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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Zusammen mit diesem metaphysisch-gnoseologischen Ansatz entwickelt Bonaventura die<br />

verschiedenen Weisen, wie je<strong>des</strong> der <strong>Transzendentalien</strong> jeweils der einzelnen trinitarischen Person<br />

zugeteilt bzw. zugeeignet wird. <strong>Die</strong>ser Punkt ist von einiger Wichtigkeit für das Verständnis der<br />

Beziehungen zwischen Glaube und Vernunft und der ihnen entsprechenden Implikationen in<br />

Bonaventuras Denken. Denn gerade in Gott <strong>als</strong> dem Einen und Dreifaltigen liegen die Fundamente<br />

(die rationes), durch die die Dinge geschaffen wurden. Daher findet Bonaventura die erzeugende<br />

Erstursache in dem transzendentalen Attribut der Einheit <strong>als</strong> Eigenschaft <strong>des</strong> Vaters; die<br />

Exemplarursache, in der die Ideen der Dinge zum Ausdruck (expressio) kommen, im Attribut der<br />

Wahrheit, das dem Sohn bzw. Logos Gottes zugeeignet wird; und schließlich die Zweckursache im<br />

Guten bzw. in der Güte <strong>als</strong> Eigenschaft <strong>des</strong> Heiligen Geistes, durch den alles Wirkliche auf das<br />

auslösende Prinzip, dem es entstammt, zurückgeführt wird. In dieser dreifachen <strong>onto</strong>-<strong>theologische</strong>n<br />

Spekulation findet Bonaventura eine Anordnung, welche die Möglichkeitsbedingungen der<br />

geschaffenen Seienden darstellt. Und sie sind nicht nur die Möglichkeitsbedingungen eines <strong>Seins</strong><br />

der Seienden, sondern auch und zugleich -aufgrund der Exemplarität <strong>des</strong> göttlichen Logos- die<br />

Bedingungen der Möglichkeit, sie sicher zu erkennen, wie oben schon erwähnt wurde. 56<br />

Sowohl auf der Ebene <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> wie auf der <strong>des</strong> Erkennens bringt das göttliche Wort <strong>als</strong>o<br />

den Vater und die geschaffenen Dinge zum Ausdruck; führt es zur Einheit <strong>des</strong> Vaters, der alles<br />

versammelt; und dieses zurückführende „medium“ erhält daher in Bonaventuras Systematisierung<br />

einen grundlegenden Bezug zu dem, was für den Seraphicus die eigentliche Aufgabe der<br />

Metaphysik sein soll, nämlich Metaphysik der Emanation, der Exemplarität und der Aufnahme aller<br />

Dinge in ihren Urgrund zu sein. 57<br />

ibid., I, 17 (V, 332 a): “Istud est medium faciens scire, scilicet veritas, et haec est lignum vitae”; ibid., XII, 5<br />

(V, 385 a): “Secundum sententiam omnium doctorum Christus est doctor interius, nec scitur aliqua veritas nisi<br />

per eum, non loquendo, sicut nos, sed interius illustrando [...] Si enim scire est cognoscere, rem aliter<br />

impossibile se habere; necessarium est, ut ille solus scire faciat, qui veritatem novit et habet in se veritatem”.<br />

Man beachte dazu gleichfalls den Text von Christus, unus omnium magister, insbes. VI, VIII y X. Vgl. V.<br />

Capánaga, La mediación de Cristo en la filosofía de San Agustín y San Buenaventura, in: Augustinus 19<br />

(1974), S. 69-113; ebenso die vieldiskutierte Arbeit von P. A. Hayen, Aqua totaliter in vinum conversa:<br />

philosophie et revélation chez saint Bonaventure et Saint Thomas, in: P. Wilpert (Hrg.), <strong>Die</strong> Metaphysik im<br />

Mittelalter, Berlin (1963) S. 317-324.<br />

56 In Hexaem., X, 18 (V, 379 b): “Hae igitur speculationes ordinis, originis et completionis ducunt ad illud esse<br />

primum, quod repraesentant omnes creaturas. Hoc enim nomen scriptum est in omnibus rebus; et sunt hae<br />

condiitiones entis, super quas fundantur certissimae illationes”.<br />

57 ibid., I, 17 (V, 332 a): “Verbum ergo exprimit Patrem et res, quae per ipsum factae sunt, et principaliter<br />

ducit nos ad Patris congregantis unitatem [...] Hoc est medium metaphysicum reducens, et haec est tota nostra<br />

metaphysica: de emanatione, de exemplaritate, de consummatione”.<br />

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