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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Und diese Bestimmungen bedingen das Seiende in Übereinstimmung mit drei verschiedenen<br />

Gesichtspunkten. 94<br />

<strong>Die</strong> erste Weise der Annäherung betrifft das Sein <strong>des</strong> Seienden, sofern es in seinem eigenen<br />

Bereich (in proprio genere) behandelt wird. Aus dieser Sicht wird das Seiende entweder absolut<br />

oder relativ betrachtet; der Vergleich mit einem anderen, Seienden geschieht seinerseits entweder<br />

über den Unterschied oder die Übereinstimmung. Als absolutes, d.h. <strong>als</strong> von etwas anderem<br />

unterschiedenes und an sich unteilbares, erscheint das Seiende durch das unum bedingt. Wird das<br />

Seiende hingegen in seinem Verhältnis zu etwas anderem <strong>als</strong> von ihm Verschiedenes betrachtet,<br />

dann ist es durch das verum bedingt; das „Wahre“ besteht somit in dem, wodurch ein bestimmtes<br />

Seien<strong>des</strong> sich von anderen Seienden wesentlich unterscheidet. Und insofern man das Seiende in<br />

seiner Übereinstimmung mit einem anderen betrachtet, erscheint es <strong>als</strong>o durch das bonum bedingt,<br />

womit das „Gute“ zu demjenigen wird, durch das irgendein Seien<strong>des</strong> einem anderen Seienden<br />

zugeordnet ist. 95<br />

<strong>Die</strong> zweite Weise der <strong>Seins</strong>betrachtung geht von dem Verhältnis aus, welches das Sein zu<br />

Gott <strong>als</strong> der Grundursache alles Geschaffenen bewahrt (secundum relationem ad divinam causam).<br />

Auch dieses Verhältnis ist dreifach bestimmt, denn Gott ist erste Ursache der Dinge in einem<br />

dreifachen Sinn: <strong>als</strong> bewirkende oder erzeugende Ursache (causa efficiens), <strong>als</strong> Exemplarursache<br />

(causa formalis ut exemplar) und <strong>als</strong> Zweckursache (causa finalis). <strong>Die</strong>se dreifache göttliche<br />

Kausalität hinterläßt einen dreifachen Eindruck (impressio) im Sein der Geschöpfe, so daß in ihnen<br />

der Bezug der Konformität „lesbar“ wird, den sie zu ihrem erzeugenden ersten Ursprung bewahren.<br />

Daher ist die „Einheit“ die transzendente Spur, der gemäss sich je<strong>des</strong> einzelne Seiende in<br />

Konformität zur hervorbringenden Ursache befindet; die „Wahrheit“ die Spur, an der sich die<br />

Übereinstimmung der Sache mit der Exemplaursache ablesen läßt; und die „Güte“ die Spur, mit der<br />

94 Alexander von Hales, Summa theologica, pars I, inq. I, tract. 3, q. 1, n. 73 (ed. Quaracchi I S. 114):<br />

“Dicendum quod ens est primum intelligibile; primae autem entis determinationes sunt ‘unum’, ‘verum’ et<br />

‘bonum’: determinant enim ens secundum quod consideratur esse rerum in propio genere, et etiam secundum<br />

relationem esse earum ad divinam causam, et secundum relationem rerum ad animam, quae est imago divinae<br />

essentia”.<br />

95 Summa theologica, I, n. 73 (ed. Quaracchi I, S. 114): “Secundum autem quod esse rerum consideratur in<br />

proprio genere, triplicatur entis determinatio. Aut enim consideratur absolutum aut comparatum; et<br />

comparatum: aut secundum differentiam aut secundum convenientiam. Secundum quod ens aliquod<br />

consideratur absolutum, ut divisum ab aliis et in se indivisum, determinatur per ‘unum’. Secundum vero quod<br />

consideratur aliquod ens comparatum ad aliud secundum distinctionem, determinatur per ‘verum’: ‘verum’<br />

enim est quo res habet discerni. Secundum vero quod consideratur comparatum ad aliud secundum<br />

convenientiam sive ordinem, determinatur per ‘bonum’: ‘bonum’ enim est ex quo res habet ordinari”.<br />

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