1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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Daß die Dinge substantiell gut sind, heißt aus der Sicht Bonaventuras jedoch nicht, daß sie dies aus<br />
sich selbst sind, und ebensowenig, daß die Güte die geschaffene Form um eine neue Wesenheit<br />
erweitert, sondern daß alle Kreatur in ihrer vollen Abhängigkeit von Gott, dem höchsten Guten, die<br />
ontische Neigung bzw. Hinordnung auf dieses höchste Gute in sich trägt; das heißt, sie ist gut,<br />
insofern sie sich auf das Gute in sich hinordnet oder ausrichtet. <strong>Die</strong>ses Zweckverhältnis einer<br />
Wirkung zu ihrer Ursache ist etwas für die Kreatur so Wesentliches, daß es ihr eigentliches Sein<br />
absolut bestimmt.<br />
Wir haben hier <strong>als</strong>o einen der Kreatur eigenen habitus vor uns, der notwendigerweise<br />
immer in einem Bezug zum ständigen Einfluß der transzendenten Ursache steht. Bestand die<br />
Einheit in der Ungeteiltheit <strong>des</strong> Seienden oder Wesens und fügte die Wahrheit dem die<br />
Ungeteiltheit von Sein und Existenz hinzu, so erscheint die Güte in der Ungeteiltheit von Sein und<br />
Handeln. Das Eigentümliche dieses Handelns liegt allein in der Ausbreitung und Mitteilung seiner<br />
selbst. 294 Darin läßt sich wiederum das Prinzip der analogia entis aufspüren, da Gott sich in der<br />
Erschaffung der Welt durch einen freien Willen ausdrücke, der nur eine Ausbreitung oder<br />
Expansion seiner selbst ad extra suche. 295 Eigentlich betrachtet, sei diese Güte Gottes die Kraft,<br />
welche die Geschöpfe in die Existenz trägt und sie dann wieder an sich zieht. Das Streben je<strong>des</strong><br />
endlichen Wesens, sein innerlicher natürlicher Trieb bestehe einzig in der Suche nach seiner<br />
Vervollkommnung, der Bewegung, die es dahin bringt, sich dem zuzuwenden, was seinen Zweck<br />
enthält, weil darin das liege, was sein unvollständiges Sein, das Sein in der Endlichkeit ergänzt. 296<br />
Der Bezug auf die Schöpfung ist eindeutig, weil es hier um eine Erklärung der konkreten Wesen<br />
aufgrund ihres Ausflusses aus einem Quellprinzip geht. Ein Beleg dafür liegt darin, daß<br />
Bonaventura bei den Ausführungen zu den innertrinitarischen Hervorgängen eine andere<br />
Terminologie verwendet. Denn dort spricht er nicht von bonum diffusivum, sondern von bonitas;<br />
auch wird er nicht se diffundere sagen, sondern se communicare, dare esse suum, womit er seine<br />
Aussage begründet, daß die Weitergabe <strong>des</strong> göttlichen Wesens unter den trinitarischen Personen<br />
nicht wirklich Ausbreitung heißen könne, da der eigentliche Begriff Ausbreitung allein auf das<br />
294 De regno Dei, 43 (V, 551 b): “Cum enim unitas sit indivisio entis, veritas indivisio entis et esse; bonitas<br />
addit adhuc super hoc, quia est indivisio entis et esse et agere, et illud agere est sese diffundere et<br />
communicare”. Vgl. López de Munain, El problema de la libertad en los doctores franciscanos del Siglo XIII,<br />
in : Verdad y Vida 5 (1947) S. 283-307.<br />
295 II Sent., d. 1, p. 2, dub. 1 (II, 51 b): “Quia bonus est Deus , vult se diffundere; et quia vult se diffundere,<br />
vult creaturam producere; et quia vult creaturam producere, vult creaturam esse; et ita, quia bonus est, sumus”.<br />
296 I Sent., d 45, a 2, q. 1, concl. (I, 804 b – 805 a): “...bonitatem ut continentiam et ut principium et ut finem<br />
omnia appetunt: ut principium a quo sunt; ut continentiam per quam salvantur ut finem in quem tendunt.<br />
Unde divinus amor est quidam cyclus aeternus ex optimo, per optimum et in optimum”.<br />
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