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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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vollkommene Proportionen und Harmonie verliehen. Gerade aufgrund dieser proportionalen<br />

Harmonie war nun der Leib Adams erhabener <strong>als</strong> derjenige der übrigen Geschöpfe. 341<br />

<strong>Die</strong> Verbindung von Leib und Seele in Adam wird von Bonaventura gemäß einer Abfolge<br />

dargestellt, die das vermittelnde Auftreten einer ersten bzw. zusammenfügenden Form (forma<br />

mixtionis) enthält, welche die vorgenannten Elemente kombiniert und sie darauf vorbereitet, eine<br />

zweite bzw. umfassende Form (forma complexionis) aufzunehmen, die dann deren<br />

zusammengesetztes Sein ermöglichen soll. Das Auftreten der letzten Form harmonisiert die vorher<br />

genannten Elemente und bereitet sie darauf vor, die Seele <strong>des</strong> ersten Menschen aufzunehmen. So<br />

schafft die Form seines zusammengesetzten Leibes Harmonie und Gleichmaß unter <strong>des</strong>sen<br />

Elementen, so daß der menschliche Körper sich dazu befähigt sieht, Leben aus seiner Seele zu<br />

erhalten. 342<br />

<strong>Die</strong> rationale Seele sei <strong>des</strong>halb die natürliche Form <strong>des</strong> menschlichen Leibes. Sie ist mit ihm<br />

vereint wie mit ihrer natürlichen Vollendung; vielmehr noch strebt die Seele naturgemäß danach,<br />

mit dem Leib vereint zu sein. Daher kann Bonaventura zu der Ansicht gelangen, die Seele werde<br />

zusammen mit dem menschlichen Körper geschaffen, <strong>als</strong> Bewegen<strong>des</strong> und Bewegtes. Wäre der<br />

Körper erst nachträglich geschaffen worden, so hätte Adams Seele eine Strafe schon vor der<br />

Schuld erlitten, da sie dann mit dem natürlichen Gegenstand ihres Strebens nicht vereint gewesen<br />

wäre. 343 Obgleich andererseits die Seele vom Körper nicht im Hinblick auf ihr Sein (esse) abhängig<br />

ist, d.h. in Hinsicht auf ihre eigene Erhaltung, schafft jedoch der Umstand der naturgemäßen<br />

Neigung, welche die Seele zum Körper <strong>als</strong> ihrem eigentlichen Stoff hat, ein Abhängigkeitsverhältnis<br />

341 II Sent., d. 17, a. 2, q. 3, concl. (II, 425 b): “Est et alia aequalitas a iustitia, et haec aequalitas attenditur in<br />

commensuratione miscibilium secundum proportionem debitam et secundum exigentiam formae<br />

introducendae. Et haec aequalitas reperitur in his quae miscentur naturaliter, et inter omnia potissime reperitur<br />

in homine, quia nobilior debit esse in eius corpore proportio et harmonia miscibilium, secundum quod<br />

disponitur ad nobiliorem formam”. Vgl. A. Schaefer, The position of man and his function in the created<br />

world according to St. Bonaventure, in: Franciscan Studies, 21 (1961) S. 32-47; Rainer Jehl, Melancholie und<br />

Acedia, op.cit., S. 100-104.<br />

342 II Sent., d. 17, a. 2, q. 2, ad. 6 (II, 423 b): “Ad illud quod obiicitur de ordine, dicendum, quod, etsi natura<br />

caelestis sit excelsior inter corpora simplicia secundum se considerata, non tamen excelit in gradu in<br />

comparatione ad ulteriorem formam suscipiendam; sed is est ordo, quod forma elementaris unitur animae<br />

mediante forma mixtionis, et forma mixtionis disponit ad formam complexionis. Et quia haec, cum est in<br />

aequalitate et harmonia, conformatur naturae caelesti; ideo habilis est ad susceptionem nobilissimae<br />

influentiae, scilicet vitae. Et sic in unione animae ad corpus rectus servatur ordo”. Vgl. ebenso Brevil., II, 10<br />

(V, 227 b - 228 a): “De corpore vero humano in statu primae conditionis tenenda sunt haec secundum doctrina<br />

fidei orthodoxae, videlicet quod corpus primi hominis sic conditum fuit et de limo terrae formatum, ut tamen<br />

esse animae subiectum et suo modo proportionabile, proportionabile, inquam, quantum ad complexionem<br />

aequalem, quantum ad organizationem pulcherrimam et multiformen et quantum ad rectitudinem staturae...”.<br />

343 II Sent., d. 17, a. 1, q. 3 (II, 417 a): “Item, si anima Adae ante corpus esset producta: aut appetivisset uniri<br />

corpori, aut non. Si non: ergo unio eius ad corpus non esset naturalis, nec unio eius ad corpus fieret per<br />

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