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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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von Augustin an diesem Punkt übernimmt Bonaventura den Begriff <strong>des</strong> bonum <strong>als</strong> eigentlichen<br />

Namen Gottes und kann ihn nur <strong>als</strong> vollkommen<strong>des</strong> diffusivum sui verstehen. 155 Da es sich um das<br />

höchste Gute handelt, wird es notwendig, ihn <strong>als</strong> ebenso erhaben in seiner Mitteilung anzusehen,<br />

d.h.: <strong>Die</strong> Mitteilung seines <strong>Seins</strong> verwirklicht sie in vollkommener Weise. Und diese vollkommene<br />

Mitteilung <strong>des</strong> höchsten Guten ereignet sich gerade in den Hervorgänge der göttlichen Personen:<br />

Der Vater <strong>als</strong> erste Person zeugt den Sohn und teilt ihm dabei sein ganzes Sein und Wirken mit; da<br />

die göttliche Natur nun zuhöchst einfach und vollkommen ist, teilt der Vater seinem Sohn auch die<br />

Gesamtheit seines Wesens mit, und nicht bloß einen Teil von sich selbst. Deswegen ist dem Vater<br />

und dem Sohn nur eine einzige göttliche Natur gemeinsam. Der aus Vater und Sohn hervorgehende<br />

Heilige Geist empfängt gleichfalls die volle Mitteilung dieses einzigen göttlichen Wesens.<br />

Da Gottes Wort das an sich selbst oder an einen anderen gerichtete Wort ist, und da zu sich<br />

Sprechen einer Begriffsschöpfung ist, erzeugt das „Sprechen“ <strong>des</strong> Vaters, und zwar nicht das<br />

innere, sondern das nach außen gehende Sprechen, das verbum creatum, das nicht mehr Gott oder<br />

in Gott ist, sondern creatura. Demnach sind die Bereiche <strong>des</strong> ungeschaffenen Wortes Gottes und<br />

<strong>des</strong> geschaffenen voneinander getrennt, weil das geschaffene eine Auswirkung, das ungeschaffene<br />

aber eine Instanz der Hervorbringung ist, obgleich diese Trennung die <strong>onto</strong>logische Abhängigkeit<br />

zwischen ungeschaffenem und geschaffenem Sein nicht aufzuheben vermag. Im Gegenteil geht es<br />

darum, die Festigkeit der Bande <strong>onto</strong>logischer Verwandtschaft von Exemplar-Ursache und<br />

exemplifizierter Wirkung <strong>als</strong> unerschütterlich zu erweisen, wenn Bonaventura die Geschöpfe im<br />

Sinne eines Zeichens, einer Spur oder einer für eine transzendente Grundlage repräsentativen<br />

Abbildung deutet, die in ihnen zum Vorschein kommt. Bonaventuras Ontologie ist <strong>des</strong>halb keine<br />

Ontologie der Substanz, sondern eine Ontologie <strong>des</strong> Symbols. Denn in den Dingen der Welt werde<br />

der Abglanz der transzendenten Ursache sichtbar, die sowohl deren Ursprung wie deren Ziel bildet.<br />

Wenn die Klarheit der Dinge in ihrer exemplarischen Idee <strong>als</strong>o deren Wirklichkeit in einer<br />

Erkenntnisperspektive zeigt, welche unsere Ansicht von ihnen nach ihrer äußerlichen Erscheinung<br />

<strong>onto</strong>logisch überwindet, dann geht es mithin auch darum, den Gegenstand in seiner Ursache zu<br />

sehen, um ihn so mit größerer Vollkommenheit zu erkennen, <strong>als</strong> dies an ihm selbst in seiner<br />

Im Grunde liegt hier, wie zu sehen, eher eine Textbearbeitung vor <strong>als</strong> ein wörtliches Zitat. Vgl. die von Luc Mathieu<br />

verfasste Einleitung zum Breviloquium, Editions Franciscaines, Paris (1966) Bd. I, S. 15.<br />

155<br />

Vgl. J. Ratzinger, <strong>Die</strong> Geschichtstheologie..., op.cit., Kap. “<strong>Die</strong> Theologie <strong>des</strong> Dionys im Werke<br />

Bonaventuras”, S. 91-93.<br />

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