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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Geschöpf kann „eines“ allein aus der Sicht der Abhängigkeit und der Beeinflussung vom ersten<br />

„Unum“ sein. 207<br />

In dieses selbe Argument schließt Bonaventura auch den Zweck ein, in enger<br />

Übereinstimmung mit dem -bewirkenden- Ursprung <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> aus der göttlichen Güte und Einheit,<br />

wobei er nicht allein Augustin folgt, sondern ebenso der aristotelischen Lehre von der allgemeinen<br />

Ordnung aller Dinge auf einen Endzweck hin, der wiederum einziges Prinzip und an sich absolut<br />

einfach ist, unmittelbar verbunden bleibt. 208 Mit dieser Neufassung <strong>des</strong> Beitrags der Tradition<br />

versucht Bonaventura Gottes transzendente Einheit nicht nur aus einer Glaubensperspektive zu<br />

betrachten, sondern außerdem noch <strong>als</strong> einsehbare Wahrheit.<br />

Dennoch bearbeitet Bonaventura die argumentative Formulierung leicht, wenn er mit<br />

Anklängen an Anselm einen mittleren Terminus gebraucht, der bereits eine <strong>theologische</strong><br />

Vorausdeutung <strong>des</strong> Begriffs „Gott“ in sich birgt. Denn Bonaventura greift auf eine Auffassung vom<br />

ersten Prinzip zurück, die beim Leser die Gottesidee <strong>des</strong> Glaubens zu erwecken sucht, so daß hier,<br />

ebenso wie in Anselms Erörterungen zum incipiens, die aristotelische Nominaldefinition -<strong>als</strong>o das<br />

durch einen bestimmten Namen Bezeichnete- übernommen wird, um damit die Zustimmung zur<br />

argumentativen Folgerung zu erreichen, d.h.: Wenn wir beim Namen Gottes an jenes höchste erste<br />

Prinzip der gesamten Wirklichkeit denken, über das hinaus es kein Höheres gibt, können wir es<br />

daher nicht <strong>als</strong> inexistent denken (so im Proslogion), bzw. <strong>als</strong> nicht eins seiend (so in Bonaventuras<br />

De mysterio Trinitatis). 209 <strong>Die</strong> argumentative Parallele zur peripatetischen Idee der an sich schon<br />

bekannten Prinzipien, die beim Erkennen ihrer Teilbegriffe unmittelbar einsichtig sind, ermöglicht<br />

den philosophischen Sprung zu einer Bedeutung, die das vorher genannte <strong>theologische</strong> a priori<br />

einbegreift.<br />

Es bestünde <strong>als</strong>o eine Möglichkeit, die Einheit <strong>des</strong> ersten Prinzips auf rationalem Weg zu<br />

beweisen, doch das allein, wenn Gott in der Weise einer absoluten Abstraktion betrachtet wird, d.h.<br />

<strong>als</strong> erstes Prinzip. Falls wir aber, nach Bonaventuras <strong>theologische</strong>r Zwecksetzung, Gott unter<br />

207 II Sent., d. 37, a. 1, q. 3, fund. 3 (II, 867 a): “Item, ubicumque est compositio, ibi est aliqua unio; et<br />

ubicumque est unio, ibi est aliqua unitas; sed omnis unitas est a prima unitate; prima autem et summa unitas<br />

Deus est: ergo omnis compositio est a Deo”.<br />

208 Vgl. Met., XII, text. 52-56 (XI, 10).<br />

209 De myst. Trin., q. 2, a. 1, concl. (V, 61 b): “Est igitur hoc necessarium et notum, et adeo notum, quod<br />

nullus dubitat de hoc habens rationis usum, si sciat, ‘quid est quod per nomen dicuntur’ [ Vgl. Arist. II Poster.,<br />

7 und 10] Si enim per hoc nomen Deus significatur omnium rerum principium primum et summum; cum in<br />

hoc claudator universitas omnis, qui hoc intelligit per consequens dicit Deum esse unum. Unde sicut principia<br />

sunt per se nota, quia statim sciuntur per terminorum notitiam; sic omni intelligenti terminorum significatum<br />

indubitanter certum est, Deum esse unum”.<br />

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