1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1. 1. <strong>Die</strong> Einheit <strong>als</strong> Appropiation <strong>des</strong> Vaters<br />
Ein erstes Argument für das einheitliche Sein von Gott Vater <strong>als</strong> erstes Prinzip gewinnt<br />
Bonaventura aus der Betrachtung der Einzigkeit <strong>des</strong> göttlichen Wesens (propter eius<br />
simplicitatem). Das erste Prinzip ist in seinem Wesen eine Einheit aufgrund der ihrer<br />
eigentümlichen Einzigkeit. Über die Begriffe Endlichkeit und Unendlichkeit gelangt man zu der<br />
Einsicht von <strong>des</strong>sen zuhöchst einfachem Sein. Das heißt: Ein Sein ist entweder endlich oder aber<br />
unendlich; die Unendlichkeit <strong>des</strong> ersten <strong>Seins</strong>, aus dem je<strong>des</strong> kontingente Sein möglich wird, ist<br />
dann entweder eine Unendlichkeit secundum quid, oder sie ist ein eigentliches Unendliches, das die<br />
unbedingte Einfachheit voraussetzt.<br />
Gottes Sein ist dementsprechend von vollkommener Einfachheit, insofern die Mitteilung<br />
einer seiner Eigenschaften an ein anderes Sein die Differenzierung beider impliziert; denn nicht<br />
mitteilbar sind Göttlichkeit und Wesenheit im höchsten Grad, ohne daß eines von beiden<br />
aufgehoben würde. Wenn eines Gott ist, dann ist es das andere nicht. 200 Auch aus diesem Grund<br />
der Einfachheit sei er überall ganz; und <strong>des</strong>wegen könne der Mensch außerdem einen Zugang zur<br />
Erkenntnis <strong>des</strong> Unendlichen in Gott erhalten, das in diesem Sinn <strong>als</strong> eigentümlich betrachtet wird. 201<br />
<strong>Die</strong>se absolute Einzigkeit umfaßt nun alle Vollkommenheiten im höchsten Masse, weshalb<br />
die ihr zugehörigen Eigenschaften, i.e. die Erhabenheit in Wesen, Macht, Güte, Verursachung etc.,<br />
deren <strong>Seins</strong>einheit bestätigen. Beispielweise die Allmacht; denn falls es zwei der Natur nach<br />
verschiedene Götter gäbe, so müßte einer aus dem andern hervorgehen. Doch wer aus einem<br />
andern stammt, ist nicht Gott; <strong>des</strong>halb wiederum wäre, wenn es zwei Götter gäbe, keiner von ihnen<br />
Gott. 202<br />
200 I Sent., d. 2, a. unic., q. 1 (I, 50 b – 51 a): “Suppositio prima est, quod Deus est simplicissimus. Ex hac<br />
arguitur, quod cum nullo alio diverso possit communicare aliquid, quia, si communicat, et differt: ergo non<br />
secundum idem; ergo est ibi compositio. Si nihil potest communicare, ergo nec deitatem nec entitatem; ergo si<br />
sunt duo dii, cum unus sit ens, alter non est ens, si unus est Deus, alter non est Deus: ergo si duo sunt dii, non<br />
sunt duo dii”. Vgl. dazu in K. Obenauer, Summa actualitas, Frankfurt/M. (1996) § 1.b, S. .37 ff., wie dieses<br />
Argument der unbedingten Einfachheit Gottes von Bonaventura für die Differenzierung der göttlichen Personen in<br />
ihren innertrinitarischen Beziehungen verwendet wird. Vgl. ebenso A.J. Wayne Hellmann, Ordo. Untersuchung<br />
eines Grundgedankens in der Theologie Bonaventuras, Padernborn (1974) S. 56-65.<br />
201 I Sent., d. 3, p. I, a. 1 ad. 3 (I, 69 b): “Et ideo non sequitur, quodsi cognoscitur totus, quod<br />
comprenhendatur, quia intellectus eius totalitem non includit, sicut nec creatura immensitatem”.<br />
202 I Sent., d. 2, a. unic., q. 1, 2 (I, 51 a): “... igitur poterit facere, quod omnis alia potentia a sua nihil possit:<br />
ergo si sunt duo deii diversi in natura, hoc potest facere unus de altero, quod altere nihil possit, et e converso.<br />
Sed cui potest potentia auferri, non est Deus: ergo...”.<br />
89