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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Auf die Vorsokratiker folgte ein Denkansatz, der das Sein der Wesen aus einer<br />

Unterscheidung von Materie und Form zu erklären vermochte. So wurden die wahrnehmenden<br />

Substanzen aufgrund einer Rückführung auf deren wesentliche Teile begriffen. Der Ursprung der<br />

Dinge lag <strong>als</strong>o nicht mehr z.B. in Freundschaft oder Zwietracht (Empedokles), sondern in Ursachen<br />

mit einem höheren Grad der Allgemeinheit, wie etwa den platonischen Ideen. <strong>Die</strong>se Form, den<br />

Ursprung der Wesen zu denken, bedeutet gewiß einen Fortschritt gegenüber dem früheren<br />

Verfahren, das die materielle Wirklichkeit allein aus einer Sicht wahrnehmender Subjekte<br />

betrachtete. Dennoch weist sie denselben Nachteil auf wie ersteres. Denn das Sein wird unter einem<br />

einzelnen Aspekt betrachtet, der es dann bestimmt. Das Sein ist immer noch dieses Sein.<br />

Demzufolge sind auch die Ursachen, denen sie die Erzeugung der Wesen zuteilen, ebenso<br />

vereinzelt.<br />

Eine dritte Betrachtungsweise sucht den Ursprung <strong>des</strong> Seienden nicht mehr in der<br />

Erzeugung, sondern in der Schöpfung. Thomas spricht hier von „einigen Denkern“, die das Sein <strong>als</strong><br />

Seien<strong>des</strong> gedacht haben (ens inquantum est ens) und dabei eine Kausalität <strong>des</strong> Seienden <strong>als</strong><br />

Seien<strong>des</strong> (entia) in Betracht zogen. Da es allein der Vorstellung von der Schöpfung möglich ist, das<br />

Sein in absolutem Sinn geschaffen zu denken, sind diese Denker auch die einzigen, die eine<br />

universelle Ursache <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> angenommen haben: Gott. 77<br />

1. 1. Aristoteles und die kategorialen Genera<br />

Obwohl gesichert ist, daß auch die Nachwirkungen <strong>des</strong> Denkens von Avicenna, Boethius<br />

und Dionysius entscheidend gewesen sind, bleibt das Corpus aristotelicum doch zweifellos die<br />

Hauptquelle für die mittelalterliche Lehre von den <strong>Transzendentalien</strong>. Nach Aristoteles wird das<br />

Sein in vielfacher Weise gesagt, und diese Vielfalt findet ihren Ausdruck den zehn höchsten Genera,<br />

die er <strong>als</strong> Kategorien bezeichnet und dabei von den zehn Gegensatzpaaren der Pythagoräer sowie<br />

den fünf erhabensten Gattungen in Platons Sophistes ausgeht. <strong>Die</strong> Kategorien bestimmen danach<br />

das Sein, weil sie es auf ein bestimmtes Wesen bzw. eine solche Wesensart eingrenzen, zunächst<br />

durch die <strong>Seins</strong>weise der Substanz und dann durch die <strong>Seins</strong>weise der Akzidentien. <strong>Die</strong> Substanz<br />

77 Summ. Theol., I, 44, 2: “Et ulterius aliqui erexerunt se ad considerandum ens inquantum est ens: et<br />

consideraverunt causam rerum, non solum secundum quod sunt haec vel talia, sed secundum quod sunt entia.<br />

Hoc igitur quod est causa rerum inquantum sunt entia, oportet esse causam rerum, non solum secundum quod<br />

sunt talia per formas accidentales, nec secundum quod sunt haec per formas substantiales, sed etiam secundum<br />

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