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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Ausgangspunkt zurück. <strong>Die</strong>se Dynamik von exitus und reditus enthält nicht nur den Ausdruck<br />

einer eigenen Philosophie, sondern bestimmt dazu noch das wesentlichste Element <strong>des</strong><br />

kontingenten <strong>Seins</strong>. 330<br />

Nicht weniger wichtig <strong>als</strong> die hier genannten Wesenszüge ist der Umstand, daß das Bild aus<br />

seinem Urbild nach Art einer repraesentatio expressa hervorgehen muß, d.h. in grundlegender<br />

Ähnlichkeit mit ihm, in einer Nachahmung, die keinen beliebigen Anklang daran, sondern eine<br />

ausdrückliche Ähnlichkeit bzw. Konformität gemäß der Spezies bzw. einer erhabenen Vollendung<br />

aufweisen soll. Deswegen definiert Bonaventura das Bild <strong>als</strong> similitudo expressa in quadam<br />

configuratione. 331 Auf der anderen Seite kommt das Bild dann voll zustande, wenn diese<br />

Ausdruckskraft bzw. Konfiguration naturgemäß ist, d.h. wenn sich eine mit der Existenz selbst<br />

gleichzeitige Wesenskontinuität ergibt. Danach ist ein Seien<strong>des</strong> das natürliche Abbild eines anderen,<br />

wenn es vom Beginn seiner Existenz an alle die Wesensmerkmale besitzt, die es dem Urbild ähnlich<br />

machen oder angleichen. Deshalb sei es dem Menschen naturgemäß und konsubstantiell, Ebenbild<br />

Gottes zu sein. 332<br />

Naturgemäßheit und Konsubstantialität <strong>des</strong> göttlichen Bil<strong>des</strong> im Menschen ist etwas, das<br />

für Bonaventura einen Charakterzug der Seele darstellt und das zur Reflexion über deren Sein in<br />

der Welt auffordert, welches die Ebenen einer Definition <strong>als</strong> „animal rationale“ bzw. „animal<br />

sociale“ noch überschreitet. Er spricht daher lieber von „creatura rationalis“, wenn er zu der<br />

Auffassung gelangt, daß die Beziehung zu Gott <strong>als</strong> Schöpfer und letztes Ziel für das Wesen <strong>des</strong><br />

Menschen konstitutiv ist. Daraus ergibt sich die Bestimmung zur imago Dei. Da geht es aber nicht<br />

um eine Metapher, sondern darum, eine bestimmte Stellung in der Schöpfung aus der Perspektive<br />

der <strong>Seins</strong>analogie begrifflich zu umreißen: <strong>Die</strong> dem Menschen zukommende Stellung, die er allein<br />

mit den engelhaften Wesen teile, sei nun gerade die Ähnlichkeit mit Gott. Verwandtschaft,<br />

Ausrichtung auf Gott, Gleichförmigkeit mit ihm, alles das sind weitere Begriffe, die dazu geeignet<br />

sind, den Menschen <strong>als</strong> das Geschöpf zu bezeichnen, das eine „persönliche“ Beziehung zu seinem<br />

ursächlichen Prinzip bewahrt, wobei unter diesem Prinzip die schöpferische personale Trinität<br />

verstanden wird, insofern die Hervorbringung der Wirkung durch eine Ausdrucksmacht der<br />

329 II Sent., d. 16, dub 2 (II, 407 a): “Imago dicit ordinem ad illud cuius est imago, tanquam in finem et<br />

ordinem inmediatum”.<br />

330 Vgl. I. Quiles, S.J., Un elemento existencial en la tradición escolástica: la contingencia del ser finito (ens<br />

contingens), in: Ciencia y Fe, 19 (1949) ff. 72-82.<br />

331 Vgl. I Sent., d. 3, q. 2, a. 1 q. 2, concl..; II Sent., d. 16, a. 2, q. 3; a. 1, q. 1 concl.; a. 1, q. 3 concl. Vgl. A.<br />

Solignac, L’homme image de <strong>Die</strong>u dans la spiritualité de saint Bonaventure, Contribuiti I, Roma (1985) S. 77-<br />

101, bes. 84.<br />

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