1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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geschrieben worden, auch wenn dieses Thema bei verschiedenen Gelegenheiten einzig unter dem<br />
Blickwinkel <strong>des</strong> -ebenfalls umstrittenen- bonaventurischen Antiaristotelismus betrachtet wurde. 10<br />
Nach alledem wird es daher bei der Erörterung dieses Problems entscheidend sein, das Augenmerk<br />
nicht vom Hintergrund der Lehrmeinungen und der eigenen Motivierungen abzuwenden, die<br />
dam<strong>als</strong> Reflexion und Schriften <strong>des</strong> franziskanischen Theologen beeinflusst haben. 11 Unter diesen<br />
Motivierungen gibt es zwei, die meines Erachtens <strong>des</strong>wegen zentral sind, weil sie alle übrigen in<br />
sich fassen: <strong>Die</strong> eine besteht darin, dass Bonaventura die Einheit der christlichen Weisheit<br />
gegenüber der Uneinheitlichkeit <strong>des</strong> weltlichen Wissens verteidigt, wobei hier das Thema <strong>des</strong><br />
Antiaristotelismus ins Spiel kommt; die zweite liegt in der Antwort, die Bonaventura auf das<br />
Problem der Abgrenzung von Philosophie und Theologie gibt. 12<br />
1. 1. <strong>Die</strong> Aristoteles-Rezeption und Bonaventuras Metaphysik<br />
Innerhalb dieses Begriffsrahmens wird es möglich, Bonaventuras besondere Stellung zur<br />
Aristoteles-Rezeption in der gebildeten Welt seiner Zeit mit größerer Klarheit zu untersuchen, d.h.<br />
warum es einerseits scheinen möchte, dass er das Denken <strong>des</strong> Philosophen (Aristoteles)<br />
hochschätzt, und er andererseits die Wurzeln seiner Naturphilosophie so scharf kritisiert. Es gilt hier<br />
10 Vgl. W. Kluxen, “Abendländischer Aristotelismus - Mittelalter”, in: Theologische Realenzyklopädie, Berlin<br />
(1976); E. Van Steenberghen, <strong>Die</strong> Philosophie im 13. Jahrhundert, (hg. von M.A. Roesle), München (1977).<br />
11<br />
Luc Mathieu verweist auf die „Distanz“ etwa zwischen dem Kapitel 4 <strong>des</strong> Breviloquium und dem Kapitel 6 <strong>des</strong><br />
Itinerarium, in denen Bonaventura dasselbe <strong>theologische</strong> Thema auf verschiedene Weise behandelt, einmal schroff<br />
und lehrhaft, zum anderen wie in mystischer Versenhung. Und Mathieu setzt hinzu: “Pour expliquer cette<br />
différence de ton et de mode d’exposition, il nous faire tenir compte du but précis que Bonaventure s’est fixé<br />
dans chacune de ces oeuvres. Dans l’ Itinerarium, l’auteur conduit son lecteur à partir de la méditation sur le<br />
monde sensible, sur les créatures vestiges et images de <strong>Die</strong>u, sur l’âme humaine image et similitude de la<br />
Trinité, jusqu’à l’exposé <strong>des</strong> données de la foi concernant les trois personnes, et là il laisse son lecteur à sa<br />
propre contemplation silencieuse, puisque l’itinéraire est achevé et que le repos commence. Le Breviloquium<br />
est plus utilitaire. Il s’agit d’éclairer les jeunes “théologiens” sur les points les plus essentiels de la foi.<br />
Précisément parce que le mystère de la Trinité est le plus difficile à formuler en un langage humain, Le<br />
Maître s’attarde à établir <strong>des</strong> distinctions, expliquer <strong>des</strong> vocables, définir <strong>des</strong> règles du langage qui<br />
permettront à ses élèves de penser, droitement, hautement et toujours avec piété, le mystère”. Vgl. Saint<br />
Bonaventure. Breviloquium. Bibliothèque Bonaventurienne, Editions Franciscaines, Paris (1966) Bd. I,<br />
Introduction., S. 45; W. Dettloff, “<strong>Die</strong> franziskanische Vorentscheidung im <strong>theologische</strong>n Denken <strong>des</strong> heiligen<br />
Bonaventura”, in: MThZ, 13 (1962), S. 107-115.<br />
12 Vgl. J. Ratzinger, <strong>Die</strong> Geschichtstheologie <strong>des</strong> heiligen Bonaventura, op. cit., S. 134.<br />
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