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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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wären. 432 Aus seiner Aufnahme und Bewahrung der ersten Prinzipien der Wissenschaft <strong>als</strong> ewige,<br />

Mit der Aufnahme einfacher Prinzipien wie Punkt, Augenblick und Einheit in ihm werde<br />

auch deutlich, daß es im Gedächtnis nicht nur, wie bei Augustins intellectus possibilis, eine durch<br />

die Dinge der Außenwelt bewirkte Gestaltung gibt, sondern ebenso eine angeborene, empfangene<br />

und einfache formale Erkenntnis in angeborenen Formen <strong>des</strong> Denkens, ohne welche die<br />

Konsequenzen aus einfachen Prinzipien wie Qualität und Kontinuität überhaupt nicht verständlich<br />

unwandelbare Wahrheiten, die das Erkennen nicht zum ersten Mal wahrnehme, sondern sozusagen<br />

<strong>als</strong> angeboren und vertraut wiedererkenne, schließt man auf das Vorhandensein eines habitus<br />

principiorum im Gedächtnis <strong>als</strong> Bild und Ähnlichkeit Gottes. Demzufolge ist dies kein sensitives<br />

Gedächtnis -im Sinne einer Fähigkeit zum Behalten der Eindrücke aus der sinnlich wahrnehmbaren<br />

Welt-, und kein intellektuelles Gedächtnis -<strong>als</strong> Behalten der durch die Intelligenz erworbenen<br />

Vorstellungen-, sondern ein transzendentales Gedächtnis, eine Art Archiv angeborener<br />

Kenntnisse. 433 Der Geltungsumfang dieser Aussage bedingt auch die Anerkenntnis, daß die Präsenz<br />

der Seele an sich und in sich der Präsenz Gottes in ihr gleichkommt, d.h.: Gott wird durch sein der<br />

Seele eingeprägtes Abbild erkannt. <strong>Die</strong> Zwecksetzung ist zwar wiederum theologisch, doch auch<br />

hier mischen sich unter die aus der christlichen Tradition übernommenen Argumente noch andere,<br />

die ihre Quelle in der rein rationalen Analyse der natürlichen Fähigkeiten bzw. Tätigkeiten der Seele<br />

finden.<br />

3. 2. <strong>Die</strong> Einsichtsfähigkeit<br />

<strong>Die</strong> zweite Wirksamkeit ist die der Verstan<strong>des</strong>kraft, die im Erkennen <strong>des</strong> Sinnes von<br />

Begriffen, Propositionen und Vermutungen oder Folgerungen besteht. Hier kommt der Aristoteles<br />

432 ibidem : “Ex secunda apparet quod ipsa non solum habet ab exteriori formari per phantasmata, verum etiam<br />

a superiori suscipiendo simplices formas, quae non possunt introire per portas sensuum et sensibilium<br />

phantasias”; II Sent., d. 39, a 1, q. 2 in fine und auch IV Sent., d. 49, p. 1, q. 2, ad. 1-3.<br />

433 ibid.,: “Ex tertia habetur, quod ipsa habet lucem incommutabilem sibi praesentem, in qua meminit<br />

invariabilium veritatum. Et sic per operationes memoriae apparet, quod ipsa anima est imago Dei et similitudo<br />

adeo sibi praesens et eum habens praesentem, quod eum actu capit et per potentiam ‘capax eius est et particeps<br />

esse potest’ ”; I Sent., d. 3, p. 2, q. 2, a. 1, q. 1 ad 3 (I, 81 b): “Memoria accipitur tripliciter: uno modo prout<br />

est receptiva et retentiva sensibilium et praeteritorum; alio modo prout est retentiva praeteritorum, sive<br />

sensibilium sive intelligibilium et tertio modo prout retentiva specierum abstrahendo ab omni differentia<br />

temporis utpote specierum innatarum”. Vgl. ebenso Augustinus, De Trint., XIV, 8, 2.<br />

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