dinge wird uns <strong>als</strong>o einsichtig, sobald wir sie nur in ihrem Zustand der<br />
Abhängigkeit betrachten, d.h. in dem transzendenten Grund, der bewirkt, daß je<strong>des</strong> einzelne<br />
Seiende eines, wahr und gut ist. 199<br />
Schematisch dargestellt:<br />
in et ad se - causa efficiens - modus - unum -<br />
res { ad alias res - causa exemplaris - species - verum -<br />
ad finem - causa finalis - ordo - bonum -<br />
unum - omnipotentia - ratio principiandi - Pater<br />
verum - omniscientia - ratio exemplandi - Filius } Deus<br />
bonum - benevolentia - ratio finiendi - Spiritus<br />
198 Serm. De triplici testimonio sanctissimae Trinitatis, 7 (V, 536 b): “Ex dictis igitur colligi potest, quod<br />
Deus-trinitas testatur se ipsum trinum per vestigium omnipotentiae, sapientiae et benevolentiae. Et quoniam<br />
hoc vestigium relucet in omnibus et singulis creaturis -nulla est enim creatura, quae sit omnino expers virtutis,<br />
veritatis et bonitatis- manifeste colligitur, quod Deus-trinitas manifestat et testificatur se ipsum trinum per<br />
universitatem omnium creatorum”.<br />
199 Vgl. Tomas von Aquin, Summ. theol., I, 4, 3, ad Resp.: “Et hoc modo illa quae sunt a Deo, assimilantur ei<br />
inquantum sunt entia, ut primo et universali principio totius esse”. Nach Gilson lässt sich hier eine<br />
Verwandtschaft zu Bonaventura im Hinblick auf die Ähnlichkeit <strong>des</strong> Geschaffenen im Verhältnis zu seinem<br />
auslösenden metaphysischen Prinzip feststellen. Denn die sinnlich erfahrbare Welt erscheint wie ein Spiegel, in dem<br />
der Verstand über das Sinnliche eine Spiegelung der transzendenten Kausalität erfahren kann. Gilson fragt sich dabei<br />
gerade, ob diese Behauptung einer <strong>als</strong> Spiegel der sich darin reflektierenden <strong>Transzendentalien</strong> begriffenen Natur <strong>als</strong><br />
die metaphysisch tiefste gelten darf, da sie das Dasein Gottes belegt. Er beantwortet das zustimmend: “Il est vrai que<br />
les choses sont bonnes en tant qu’elles sont; il est vrai qu’elles sont belles; il est vrai qu’elles sont <strong>des</strong> causes et<br />
<strong>des</strong> énergies admirables de fécondité dans tout ce qu’elles font, et qu’en tout cella elles imitent <strong>Die</strong>u et le<br />
représentent; mais de tout ce que font les êtres, le plus merveilleux est qu’ils sont. Les choses existent, et cela<br />
n’est ce qu’il y a de plus profond en elles que parce que c’est en cela qu’elles imitient ce qu’est le plus<br />
profondément leur cause”. E. Gilson, Le thomisme, Paris (1942 , 4. Aufl.) S. 119.<br />
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