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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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sehen die Scholastiker <strong>des</strong> 13.Jhs. einen dritten Weg, aufgrund <strong>des</strong>sen sich die Beziehung der<br />

Geschöpfe zur schaffenden Gottheit zeigen läßt. <strong>Die</strong> mittelalterliche Weltanschauung hat das<br />

Universum <strong>als</strong> ein geordnetes Ganzes betrachtet; und diese Ordnung umfaßte nicht allein die<br />

physische Gliederung der Geschöpfe, sondern ebenso auch ihre Ausrichtung auf einen<br />

Endzweck. 163 In der Summa Halensis heißt es dazu, es gebe nur ein einziges Ziel, einen letzten<br />

Grund <strong>des</strong> Universums, und das sei Gott selbst. 164 Alexander von Hales spricht von Gott wie von<br />

einer Zielursache, sofern Er die causa salvans et terminans sei, weil Er <strong>als</strong> Summa Bonitas alle<br />

Dinge zu ihrem eigentlichen Zweck hinführe. 165<br />

<strong>Die</strong>ser Zweckbegriff spielt dann eine grundlegende Rolle im Denken seines Schülers<br />

Bonaventura, der die Ansicht hegt, das Ziel menschlichen Verstehens und der gesamten<br />

menschlichen Existenz bestehe in der Rückkehr zum höchsten Guten. 166 Denn Gott sei<br />

Zweckursache der Schöpfung aufgrund seines eigenen Willens, mit dem er die Geschöpfe zu dem<br />

ihnen vorbestimmten Ziel führt. 167 <strong>Die</strong>se Zweckursache ist perficiens; sie führt die Dinge durch die<br />

Verwirklichung bzw. die Aktualisierung <strong>des</strong> eigentlichen Zwecks der Schöpfung insgesamt zu ihrer<br />

Vollkommenheit. 168<br />

Weiter oben haben wir bereits Bonaventuras Position zum Primat <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> im Verhältnis<br />

zum Begriff <strong>des</strong> Guten gesehen. Nunmehr müssen wir dieses Verhältnis erläutern, allerdings nicht<br />

mehr aus der Sicht <strong>des</strong> Wesens, sondern aus derjenigen der Natur. Ein Abschnitt in seinem<br />

„Kommentar zu den Sentenzen“ bietet uns hinreichende Klarheit über Bonaventuras Ansicht zu<br />

dem vom Wesen unterschiedenen Begriff der Natur, <strong>des</strong>sen Inhalt der Vorstellung von einem<br />

163 Vgl. Zachary Hayes, The general doctrine of creation…, op.cit., S. 31; L. Honnefelder, Der Zweite Anfang<br />

der Metaphysik. Voraussetzungen, Ansätze und Folgen der Wiederbegründung der Metaphysik im 13./14.<br />

Jahrhundert, in: J.P. Beckmann, u.a (Hrgs.), Philosophie im Mittelalter, op.cit., S. 165-186.<br />

164 Summa, II, Inq. 1, Tr. 1, sec. 1, q. 2, n. 14 -15: “Una est causa finalis ultima omnium [...] ipse [Deus] est<br />

principalis finis”.<br />

165 Quaest. Disp., II, q. 46: “Esse in causa salvante et terminante”.<br />

166 In Hexaem., I, 17 (V, 332 a-b): “Verbum ergo exprimit Patrem et res quae per ipsum factae sunt, et<br />

principaliter ducit nos ad Patris congregantis unitatem [...] ...sic dicat quilibet: Domine exivi a te summo,<br />

venio ad te summum, et per te summum. Hoc est medium metaphysicum reducens, et haec est tota nostra<br />

metaphysica: de emanatione, de exemplaritate, de consumatione [...] ...scilicet illuminari per radios spirituales<br />

et reduci ad summum. Et sic eris verus metaphysicus”. Man beachte auch die Bedeutung <strong>des</strong> Grun<strong>des</strong> de<br />

eminentia (in eher <strong>theologische</strong>r Sicht), der für Bonaventura das Basiselement in der Gotteserkenntnis darstellt,<br />

aufgrund <strong>des</strong> Umstan<strong>des</strong>, nach dem alle an den Geschöpfen gefundenen vornehmen Eigenschaften im höchsten<br />

Grade Gott zugeteilt werden müssen (vgl. I Sent., d. 3, p. 1, a. unic. q. 2 (I, 72 b): “...sic est ratio cognoscendi<br />

per superexcellentiam, quia omnis proprietas nobilis in creatura Deo est attribuenda in summo”).<br />

167 I Sent., d. 36, a. 2, q. 1 (I, 623 b-624 a): “Et propterea aliter dicendum, quod res tripliciter sunt in Deo,<br />

videlicet ut in principio producente, et sic sunt in ratione potentiae; ut in exemplari exprimente, et sic sunt in<br />

ratione notitiae; et ut in fine conservante, in ratione voluntatis”.<br />

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