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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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1. 2. a. <strong>Die</strong> absteigende Analogie<br />

Der Heiligen Schrift gemäß hat Gott den Sohn gezeugt, das Ihm in aller Ewigkeit gleiche<br />

Wort, und hat sämtliche Dinge nach diesem Sohn geordnet und geschaffen, den Er zuhöchst<br />

liebt. 153 <strong>Die</strong> Auffassung, daß es in Gott eine Zeugung gibt, durch eine dem Logos gemachten<br />

Zueignung <strong>des</strong> Transzendentale „Wahrheit“ theologisch begründet wird, ist in erster Linie eng mit<br />

dem Transzendentale „Güte“ verbunden. Da nämlich das erste Prinzip zugleich das höchste Gute<br />

ist, teilt es sich vollkommen mit, d.h. nach allen Arten der Emanation, die seiner Natur nicht<br />

widersprechen. Aristoteles zufolge lassen sich die möglichen Arten der Emanation auf drei<br />

eingrenzen: die zufällige, die natürliche und die willentliche. 154 Davon übernimmt Bonaventura nur<br />

die beiden letzteren, zumal es in Gott grundsätzlich nichts Zufälliges geben kann. Es geht <strong>als</strong>o<br />

darum, im ersten Prinzip <strong>des</strong> <strong>Seins</strong>, soweit dieses ein mitteilbares Gutes ist, die Arten der natur und<br />

der willensgemäßen Emanation einzusetzen. <strong>Die</strong> erstere wird von Bonaventura dazu verwendet,<br />

um die Zeugung <strong>des</strong> Sohnes, die zweite dazu, das Auftreten <strong>des</strong> Heiligen Geistes zu erklären.<br />

<strong>Die</strong> Art höherer natürlicher Zeugung, die wir kennen, ist die, durch die eine Person eine<br />

andere nach ihrer Natur erzeugt; die zeugende Person teilt dabei der erzeugten Person, aus ihrer<br />

eigenen Natur heraus, eine der ihren ähnliche Natur mit und verleiht ihr damit zugleich eine wahre<br />

personale Ähnlichkeit. Auf die Zeugung <strong>des</strong> göttlichen Logos angewandt ist diese personale<br />

Ähnlichkeit mit dem zeugenden Vater vollkommen, weil die in diesem Zeugungsakt vollbrachte<br />

Mitteilung keine Mitteilung nur eines Teils der göttlichen Natur ist, sondern der absolut einfachen<br />

und unteilbaren göttlichen Natur, die gerade darum in ihrer Gesamtheit voll mitteilbar bleibt.<br />

<strong>Die</strong> Funktion dieser beiden <strong>Transzendentalien</strong> am Ansatzpunkt von Bonaventuras<br />

trinitarischer Theologie ist wahrhaft bedeutsam. Denn das gesamte zweite Kapitel im ersten Teil<br />

<strong>des</strong> Breviloquium ist dazu gedacht, den Charakter <strong>des</strong> trinitarischen Glaubens in diesen Begriffen<br />

darzustellen: Von Gott kann nicht die Rede sein, ohne daß alle Vollkommenheiten in Fülle auf Ihn<br />

verwendet werden, da Er die Quelle alles Guten und das höchste Gute ist. In Anlehnung an die<br />

griechische Patristik, an Johannes Damascenus und Pseudo-Dionysius, und in einer Abweichung<br />

153 Brev., p. 1, c. 2 (V, 211 a): “Huic autem fidei, in quantum dicat, de Deo piissime sentiendum esse,<br />

attestatur tota sacra Scriptura, quae dicitur doctrina secundum pietatem: quia Deum facetur habere prolem,<br />

quam summe diligit, Verbum sibi coequale, quod “ab aeterno genuit, in quo cuncta disposuit”, per quod cuncta<br />

produxit et gubernat...”.<br />

154 Metaph., 6, t. 22 (Bekker 1032 a 12-13), Aristoteles Latine, S. 505: “Eorum autem quae fiunt, quaedam<br />

natura, quaedam arte, quaedam a casu fiunt: omnia vero quae fiunt, et ab aliquo et ex aliquo ac aliquid fiunt.”<br />

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