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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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der Geist das erkennt und beurteilt, was nicht in anderer Weise sein kann“ 367 , d.h. die abstrakten<br />

Prinzipien, denen wir ohne die Notwendigkeit irgendeines Beweises zustimmen.<br />

<strong>Die</strong> göttlichen Ideen würden von uns jedoch nicht unmittelbar erfaßt, d.h. in Gestalt einer<br />

Verstan<strong>des</strong>einsicht; denn wären wir dazu in der Lage, käme das der Möglichkeit einer<br />

unmittelbaren Erkenntnis Gottes gleich, zumal die Ideen in der ars aeterna Gott selbst <strong>als</strong> seine<br />

Ausdrucksähnlichkeit bzw. seinen Logos darstellen; und ebenfalls wäre, da Gott ein völlig einfaches<br />

Absolutum ist, die Betrachtung irgendeines Aspektes an ihm auch so, wie wenn man ihn insgesamt<br />

betrachtete. 368 <strong>Die</strong> Erfassung geschieht dagegen in der Instanz der regulierenden Wirkung, welche<br />

die Ideen aus der ewigen Wahrheit, über die eigentlichen Fähigkeiten zur Erkenntnis, ausüben.<br />

Bonaventura nun gelangt, im Gefolge Augustins, zu der Einsicht, daß die Postulierung einer<br />

notwendigen Einflußnahme und Fortdauer der transzendenten Wahrheit in der Wahrheit unserer<br />

Erkenntnisakte einen gangbaren Weg bedeutet eine Gesamtheit gültiger Erkenntnisse zu<br />

gewährleisten. Zumal die Annahme der Möglichkeit, eine Idee in Gott anzuschauen, ohne Gott<br />

selbst zu schauen, nicht schlüssig ist und auch das Postulat einer Mittlerinstanz zwischen Gott und<br />

unserer Erkenntnis kein gültiges Ergebnis garantieren würde -da wir damit neuerlich auf die<br />

Teilwahrheit <strong>des</strong> geschaffenen <strong>Seins</strong> angewiesen wären-, kann die Lösung allein aus der<br />

Entscheidung für eine unmittelbare göttliche Einwirkung auf unser Einsichtsvermögen entstehen.<br />

<strong>Die</strong>se Einwirkung aber entwerte unsere natürliche Fähigkeit zur Erkenntnis nicht, sondern arbeite<br />

mit der geschaffenen Vernunft zusammen, welche die exemplarische Idee in der ungeschaffenen<br />

Vernunft mitbegreift. 369<br />

Wir dürften demnach wohl behaupten, daß die Zwecksetzung für die göttlichen Ideen im<br />

Hinblick auf unsere Erkenntnis zweifach ist: Erstens werden die ewigen Ideen von Bonaventura <strong>als</strong><br />

Regeln (regulae) betrachtet, deren Funktion darin besteht, daß sie dem menschlichen Erkennen ein<br />

Prinzip der Festigkeit und Stabilität vorgeben. Denn jene Erkenntnisse, bei denen wir über die<br />

Dinge urteilen, die nicht anders sein können, <strong>als</strong> sie es sind, erhalten wir aufgrund dieser regelhaften<br />

Prinzipien, die unseren Erkenntnisakten und den dadurch erfaßten Wesenheiten unmittelbar die<br />

Unwandelbarkeit, Notwendigkeit und Festigkeit mitteilen, die sowohl den Wesenheiten der<br />

367 In Hexaem., II, 9 (V, 338 a): “Regulae istae mentibus rationalibus insplendentes sunt omnes illi modi, per<br />

quos mens cognoscit et iudicat id quod aliter esse non potest, utpote quod summum principium summe<br />

venerandum; quod summo vero summe credendum et assentiendum; quod summum bonum summe<br />

<strong>des</strong>iderandum et diligendum [...] et in his apparet sapientia, quod ita certa sunt, quod aliter esse non possunt”.<br />

368 II Sent., d. 23, a. 2, q. 3, concl. passim.<br />

369 De Scientia Christi., q. 4, ad. 16 (V, 25 b): “…ratio aeterna non sola movet ad cognoscendum, sed cum<br />

veritate principiorum…”.<br />

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