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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Sein <strong>als</strong> inexistent zu begreifen, ist es auch nicht möglich, es sich nicht <strong>als</strong> sich verströmend, <strong>als</strong><br />

unfähig zur Selbstentfaltung zu denken. Denn das Gute wäre nicht das höchste Gute, wenn es der<br />

höchsten Ausbreitung ermangelte. Anders gesagt: So wie die Kraft der bewirkenden Ursache im<br />

Vater den exemplarischen Archetyp für je<strong>des</strong> endliche Wesen in der ausgedrückten Ähnlichkeit <strong>des</strong><br />

Logos bzw. Sohnes erzeugt, dürfen wir auch sagen, daß die Schaffung <strong>des</strong> endlichen und analogen<br />

<strong>Seins</strong> im Bereich <strong>des</strong> Zeitlichen für Bonaventura eine weitere Bekundung der Ausbreitung <strong>des</strong><br />

göttlichen Guten in der Gestalt <strong>des</strong> Heiligen Geistes ist. Daher sagt Bonaventura, das<br />

Vorhandensein <strong>des</strong> Guten in den Geschöpfen sei nur eine Art punktuell gestreuter Bekundung im<br />

Vergleich zur unermeßlichen ewigen Güte. 181<br />

In der ersten und hauptsächlichen Zwecksetzung <strong>des</strong> Universums sucht Bonaventura<br />

folglich eine Erklärung dafür, daß eben dieser transzendente Zweck zugleich das immanente<br />

Gutsein der Kreatur, ihr letzlicher Sinn und zugleich das Gesetz sei, daß die (transzendentale)<br />

Struktur ihres geschaffenen <strong>Seins</strong> bestimmt. <strong>Die</strong>se im endlichen Wesen vorhandene -und daher<br />

selbst wieder endliche- Güte lasse sich metaphysisch nur dann erklären, wenn sie in einem engen<br />

Verhältnis <strong>onto</strong>logischer Abhängigkeit von einer transzendenten verursachenden Güte gesehen<br />

wird. Denn die erste Ursache <strong>des</strong> <strong>Seins</strong> stimme mit der Ursache <strong>des</strong> Erkennens und der <strong>des</strong> Guten<br />

bzw. der primären Güte überein. Andererseits bleibt die eigentliche <strong>onto</strong>logische Hierarchie der<br />

kausalen Transzendenz unberührt, obwohl sie -wie wir hier noch in den folgenden Kapiteln<br />

entwickeln wollen- <strong>als</strong> eine Spur in allen geschaffenen Wesen, hauptsächlich im Menschen,<br />

vorhanden ist. Das Liber de causis nimmt dabei wiederum einen herausragenden Platz <strong>als</strong> Stütze<br />

der Argumentation ein. 182 Vom <strong>theologische</strong>n Gesichtspunkt aus geht Bonaventura noch einen<br />

Schritt weiter und teilt das transzendentale Gute der dritten göttlichen Person zu. Der Zweck der<br />

kausalen Erzeugung aller endlichen Wesen <strong>als</strong> undifferenzierter Gesamtheit entsteht folglich in der<br />

jedem Seienden eigenen Zweckbestimmung, da je<strong>des</strong> von ihnen insoweit ‚gut’ ist, wie es Ziel oder<br />

Zweck seiner eigenen Existenz best- und vollständigstmöglich verwirklicht. Nutzen, Herrlichkeit<br />

180 Vgl. Itin., V, 3.<br />

181 Vgl. Itin., VI, 2 (V, 310 b): “Nam diffusio ex tempore in creatura non est nisi centralis vel punctualis<br />

respectu inmensitatis bonitatis aeternae; unde et potest aliqua diffusio cogitari maior illa, ea videlicet, in qua<br />

diffundens communicat alteri totam substantiam et naturam”.<br />

182 Vgl. Liber de causis, prop. 20: “Causa prima regit res creatas omnes, praeter quod commisceatur cum eis<br />

[...] Causa prima est fixa, stans cum unitate sua pura semper, et ipsa regit res creata omnes et influit super eas<br />

virtutem vitae et bonitatis secundum modum virtutis earum receptibilium et possibilitatem earum. Prima enim<br />

bonitas influit bonitates supra res omnes influxione una, verumtamen una quaeque rerum recipit ex illa<br />

influxione secundum modum suae virtutis et sui esse. Et bonitas prima non influit bonitates super res omnes<br />

nisi per modum unum, quia non est bonitas nisi per suum esse et suum ens et suam virtutem, ita quod est<br />

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