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1 Die Transzendentalien des Seins als onto-theologische ...

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Anhängern <strong>des</strong> christlichen Glaubens zugänglich, und <strong>des</strong>halb nicht allen Menschen. Doch würde<br />

uns Bonaventura gewiß entgegnen, daß der christliche Glaube in seinen Wurzeln universell ist und<br />

ein Nicht-Christ sich daher im Irrtum befindet. <strong>Die</strong>se Antwort enthielte erneut das schon<br />

angesprochene <strong>theologische</strong> a priori. Und wir hätten damit zwei Möglichkeiten: entweder<br />

Bonaventuras Denken zu übergehen, weil letztlich alles grundlegend auf einem ersten Prinzip<br />

beruht, das apriorisch und ohne weiteres mit dem Gott der biblischen Offenbarung gleichgesetzt<br />

wird (womit gleichfalls viele andere Denker nicht nur <strong>des</strong> Mittelalters übergangen werden müßten);<br />

oder aber die Mühe auf uns zu nehmen, den einzelnen Strukturen seines Denkens schrittweise zu<br />

folgen und eine Konzeptualisierung seiner <strong>theologische</strong>n Lehre zu versuchen, wobei wir Bedeutung<br />

und Zweck, die darin bestimmte eigentlich philosophische Elemente erhalten, wie bei der Lehre von<br />

den <strong>Transzendentalien</strong>, erfassen sollten.<br />

Andererseits besteht ein zweiter Grund darin, daß der Glaube nicht auf die Erkenntnis<br />

Gottes <strong>als</strong> transzendenter körperloser Substanz, sondern <strong>als</strong> personaler Trinität verweist. Und<br />

genau dazu kann die natürliche Vernunft keinen Zugang mehr haben, weil dort ein Mysterium<br />

vorliegt, das sich erst im Glaubensdogma erschließt. Es ließe sich <strong>als</strong>o sagen, der Glaube komme<br />

hier der Vernunft zu Hilfe, aber nicht so sehr, weil diese unzulänglich und vor Irrtümern nicht<br />

geschützt sei, sondern da sich der zu behandelnde Gegenstand schlicht und einfach außerhalb ihrer<br />

natürlichen Möglichkeiten befindet, ein Argument, das nicht mehr allein in den Bereich der<br />

Theologen gehört, sondern diesen schon überschreitet. Und hier können sich wiederum zwei<br />

Optionen ergeben: entweder Bonaventura abtun, weil wir -wie Wittgenstein sagen würde- über das<br />

nicht reden sollen, was wir nicht erkennen können (die Einstellung <strong>des</strong> heute vorherrschenden<br />

logischen Positivismus, womit wir wieder viele andere Denker übergehen müßten); oder uns der<br />

Möglichkeit annähern, eine (philosophische) Vernunft zu postulieren, die offen wäre für das<br />

Verständnis der Wirklichkeit aus interdisziplinären Sichtweisen, die sich in der Verwendung <strong>des</strong><br />

jedem jeweils Eigentümlichen wechselseitig ergänzen, und -wenn auch nur methodisch, wie beim<br />

hyperbolischen Zweifel der Cartesianer- das intellektuelle Gefängnis etwas zu verlassen, in das sich<br />

eine übertriebene Nutzung <strong>des</strong> methodischen Paradigmas schließlich verwandeln kann.<br />

<strong>Die</strong> Weisheit, welche die mittelalterlichen Denker von Aristoteles übernommen hatten, war<br />

weder reiner Verstand noch reine Vernunft, sondern umfaßte beide und überschritt auch beide.<br />

Denn der Verstand ist der Habitus der Prinzipien, und die Verständigen sind die, welche die<br />

Prinzipien, die Ursachen und die Erklärungen für die Dinge rasch und richtig erfassen. <strong>Die</strong> Vernunft<br />

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