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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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wird sie in absoluter Weise im ersten Sein, in Gott vorhanden sein, weil es in Ihm keinerlei<br />

zusätzliche Einheit gibt, zumal da esse et id quod est identisch sind, wenn wir einmal Boethius'<br />

bekannte Definition heranziehen. 91<br />

Philipp zufolge läßt sich die Lösung für die spekulativen Probleme nur aus der Universalität<br />

der Grundlagen erreichen, d.h. der ersten und grundlegenden Begriffe. Wer aber das Wesen dieser<br />

Prinzipien verkennt, dem bleibt alles Übrige vollkommen im Dunkeln. Das Univers<strong>als</strong>te sind nun<br />

das Sein und <strong>des</strong>sen weitere Bestimmungen: das Eine, das Wahre und das Gute. <strong>Die</strong>se höchste<br />

Universalität beruht auf ihrer äußersten Einfachheit und zugleich auf der logischen Unmöglichkeit,<br />

sie auf andere, noch höhere Prinzipien zurückzuführen. Deshalb auch tritt nichts weiter zu ihrer<br />

Definition hinzu, und allein in einem Bezug auf den Begriff an sich ist es möglich, dem Abstrakten<br />

das Konkrete zuzuweisen. 92<br />

Andererseits werden, was das Verhältnis dieser Prinzipien zum göttlichen Schöpferprinzip<br />

angeht, die Einheit mit der Wirkursache, die Wahrheit mit der Formal- bzw. Exemplarursache und<br />

die Güte mit der Zweckursache verbunden, und <strong>des</strong>wegen wird je<strong>des</strong> von diesen Ursachen<br />

begründete <strong>onto</strong>logische Wesen auch diese drei transzendentalen Eigenschaften besitzen. Das heißt:<br />

Je<strong>des</strong> Sein erhielte von Gott seine Einheit, insofern Er <strong>des</strong>sen bewirkende Ursache ist, seine<br />

Wahrheit, <strong>als</strong> er Formal-Exemplarursache ist, und seine Güte, <strong>als</strong> er höchste Zweckursache ist. Im<br />

Keim wird diese Bindung der <strong>Transzendentalien</strong> an das erste Sein bei Alexander von Hales<br />

übernommen, der allerdings eine Charakteristik der transzendentalen Eigenschaften daraus<br />

entwickelt, die nicht mehr allein von einem Bezug auf Gott <strong>als</strong> erstes Sein ausgeht, sondern dem<br />

eine <strong>als</strong> „trinitarisches Modell“ bekannte relationale Perspektive hinzufügt, zumal sie jede einzelne<br />

ente”. Ibid, q. 3 (ed. Wicki, S 17): “In ratione autem boni preter esse habetur intentio finis et comparatio ad<br />

finem cum dicitur: bonum est habens indivisionem actus a potentia sive finis simpliciter vel quodam modo”.<br />

91 Summa de bono, q. I (ed. Wicki, S. 7): “Ergo non additur ad contrahendum suppositum sed quantum ad<br />

rationem [...] Et ita (bonum) non definietur per ens et aliquam positionem superadditam, sicut nec unum cum<br />

dicitur: Unum est ens indivisum; ‘indivisum’ enim ponit ens et privat ab ente divisionem”. Ibid, S. 8: “non<br />

venit in definitione boni aliquid quod ponat”. Ibid, q. III (ed. Wicki, S. 19): “In definitione veri et boni sumitur<br />

‘indivisio’, non ‘conjunctio’ vel ‘participatio’, vel quidquid positivum, quia universalius dictum est per<br />

privationem”. H.Pouillons Analyse zufolge stellt diese Behauptung der Identität im Subjekt und <strong>des</strong> Unterschieds im<br />

Begriff eine Neuerung beim Chancelier Philipp gegenüber dem Beitrag von Guillaume d'Auxerre dar. Philipp hätte<br />

sie von den arabischen Philosophen übernommen, die sie wiederum aufgrund <strong>des</strong> Begriffs der ‚Einheit’ in den<br />

aristotelischen Texten erarbeitet hätten. Vgl. H.Pouillon, op.cit., S. 51 ff. Eine eingehende Untersuchung zu<br />

Boethius' Definition bietet V. Schurr, <strong>Die</strong> Trinitätslehre <strong>des</strong> Boethius, in: Forschungen zur christl. Literatur u.<br />

Dogmengeschichte, Bd. 18, I, Paderborn (1935) S. 44, Anm. 77.<br />

92 Summa de bono, q. IX (ed. Wicki, S. 30): “Aliter est in primis et in eis quae sunt sub primis. Non enim<br />

dicitur justitia justa, prudentia prudens, sed dicitur bonitas bona. Et hoc est quia ens et unum et verum et<br />

bonum sunt prima. Nam ipsum esse est, et veritas est verum et unitas est unum [...] Primae intentiones<br />

simplices dicuntur quia non est ante ipsas in quae fiat resolutio. Ante prima, non est quod in eorum veniat<br />

definitionem”.<br />

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