1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
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Demnach hätte der passive Verstand, während er zur Ausformung der intelligiblen Spezies<br />
unfähig ist, obwohl er sich gewiß an die sensiblen Spezies der Vorstellungskraft wenden kann,<br />
jedoch die Fähigkeit, diese Spezies zu abstrahieren und sie zu beurteilen; und der handelnde<br />
Verstand, <strong>des</strong>sen Natur ihn zur Ausbildung der intelligiblen Spezies befähigt, könnte dies nicht ohne<br />
die Mitwirkung <strong>des</strong> passiven Verstan<strong>des</strong> tun, der ihm die imaginativen Spezies liefert. 440<br />
In ihrer kategorial-transzendentalen Bestimmung bleiben die begrifflichen Inhalte <strong>des</strong><br />
Verstan<strong>des</strong> allein über die Reduktion bzw. Auflösung, bis zur Erreichung der termini generalissimi,<br />
zugänglich. Daher schlägt Bonaventura statt der morphologischen Erkenntnis der Wesenheiten<br />
seltsamerweise eine formalistisch-aprioristische Einbeziehung der Begriffsinhalte in das System der<br />
<strong>Transzendentalien</strong> vor: in Sein, Einheit, Wahrheit und Güte, so daß jede relative Bestimmung <strong>des</strong><br />
<strong>Seins</strong> allein aus dem Erkennen <strong>des</strong> absoluten <strong>Seins</strong> begreifbar würde. 441<br />
3. 3. <strong>Die</strong> Wahlfreiheit<br />
<strong>Die</strong> dritte Tätigkeit oder Wirksamkeit der auswählenden Kraft ist die Fähigkeit der Seele,<br />
mit der sie das höchste Gute anstrebt. Sie wird von Bonaventura gemäß drei Begriffen erklärt, in<br />
denen die besagte Wirksamkeit vorkommt, und umfaßt: Erwägung (consilium), Urteil (iudicium)<br />
und Verlangen (<strong>des</strong>iderium). 442 In diesen drei Begriffen erscheint <strong>als</strong> gemeinsamer Nenner die<br />
Modalität, durch die sich in einem Aufstieg vom Unvollkommenen zum Vollkommenen die<br />
Möglichkeit erweist, in der Seele die Bewegung zu erkennen, durch die das Kontingente allmählich<br />
verlassen wird, um so zur Anschauung <strong>des</strong> Notwendigen, der exemplarischen Ursache zu gelangen.<br />
In diesem Fall handelt es sich dabei um den Begriff <strong>des</strong> höchsten Guten.<br />
<strong>Die</strong> schon erwähnte Verbindung unseres Verstan<strong>des</strong> zur ewigen Wahrheit, womit die<br />
Möglichkeit einer echten Wissenschaft -durch Erkenntnis der offenbaren und notwendigen<br />
Prädikate im Logos selbst- gewährleistet ist, gilt <strong>als</strong>o ebenso für die Tätigkeit <strong>des</strong> Willens. Denn für<br />
specie, qua abstracta a phantasmate intellectui habet uniri. Unde nec possibilis intelligit sine agente, nec agens<br />
sine possibili. Et iste modus dicendi verus est”.<br />
440 ibid, d. 24, p. 1, a. 2, q. 4, ad. 5 (II, 570 b -571 a): “Intellectus possibilis non est pure passivus, sicut supra<br />
ostensum est; habet enim potentiam se convertendi; nec tamen est adeo activus, sicut agens, quia non potest<br />
sua conversione nec speciem abstrahere, nec de specie iudicare nisi adiutorio ipsius agentis. Similiter nec ipse<br />
intellectus agens operationem intelligendi potest perficere, nisi formetur acies intellectus possibilis ab ipso<br />
intelligibili, ex qua formatione est in plenaria actualitate, respectu eius quod debet cognoscere, quam erat<br />
prius, cum carebat specie”.<br />
441 Siehe Itin,. III, 3, passim, und A. Dempf, Metafísica de la Edad Media, op.cit., S. 219-220.<br />
442 Itin., III, 4 (V, 304 b): “Operatio autem virtutis electivae attenditur in conslio, iudico, et <strong>des</strong>iderio”.<br />
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