1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Einprägung der Ähnlichkeit von seiten <strong>des</strong> „Exemplar“, und der Ausdruck der Ähnlichkeit auf<br />
seiten <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> im ausgeführten Sein. Je unmittelbarer dieses Verhältnis nun ist, umso enger<br />
werden Übereinstimmung und Verwandtschaft der Seienden, unter denen jenes Verhältnis entsteht,<br />
da sich die Zuneigung <strong>des</strong> einen zum anderen, dem es sich wesenhaft zugeordnet findet, zunehmend<br />
verstärkt. Und insoweit diese Ausrichtung <strong>des</strong> einen auf das andere unmittelbar ist, wird die<br />
Ähnlichkeit auch formaler und expressiver. Deswegen behauptet Bonaventura vom Abbild, wie das<br />
vor ihm schon Augustin getan hatte, daß es 'capax Dei' sei und eine dynamische Ausrichtung auf<br />
das Exemplar habe, welches das Urprinzip von <strong>des</strong>sen Sein darstellt. 339<br />
Obgleich das Thema <strong>des</strong> Menschen <strong>als</strong> Ebenbild grundlegend aus <strong>theologische</strong>r Sicht, in<br />
biblischer Inspiration und in der Tradition der auctoritas, entwickelt wird, ist es doch nicht weniger<br />
gewiß, daß das Thema an sich keinen ausschließlichen Gegenstand von Bibel und christlicher<br />
Theologie darstellt, sondern auch eine Betrachtung aus philosophischer Perspektive verdient,<br />
welche die Aspekte oder Fähigkeiten der Seele hervorhebt: Gedächtnis, Intelligenz und Willen, <strong>als</strong><br />
dem menschlichen Geist konsubstantielle Wesenszüge.<br />
1. 1. <strong>Die</strong> Seele <strong>als</strong> Form <strong>des</strong> Körpers: <strong>Die</strong> Spur der transzendentalen Einheit<br />
Der Begriff der Teilhabe ist in der bonaventurischen Lehre vom Naturuniversum ganz<br />
grundlegend. In der Ordnung der dieses Universum bildenden körperhaften Kreaturen bestehen<br />
zwei klar unterscheidbare Extreme: der Urstoff und die rationale Seele <strong>als</strong> die privilegierteste<br />
Form. 340 <strong>Die</strong>se beiden Extreme finden sich in voller Abhängigkeit von Gott, der sie geschaffen hat.<br />
Der Urstoff birgt, wie schon gesagt, die Grundlage für die Existenz der körperhaften Wesen,<br />
während die rationale Seele <strong>als</strong> Substanzform <strong>des</strong> menschlichen Körpers den Menschen <strong>als</strong> das<br />
würdigste Seiende der Schöpfung darstellt.<br />
Nach Bonaventura bestand der Körper <strong>des</strong> Menschen vor dem Sündenfall aus den vier<br />
Elementen, die darin so miteinander kombiniert waren, daß sie dem menschlichen Körper<br />
339 Vgl. J. G. Bougerol, Lexique Saint Bonaventure, Paris (1969) S. 85.<br />
340 II Sent., d. 19, a. 1, q. 1, ad opp. 1. 2. (II, 458 a-b) : “In ordine creaturarum universi, reperimus primam<br />
materiam et ultimam formam, et aeque vel magis est de complemento universi ultima forma sicut et prima<br />
materia”.<br />
136