1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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Der Vater drückt den Sohn in einer ewigen Erzeugung <strong>des</strong> göttlichen Wortes aus, d.h.<br />
einer Ausdrucksähnlichkeit seiner selbst; und in diesem Ausdruck ist alles enthalten, was zu seiner<br />
schöpferischen Kraft gehört. Darin verwirklicht der Vater ausdrücklich den gesamten Inhalt seines<br />
schöpferischen Willens wie in einer Art ewiger Kunst (ars aeterna), die in Gestalt <strong>des</strong> Logos <strong>als</strong><br />
ausdrückliches ‚Medium’ bzw. ‚Vermitteln<strong>des</strong>’ zwischen Schöpfer und Schöpfung erscheint. 215<br />
Und dieses medium, in dem der Vater seine wesenhafte 'similitudo' zum Ausdruck bringt, ist nun<br />
die Wahrheit, jene ursprüngliche, unwandelbare und unbegrenzte Wahrheit, ohne die keine andere<br />
Wahrheit erkannt werden kann. 216 In dieser Wahrheit findet die Identität der Prinzipien <strong>des</strong> <strong>Seins</strong><br />
und <strong>des</strong> Erkennens ihre Grundlage; und daher enthält das Vorverständnis dieser ungeschaffenen,<br />
vom Vater aus der Ewigkeit erzeugten Wahrheit auch die Möglichkeit, alles geschaffene Sein in<br />
seiner wesenhaften Verwurzelung innerhalb der eigentlichen göttlichen Wahrheit zu erfassen. 217<br />
<strong>Die</strong> Vereinigung beider Prinzipien, <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> wie <strong>des</strong> Erkennens, geschieht nun in der<br />
Ähnlichkeit <strong>des</strong> Logos <strong>als</strong> Logos Gottes. Bei ihm handelt es sich um ein Wort, in dem sich zwei<br />
Formen der Ähnlichkeit unterscheiden lassen: Einerseits ist es, <strong>als</strong> 'similitudo Patris', dem absoluten<br />
Einheitsprinzip ähnlich; andererseits stellt es, aufgrund dieser Ähnlichkeit mit dem Schöpfer,<br />
zugleich je<strong>des</strong> einzelne Wesen dar, das sich der Potenz nach in <strong>des</strong>sen Schöpferkraft befindet, d.h.:<br />
Das göttliche Wort bzw. der Logos Gottes ist einfach wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Vater, und<br />
es ist, <strong>als</strong> Schöpfungsprinzip, zugleich der Ort, an dem die Exemplarität der geschaffenen Vielfalt<br />
besteht. 218 Hier greift Bonaventura wiederum auf einen Lehrsatz <strong>des</strong> Liber de causis zurück: „die<br />
215 In Hexaem., I, 13 (V, 331 b): “Pater enim ab aeterno genuit Filium similem sibi et dicit se et similitudinem<br />
suam similem sibi et cum hoc totum posse suum; dixit quae posset facere, et maxime qua voluit facere, et<br />
omnia in eo expressit, scilicet in Filio seu in isto medio tanquam in sua arte”.<br />
216 ibid.,: “Unde illud medium veritas est [...] nec aliquo modo aliqua veritas sciri potest nisi per illam<br />
veritatem”.<br />
217 Deswegen kritisiert Bonaventura die Philosophen, die viele übernatürliche Wahrheiten nicht für gewiss halten.<br />
Ihnen bleibe die Tür zum Verständnis der Wirklichkeit in ihrer ursprünglichen Grundlegung verschlossen. Vgl. In<br />
Hexaem., I, 13 (V, 331 b): “Nam idem est principium essendi et cognoscendi”. Ibidem, III, 4 (V, 343 b):<br />
“Horum ostium est intellectus Verbi increati, qui est radix intelligentiae omnium; unde qui non habet hoc<br />
ostium, intrare non potest. Philosophi autem habent pro impossibili quae sunt summe vera, quia ostium est eis<br />
clausum”.<br />
218 Streng genommen lassen sich die transzendentalen Eigenschaften auf die Dinge in erster Instanz allein insofern<br />
anwenden, wie diese sich in der ars aeterna exemplarisch vorgebildet finden, und nur sekundär auf deren endliches<br />
Sein. In Sent., I, d. 3, p. 1, dub. 3 (I, 78 b): “Ad hoc dicunt aliquid, quod hoc intelligitur de creaturis perfectis,<br />
vel si de omnibus, tunc illa tria [unitas, veritas, bonitas] non dicunt conditiones in re creata, sed in exemplari<br />
increato. Potest tamen dici, quod et ideo status, nec est ultra procedendum”. <strong>Die</strong> Konvertibilität scheint allein auf<br />
der transzendenten Ebene einzutreten, d.h.: Nur in der transzendentalen <strong>Seins</strong>weise von Einheit, Wahrheit und Güte<br />
kann jede von ihnen für die übrigen prädiziert werden, <strong>als</strong>o etwa veritas est vera, una et bona; in jeglicher anderen<br />
nicht transzendenten <strong>Seins</strong>weise oder Form scheint diese Art der Ausstrahlung einer Eigenschaft auf die übrigen<br />
nicht zulässig, weshalb wir d z.B. nur uneigentlich sagen: albedo est alba.<br />
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