1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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wesenhafte Wahrheit. Aufgrund seiner Nichtigkeit verlangt es ständig, durch die Präsenz der<br />
transzendenten, absoluten, primären und ewigen Wahrheit im Sein erhalten zu werden. 291<br />
Mit dem Begriff Verhältnis setzt Bonaventura Augustins Linie fort, die auf eine Erklärung<br />
der Wahrheit aus deren Betrachtung nicht so sehr im Sinne von wirkender Ursache und erzeugter<br />
Wirkung ausgeht -obwohl dieses Schema in den mittelalterlichen Lehren stets vorkommt-, sondern<br />
eher in der Form ihres wechselseitigen Verhältnisses von Nachahmung und Ausdruck. Daher<br />
nimmt die Exemplarismuslehre eine so herausragende Stellung in dem Werk <strong>des</strong> einen wie <strong>des</strong><br />
anderen ein. Im Falle Bonaventuras bringt ihn seine Systematisierung dieser Konzepte dazu, eine<br />
auf das Thema der Erkenntnis <strong>des</strong> Wirklichen anwendbare Formel vorzutragen, der zufolge die<br />
Dinge besser erkannt werden, wenn wir den unter ihnen selbst durchgeführten Vergleich in<br />
Betracht ziehen, <strong>als</strong> wenn wir uns an den Vergleich der Dinge im Hinblick auf das Sein Gottes<br />
halten. 292 Der Grund dafür ist, daß alles, was ein Ding vom anderen unterscheidet, eher in deren<br />
Sein, d.h. in <strong>des</strong>sen eigener Entität, liegt <strong>als</strong> im größeren oder geringeren Grad der Erkennbarkeit,<br />
zumal die Grundlage für das Sein der Dinge auch dieselbe göttliche Wahrheit in Gott ist; und diese<br />
Wahrheit zeigt und spiegelt sich gerade in der einzelnen Wahrheit, die jeder Erkenntnisgegenstand<br />
darstellt. 293 (Weiter unten, im Textteil zum Menschen <strong>als</strong> imago Dei, wollen wir auf die<br />
verschiedenen Modalitäten der Erkenntnis aus der Sicht der augustinisch-bonaventurischen Lehre<br />
von der göttlichen Erleuchtung eingehen).<br />
3. <strong>Die</strong> Güte <strong>als</strong> Ungeteiltheit von Sein und Handeln<br />
Wie gesehen, bedingt die bewirkende Kausalität das einheitliche Sein <strong>des</strong> geschaffenen<br />
Seienden und die exemplarische Kausalität seine Wahrheit. <strong>Die</strong> finale Kausalität wiederum bewirkt,<br />
daß es in den Seienden eine innerliche, dem geschaffenen Sein konsubstantielle Güte geben kann.<br />
291 I Sent., d. 37, p. 1, a. 1, q. 1, concl. (I, 639 a): “Ex parte creaturae est necessitas, quia creatura habet in se<br />
possibilitatem et vanitatem, et utriusque causa est, quia producta est de nihilo. Quia enim creatura est et<br />
accepit esse ab alio, qui eam fecit esse, cum prius non esset; ex hoc non est suum esse, et ideo non est purus<br />
actus, sed habet possibilitatem; et rtione huius habet fluxibilitatem et variabilitatem, ideo caret stabilitate, et<br />
ideo non potest esse nisi per praesentiam eius qui dedit ei esse [...] et quia nihil vanum in se ipso fulcitur,<br />
necesse est, quod omnis creatura sustentetur per praesentiam Veritatis”.<br />
292 II Sent., d. 1, p. 2, a. 3, q. 2, concl. (II, 50 a): “Differentiae rerum accipiuntur secundum comparationem,<br />
quam habent ad se, non in relatione ad Deum, respectu cuius potius conveniunt”.<br />
293 I Sent., d. 3, p. 1, a. unic., q. 1, ad 2 (I, 69 ab): “...est distantia secundum rationem entis, et secundum<br />
rationem cognoscibilis. Primo modo est maior distantia; secundo modo non, quia utrumque est intelligibile,<br />
scilicet Deus et anima”. Vgl. J. –M. Bissen, L’exemplarisme..., op.cit., S. 165-172.<br />
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