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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Hierher gehört auch die oben angesprochene Frage <strong>des</strong> Kampfes gegen den damaligen<br />

Aristotelismus. Bei sog. Pariser Aristotelismus, der <strong>als</strong> vielschichtige Phänomen von 1265-1275<br />

bestand, handelte sich um einen wirkliche Kampf der Lehren an dem unterschiedlichste<br />

Parteigänger aus ganz gegensätzlichen Positionen teilnehmen. Viele der aristotelischen Philosophie<br />

entstammende Themen schufen dabei einen scharfen Gegensatz zur christlichen Orthodoxie, z.B.<br />

die Thesen de aeternitate mundi und de unitate intellectus. Je nachdem wie die aristotelischen<br />

Vorstellungen gelesen und verbreitet wurden, ein ganzes traditionelles philosophisches und<br />

<strong>theologische</strong>s Schema in Gefahr. Erinnert sei nur an das aristotelische Universum <strong>als</strong> Ergebnis eines<br />

Denkens, das den hinreichenden Grund für die Dinge in den Dingen selbst sucht und die Welt von<br />

Gott trennt. Wer die Ideen leugnet und eine erbitterte Kritik an der Ideenlehre übt, der übergeht<br />

damit jede Vermittlung zwischen Gott und der Welt. <strong>Die</strong> aristotelische Idee von Gott erkennt sich<br />

dann nur noch an sich selbst und benötigt keine weitere Erkenntnis. <strong>Die</strong>se Verleugnung <strong>des</strong><br />

Exemplarismus, der göttlichen Vorsehung und der Zwecksetzung der Welt ermöglichte die<br />

Entstehung von Lehrpositionen, die dem Ideal der christlichen Weisheit zuwiderlaufen, wie es von<br />

konservativeren Theologen und auch von Bonaventura verstanden wurde. 17 <strong>Die</strong>se Position stand<br />

dem strengen wie dem gemäßigten Aristotelismus entgegen und gestattete eine recht lange Reihe<br />

mittlerer Positionen.<br />

<strong>Die</strong> größte Gefahr bestand für Bonaventura somit darin, die Anwendung der<br />

philosophischen Methode innerhalb der eigentlich <strong>theologische</strong>n Bemühungen überzubewerten.<br />

Doch die Warnung vor dieser Möglichkeit der Überbewertung richtet sich nicht so sehr gegen die<br />

Philosophie selbst wie gegen die Neigung, die Grenzen <strong>des</strong> Philosophierens zu überschreiten. Damit<br />

wird klar, dass Bonaventura die Philosophie soweit schätzt, wie sie <strong>als</strong> antecedentia fidei gelten<br />

mag. 18<br />

Der Umstand, dass diese Warnung vor allem in seinen späten Werken hervortritt, verschafft<br />

uns eine noch bessere Grundlage zum Verständnis seiner Reaktionen. Denn dies ermöglicht es, das<br />

Problem in das Umfeld <strong>des</strong> historischen Stadiums einzufügen, in dem es erschien, d.h. zu zeigen,<br />

was für die Theologie der wachsende Einfluss <strong>des</strong> lateinischen Averroismus bzw. <strong>des</strong> heterodoxen<br />

Aristotelismus in der Artistenfakultät der Pariser Universität bedeutete. 19 Aus dieser Perspektive<br />

17 Vgl. dazu das Kapitel „La critique de la philosophie naturelle“, in: E. Gilson, History of Christian Philosophy,<br />

op.cit., S. 76-100; W. Kluxen, Abendländischer Aristotelismus-Mittelalter, op.cit., S. 782-789.<br />

18<br />

In Sent., III, d. 25, a. 1, q. 1 ad. 2 (III, 537 a). Vgl. A. C. Pegis, St. Bonaventure, St. Francis and<br />

Philosophy, in: Med. Stud. 15 (1953) S. 1-13.<br />

19 Siehe F. Sakaguchi, Der Begriff der Weisheit in den Hauptwerken Bonaventuras, München (1968) S. 104<br />

-108.<br />

13

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