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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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In Hinsicht auf das geschaffene geistige Licht wird jegliche geistige Substanz von<br />

Bonaventura <strong>als</strong> Licht gedacht; denn die Seele empfängt und reflektiert, gleich einem Spiegel, alle<br />

Dinge, und sie urteilt auch darüber, weil sie die Natur <strong>des</strong> Lichtes besitzt. 381 Daher könnte man<br />

sagen, daß die gesamte Verstan<strong>des</strong>arbeit, die ja Aufgabe <strong>des</strong> Philosophen ist, darin bestehe, mit<br />

Hilfe <strong>des</strong> Urteilsvermögens Licht und Finsternis voneinander zu scheiden, wobei der Verstand<br />

selbst schon Licht (imago) sei. 382<br />

Dagegen ist das ungeschaffene geistige Licht, Gott, in seinem Wesen vollkommenes Licht,<br />

ohne jede Beimengung von Potentialität und Nicht-Sein. Denn die vorgenannten Formen <strong>des</strong><br />

Lichtes haben in gewisser Weise einen Anteil an Nicht-Sein, Irrtum und Potentialität, insofern ihre<br />

geschaffene Wesenheit eine Teilhabe am Licht bildet, ohne daß diese das reine Licht oder auch das<br />

absolute Sein bzw. die absolute Wahrheit wäre. Das eigentliche Wesen <strong>des</strong> Lichtes liege in der<br />

Verbreitung von Helligkeit, d.h. im Ausdruck <strong>des</strong>sen, was es an sich ist. In der Weise erzeuge der<br />

Vater den Sohn, lux de luce, <strong>als</strong> eigenen Glanz; und durch den Logos, in dem sich die ewigen<br />

Gründe der Dinge finden, bringt er diese in der Art so vieler anderer Ausstrahlungen seines <strong>Seins</strong><br />

<strong>als</strong> Licht und Wahrheit hervor. 383 Da Gott nun ungeschaffenes Licht ist, reiner Akt ohne<br />

Beimengung einer Stofflichkeit, ist er <strong>onto</strong>logisch die eigentliche Wahrheit an sich 384 , und <strong>als</strong> Logos<br />

läßt er die geschaffenen Dinge an seiner Wahrheit teilhaben, wobei er mit dem Licht und durch die<br />

göttlichen Ideen hindurch unsere Erkenntnis der einzelnen Seienden erhellt.<br />

Das Licht wird demnach <strong>als</strong> <strong>onto</strong>logische Wahrheit <strong>des</strong> Seienden dargestellt sowie zugleich<br />

<strong>als</strong> Grundlage der logischen Wahrheit, insofern seinem Wesen die Erzeugung und Ausbreitung der<br />

Helligkeit eigen ist. 385 Genauso wie das Licht im Sinnlichen die sensible Existenz und Natur der<br />

Seienden <strong>als</strong> akzidentelle Form faßbar und damit deren Unterscheidung möglich macht, ermöglicht<br />

es uns <strong>als</strong> <strong>onto</strong>logische Wahrheit auch das Verständnis der Substanzenhierarchie der Seienden: Je<br />

höher die Reinheit der Substanzform eines Seienden, <strong>des</strong>to weiter auch seine Entfernung von der<br />

381 In Hexaem., XII, 16 (V, 386 b): “Omnis substantia spiritualis lumen est [...] Simul etiam cum hoc est<br />

speculum, quia omnia recipit et repraesentat; et habet naturam luminis, ut et iudicet de rebus. Totus enim<br />

mundus <strong>des</strong>cribitur in anima”.<br />

382 IV Sent., d. 49, p. I, a. 2, q. 1, concl.: “Et quia lux habet quatuor istas proprietates, sicut patet in radios,<br />

scilicet claritatem, quia illuminat; impassibilitatem, quia nihil ipsam corrumpit; agilitatem, quia subito vadit;<br />

penetrabilitatem, quia corpora diaphana sine eorum corruptione pertransit”.<br />

383 II Sent., d. 17, a. 1, q. 1, ad. 6 (II, 412 b): “Lux enim spiritualis, quae est Deus, cum sit simplicissima, non<br />

potest esse perfectio rerum diversarum naturarum”.<br />

384 II Sent., d. 13, a. 2, q. 1, ad. 4 (II, 318 b): “Et quia Creator pure actus est, ideo potest reperiri in<br />

spiritualibus lux in omnimoda actualitate, ita quod nihil habeat de possibilitate materiae nec de tenebrositate<br />

ignorantiae”.<br />

385 I Sent., d. 9, dub. 7 (I, 190 b): “Lux habet in se natura manifestandi; et ita respicit cognitionem…”.<br />

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