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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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zu Bonaventuras Hylemorphismus passend, die eigentliche Auffassung von der Spontaneität <strong>des</strong><br />

Intellekts und der Tätigkeit der Seele nicht beachten, die sich, wie gesagt, bereits im sinnhaften<br />

Erkennen selbst herausbilden. Denn wenn der mögliche Verstand reine Rezeptivität wäre, dann<br />

könnte jeglicher Stoff, <strong>als</strong> etwas absolut Unbestimmtes, intellectus possibilis heißen. Ein Verstand<br />

dieser Art wäre jedoch zur Erkenntnis nicht fähig und dürfte daher eigentlich auch nicht Verstand<br />

heißen, genauso wie ein rein stoffliches Organ (das Auge) zum Sehen gar nicht taugt, wenn es nicht<br />

auf die ihm entsprechende Fähigkeit <strong>des</strong> Erkennens, die dieses erst ausbildet (das Sehvermögen),<br />

rechnen kann. Eine vierte Ansicht zu diesem Thema würde besser zu Bonaventuras Lehre passen,<br />

falls sie nicht einen Nachteil <strong>theologische</strong>r Art enthielte, der dieser zuwiderläuft. Danach wäre der<br />

Verstand eine einzige Fähigkeit der Seele, die für sich genommen intellectus agens hieße, in<br />

Verbindung mit einem Körper aber -und <strong>des</strong>wegen von den sensiblen Spezies abhängig- intellectus<br />

possibilis. <strong>Die</strong>se Lösung ist so einfach wie annehmbar, doch wird sie von Bonaventura verworfen,<br />

weil die Seele, vom Leib abgelöst, weiterhin erkennen könne und ihre Passivität <strong>des</strong>halb nicht von<br />

ihrer Verbindung mit dem Körper abhängig gemacht werden dürfe.<br />

Angesichts dieser Ansätze gelangt Bonaventura zu der Meinung, daß weder der handelnde<br />

Verstand reines Handeln ist, noch der passive reine Rezeptivität, sondern daß der eine wie der<br />

andere von verschiedenen Gesichtspunkten auch eine jeweils verschiedene Aktivität und Passivität<br />

aufweisen. Obwohl es zutreffe, daß der passive Verstand zum Aufnehmen bestimmt ist und der<br />

aktive zur Abstrahierung der intelligiblen Spezies, könne letzterer doch aus sich die Dinge erst in<br />

Abhängigkeit von den durch den passiven Verstand zur Verfügung gestellten Spezies erkennen.<br />

Und aus diesem Grund betrachtet Bonaventura ihn auch nicht <strong>als</strong> reinen Akt, zumal er nicht die zu<br />

seinem Tätigsein notwendigen Bedingungen in sich vereint. In der besagten Abhängigkeit würde<br />

eben sein passiver Aspekt liegen. Andererseits sei der passive für die vom aktiven Verstand<br />

abstrahierten intelligiblen Spezies nicht rein rezeptiv, sondern der passive Intellekt würde -wie bei<br />

der Entwicklung <strong>des</strong> bonaventurischen diiudicium in den angesprochenen Beispielen dargestelltdie<br />

abstrahierende Operation der intelligiblen Spezies ausführen und sie auch beurteilen, was den<br />

aktiven Aspekt innerhalb seiner rezeptiven Natur ausmache. 439<br />

439 II Sent., d. 24, p. 1, a. 2, q. 4, concl. (II, 568 a – 569 b): “Alius vero modus intelligendi est, ut dicatur, quod<br />

intellectus agens et possibilis sint duae intellectus differentiae, datae uni substantiae, quae respiciunt totum<br />

compositum. Appropiatur autem intellectus agens formae et possibilis materiae, quia intellectus possibilis<br />

ordinatur ad abstrahendum; nec intellectus possibilis est pure passivus; habet enim supra speciem existentem<br />

in phantasmate se convertere, et convertendo per auxilium intellectus agentis illam suscipere, et de ea iudicare.<br />

Similiter nec intellectus agens est omnino in actu; non enim potest intelligere aliud a se, nisi adiuvetur ab<br />

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