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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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entfalten. Soweit die gnoseologische Auffassung <strong>des</strong> Seraphicus von seiner Metaphysik bedingt ist,<br />

darf zweifelsfrei von der göttlichen Erleuchtung <strong>als</strong> einem Teil <strong>des</strong> bonaventurischen<br />

Exemplarismus die Rede sein, aufgrund der Art und Weise, in der das Licht dort in einem<br />

grundlegenden engen Verhältnis zwischen der Wahrheit <strong>des</strong> verursachenden <strong>Seins</strong> und der<br />

Wahrheit <strong>des</strong> verursachten <strong>Seins</strong> aufgefaßt wird.<br />

<strong>Die</strong> begrifflichen Mittel, mit denen Bonaventura diese Bezüge erfaßt, zeigen auch die<br />

Bedeutungsstufe, die der Seraphicus der Metapher <strong>des</strong> Lichtes beimißt. Deren Bedeutung<br />

entstammt bereits der neuplatonischen Tradition und geht daraus ins augustinische Denken über,<br />

wobei die Erkenntnistheorie in Bonaventuras Werk auch den Namen einer Theorie der göttlichen<br />

Erleuchtung annimmt, dem noch der Einfluß der in der franziskanischen Oxforder Schule<br />

betriebenen Studien zur physikalischen Theorie <strong>des</strong> Lichtes auf Bonaventura hinzugerechnet<br />

werden sollte. 374<br />

Zunächst einmal begreift Bonaventura beide Wahrheiten (die <strong>des</strong> Erkennens und die <strong>des</strong><br />

<strong>Seins</strong>) <strong>als</strong> abhängig von der göttlichen Wahrheit; doch ist diese Abhängigkeit derart, daß es sich<br />

dabei letztlich um eine einzige Wahrheit (Gott) handelt, die im Ausdruck <strong>des</strong> Logos ewig die<br />

Wahrheit <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> schafft (<strong>als</strong> Ähnlichkeit in der ars aeterna), von der her dem menschlichen<br />

Verstand die Erfassung der Wahrheit der Dinge (<strong>als</strong> begriffliche Ähnlichkeit in unserem Geist)<br />

möglich wird. Hier erscheint erneut ein Verbindungsweg zwischen der <strong>theologische</strong>n Wahrheit und<br />

der Wahrheit der Wissenschaften, diesmal in Gestalt von Illuminationen. <strong>Die</strong> <strong>onto</strong>logische<br />

Wahrheit dient <strong>als</strong> feste -von der Gewähr <strong>des</strong> <strong>theologische</strong>n a priori abgesicherte- Grundlage, auf<br />

der die logische Wahrheit auszuarbeiten bleibt, die im Wesen ein Medium ist, das die Erkenntnis an<br />

sich ermöglicht. Ob wir uns nun den konkreten Seienden zuwenden, in denen sich die Wahrheit nur<br />

in entfernter, undeutlicher Weise darbietet, oder ob wir sie aus einer Erkenntnis in der Nähe<br />

verstan<strong>des</strong>mäßiger similitudo <strong>als</strong> intelligible Form gewinnen, ist uns jegliche Erkenntnis doch nur<br />

durch Vermittlung der Wahrheit möglich, gleich welcher Art jene auch wäre. Denn die Wahrheit ist<br />

schöpferisch und regelt zugleich die Modalitäten, in denen unsere Erkenntnis auftritt.<br />

An zweiter Stelle ragt unter den Elementen, welche die Struktur von Bonaventuras Denken<br />

ausmachen, der Begriff <strong>des</strong> Lichtes hervor, der darin sowohl auf das göttliche wie auf das<br />

geschaffene Sein bezogen verwendet wird. In der Tat teilt Bonaventura bei verschiedenen<br />

374 Vgl. J.-M. Bissen, L’exemplarisme..., op.cit., S. 159-161.<br />

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