1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
leibt. 43 Das Verhältnis einer Spur der Geschöpfe zu Gott, wie auch das eines Bil<strong>des</strong>, <strong>als</strong> etwas für<br />
auch die aufsteigende Struktur der Erkenntnisse in der fünften Sammlung <strong>des</strong> Hexaemerons<br />
organisiert. 41<br />
<strong>Die</strong> allgemeinen Bedingungen <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> (conditiones entis nobilissimae et generalissimae),<br />
die in je<strong>des</strong> einzelne Seiende eingeschrieben sind, gestatten es auch, daß diese Seienden die Ebene<br />
der bloßen äußeren Bezüge überschreiten und eine gewisse Angleichung an transzendentale<br />
Einheit, Wahrheit und Güte widerspiegeln. Auf diese Weise vermag der Verstand die Dinge an sich<br />
(ut res absolutae) zu sehen, was eine eigene Konsistenz und Verstehbarkeit voraussetzt. Vom<br />
Glauben erleuchtet und abgeklärt kann er diese auch <strong>als</strong> Zeichen (signa) bzw. Hinweise (nutus)<br />
betrachten, welche uns über sie selbst hinaus auf die höhere und transzendente Wirklichkeit<br />
hinführen, die ihnen, ut signa ducentia in aliud, ihr Sein gab. 42 Was Gilson Bonaventuras „Kritik an<br />
der natürlichen Philosophie“ genannt hat, wurzelt genau in <strong>des</strong>sen Verweis darauf, daß erst dann,<br />
wenn die Betrachtung der Dinge an sich selbst ausschließlich und absolut wird, auch die Erkenntnis<br />
Gottes versperrt bleibt. Dagegen wird die Gotteserkenntnis befördert, wenn die erwähnte rationale<br />
Betrachtung ihre Grenzen anerkennt und für die gleichzeitige Arbeit mit dem Glauben offen<br />
die Dinge an sich Wesentliches, ließe sich nicht ohne autonome Grundlage denken, die ihnen zum<br />
Fundament dient. 44 In diesem Sinne führt Bonaventura die wechselseitige Zusammenarbeit von<br />
Philosophie und Theologie aus, indem er die jeweiligen Kriterien und formalen Gegenstände beider<br />
Disziplinen beachtet. Denn einerseits bietet die Philosophie der <strong>theologische</strong>n Spekulation ihre<br />
Kategorien und Schemata, die ihr eine gewisse Einsicht in den Glauben ermöglichen. Andererseits<br />
41 In Hexaem., V, 22 (V, 357 b): “Haec sunt novem lumina illustrantia animam, scilicet veritas rerum, vocum,<br />
morum: rerum, scilice essentiarum, figurarum, naturarum quantum ad quidditatum differentias occultas,<br />
quantum ad quantitatum proportiones manifestas, quantum ad naturarum proprietates mixtas. Primo<br />
metaphysica, secundo mathematica, tertius naturalis seu physica. Veritas vocum tripliciter: quantum ad<br />
locutiones, argumentationes, persuasiones; primo, quantum ad locutiones indicantis mentis conceptus;<br />
secundo, quantum ad argumentationes trahentes mentis assensus; tertio quantum ad persuasiones inclinantis<br />
mentis affectus; prima grammatica, secunda logica, tertia rethorica. Veritas morum tripliciter: quantum ad<br />
mo<strong>des</strong>tias, industrias, iustitias: mo<strong>des</strong>tias, quantum ad exercitationes consuetudinales; industrias, quantum ad<br />
speculationes intellectuales; iustitias, quantum ad leges politicas. Prima virtus consuetudinalis, secunda virtus<br />
intellectualis, tertia virtus iustitialis. Has novem scientias dederunt philosophi et illustrati sunt. Deus enim illis<br />
revelavit. Posmodum voluerunt ad sapientiam pervenire, et veritas trahebat eos; et promiserunt dare<br />
sapientiam, hoc est beatitudinem, hoc est intellectum adeptum; promiserunt, inquam, discipulis suis”.<br />
42 In Sent., I, d. 3, q. 3 ad 2 (I, 75 b): “Creaturae possunt considerari ut res vel ut signa”.<br />
43 ibid., I, d. 16, a. unic, q. 2 (I, 281b-282a): “Dicendum quod visibilia possunt dupliciter considerari: vel ut res<br />
absolutae, vel ut signa et nutus ducentia in aliud. Primo modo si amentur et considerentur, retardant<br />
intellectum et affectum, secundo modo juvant”. Vgl. B. Landry, La notion d’analogie chez St. Bonaventure, in:<br />
Rev. Neoscol. (1922).<br />
24